“2011 ein gutes Jahr”, bilanziert der BRV die Geschäftsentwicklung

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Knapp 61 Millionen Fahrzeugreifen wurden im Reifenersatzgeschäft Deutschland im Jahr 2011 insgesamt vom Handel an Verbraucher verkauft. „Damit war das vergangene Jahr erneut ein gutes Geschäftsjahr für unsere Branche“, resümiert Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Das wichtige Pkw-Reifensegment lag dabei den BRV-Zahlen zufolge mit 4,9 Prozent im Minus. 2011 wurden dabei 49,7 Millionen Pkw-Reifen an Endverbraucher verkauft (Sell-out). Während sich die Nachfrage nach Pkw-Sommerreifen mit knapp 24,8 Millionen Stück (nach 24,9 Millionen 2010) auf hohem Niveau gehalten hat, war im Produktbereich Pkw-Winterreifen ein Absatzminus von rund neun Prozent zu verzeichnen. Insgesamt wurden in 2011 rund 24,9 Millionen M+S-Reifen für Pkw verkauft. „Vor dem Hintergrund der extrem hohen Umrüstquote auf Winterreifen im Vorjahr, die durch die Neuregelung der ‚situativen Winterreifenpflicht’ in der StVO beflügelt wurde und unserer Branche ein exorbitant gutes Jahr bescherte, ist das in einem milden Winter wie dem gerade vergangenen als sensationell gutes Ergebnis zu werten“, bilanziert Verbandschef Hülzer.

Im Gegensatz zu den ‚normalen’ Pkw-Reifen konnte der Absatz von Runflatreifen für Pkw in beiden Bereichen Sommer und Winter weiter deutlich ausgebaut werden. Gut eine Million M+S-Runflats – das entspricht einem Plus von 22,9 Prozent – und 700.000 Sommer-Notlaufreifen (+4,6 Prozent) wurden in 2011 verkauft. Grund dafür sei der steigende Anteil an Reifen dieses Typs in der Erstausrüstung, was sich in entsprechendem Ersatzbedarf niederschlage, so der BRV in einer Mitteilung dazu. Und da Neufahrzeuge überwiegend mit Sommerreifen vom Band rollen, sei die Nachfrage nach Winterreifen im Ersatzgeschäft naturgemäß höher. „Hier spiegelt sich die mit weit über 80 Prozent sehr hohe, allgemeine Umrüstquote auf M+S-Reifen wider“, erläutert BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler.

Sehr erfreulich für die Branche sei auch die Absatzsteigerung im Segment Offroadreifen gewesen. Gut drei Millionen Stück wurden verkauft, davon waren rund 54 Prozent Sommer-, der Rest Winterreifen. „Das Absatzplus von fast 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hat selbst unsere Erwartungen um mehr als vier Prozentpunkte übertroffen“, betont BRV-Chef Hülzer. Tendenz weiter steigend, denn die Absatzzahlen in diesem Fahrzeugsegment nehmen ebenfalls weiter zu.

Bemerkenswert sei auch, findet man in der Bonner BRV-Zentrale, dass es Runflat- und UHP-Reifen zusammen mit 4×4-/Offroadreifen mittlerweile auf einen Marktanteil von 28,6 Prozent bringen – gleichfalls mit weiter steigender Tendenz. „Bald wird jeder dritte verkaufte Pkw-Reifen dieser Kategorie angehören“, sagt Drechsler, „doch kaum ein Autofahrer weiß, dass diese auch spezielle Ansprüche an den Reifenservice stellen.“ BRV und WdK – die Verbände von Reifenhandel/-handwerk sowie -industrie – haben deshalb vor zwei Jahren eine breit angelegte Qualifizierungsoffensive gestartet und empfehlen grundsätzlich Servicebetriebe zu wählen, die durch ein WdK-Zertifikat die Voraussetzungen für eine sichere Reifenmontage nachweisen können. Dazu gehören geschultes Personal und spezielle Montageausrüstung.

Im Nutzfahrzeugbereich ging der Stückverkauf von Leicht-Lkw-Reifen (LLkw) leicht auf 3,52 Millionen zurück (Vorjahr: 3,56 Millionen Stück), im Geschäft mit Lkw-Reifen habe der Handel mit gut drei Millionen Stück das hohe Niveau des Vorjahres halten können, so der BRV weiter. Aufgrund der hohen Kostensensibilität im Speditionsgewerbe fänden runderneuerte Lkw-Reifen eine zunehmende Beachtung. Während der Absatz von Neureifen in diesem Segment um etwa 3,6 Prozent sank, konnten rund 5,5 Prozent mehr Runderneuerte als im Vorjahr verkauft werden.

Bei einem Plus von 20,5 Prozent lag der Absatz im Nischensegment der Reifen für Erdbewegungsmaschinen (EM-Reifen, gut 45.000 Stück), während die Nachfrage nach Landwirtschaftsreifen (gut 74.000 Stück) hingegen um gut fünf Prozent unter Vorjahr lag, so der BRV weiter.

Im Segment Motorradreifen stagnierte der Stückabsatz bei 1,3 Millionen. „Für den deutschen Reifenfachhandel ist 2011 damit – nach zwei vorher gehenden Ausnahmejahren – insgesamt gut gelaufen, zumal trotz der Stückzahlverluste in einzelnen Segmenten ein Umsatzplus von durchschnittlich 7,8 Prozent erreicht werden konnte“, resümiert Peter Hülzer. Der Reifenfachhandel sei in der Lage gewesen, die erheblichen Preissteigerungen der Industrie an den privaten und gewerblichen Verbraucher weiterzugeben. Angesichts der aktuellen Rohstoffpreisentwicklungen etwa bei Naturkautschuk werde im laufenden Jahr mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen sein.

Auch die Erwartungen an das Reifenersatzgeschäft 2012 sind dem Reifenhandelsverband zufolge durchaus positiv. Der Branchenverband rechnet durchgehend mit Absatzzuwächsen, wenngleich – mit Ausnahme der Produktgruppe Offroadreifen – auf eher bescheidenem Niveau. Das Pkw-Reifensegment werde vermutlich um 2,4 Prozent auf 50,93 Millionen verkaufter Reifen wachsen, während in den anderen Segmenten folgende Wachstumsraten erwartet werden: Offroadreifen 12,5 Prozent, LLkw-Reifen 3,1 Prozent, Lkw-Reifen 1,0 Prozent, Motorradreifen 0,8 Prozent, AS-Triebradreifen 1,0 Prozent und EM-Reifen 0,9 Prozent.

„Die Prognose im Produktbereich Lkw wird von der Hoffnung getragen, dass sich das Transportgeschäft angesichts guter Konjunkturdaten in 2012 stabilisiert“, erläutert Peter Hülzer. „Was das Segment Pkw-Reifen betrifft, so ist unsere Schätzung vorsichtig: Wir haben darin nicht einkalkuliert, dass die Entschließung des Bundesrates hinsichtlich der Erhöhung des Mindestprofils für Winterreifen auf vier Millimeter noch in diesem Jahr realisiert wird – obwohl wir diesen Vorschlag nach wie vor mit Nachdruck unterstützen.“

Insgesamt sei der Reifenfachhandel für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2012 gut aufgestellt. Zum einen seien die Reifenspezialisten „mit ihrem sehr hohen, u.a. durch den gewachsenen Anteil des Großhandels bedingten Marktanteil von 67,3 Prozent am Sell-in bei Pkw-Reifen (Hersteller an Handel) nach wie vor der Hauptpartner der Reifenindustrie“, so der BRV. Zum anderen hätten die gut 4.400 Reifenfachhandels-Outlets im Sell-out, also im Pkw-Reifenverkauf an Verbraucher, „knapp 44 Prozent Anteil“. Gegenüber ihrem Hauptwettbewerber, den über 30.000 Betrieben des Kfz-Gewerbes, sei das ein Vorsprung von fast acht Prozentpunkten. Und sie könnten mit deutlich höherer Sortimentsvielfalt punkten, ist man beim BRV überzeugt. Hinzu komme, dass im Laufe des Jahres die Pflicht zur Reifenkennzeichnung in Kraft tritt. Industrie und Handel müssten dann dafür sorgen, dass die Verbraucher bei jedem im Ersatzgeschäft verkauften Reifen über dessen Rollwiderstand, Nasshaftung und Abrollgeräusch informiert werden. „Das Reifenlabel ist erklärungsbedürftig“, sagt Drechsler. „Aber der Reifenfachhandel ist der Spezialist, um das Label dem Verbraucher nahezubringen.“ ab

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