CMS Automotive will zu alter Stärke im Nachrüstgeschäft zurück

Der türkische Hersteller von Aluminiumgussfelgen CMS Jant ve Makina Sanayii A. S. ist im vergangenen Jahr von den Anforderungen der Erstausrüstung förmlich überrollt worden. Die beiden Räderfabriken in Pinarbasi und Cigli waren in 2011 bis zum Anschlag ausgelastet und haben mit einem Output von mehr als fünfeinhalb Millionen Einheiten einen neuen Unternehmensrekord verbucht – und kurzerhand entschieden, eine dritte Fabrik zu errichten, die in einer Freihandelszone unweit Izmir derzeit aus dem Boden gestampft wird und die Jahreskapazität des Unternehmens bereits in den nächsten Wochen in einer ersten Ausbaustufe auf acht, später wohl zehn Millionen Einheiten jährlich katapultieren wird.

Solche Investitionsentscheidungen – in ihrer Größe und in ihrer Geschwindigkeit – sind im Allgemeinen nur möglich in unternehmergeführten Firmen: CMS gehört zu hundert Prozent der Familie Ösen, zwei der vier Gesellschafter sind im operativen Bereich als Geschäftsführer tätig: Berat Ösen als Verantwortlicher für Marketing und Vertrieb, Bertug Ösen für Produktion und Technik. Beide sind Söhne des Firmengründers Tonguc Ösen.

Hinter den beiden größten europäischen Marktteilnehmern wird CMS um Platz 3 auf der europäischen Rangliste der Aluminiumräderhersteller künftig konkurrieren. Einen guten Platz im Vorderfeld des europäischen Ersatzmarktes hatte sich im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends auch die seit 2003 in St. Leon-Rot – gelegen in der Metropolregion Rhein-Neckar – beheimatete hundertprozentige Tochter- und Vertriebsgesellschaft CMS Automotive Trading GmbH erarbeitet. Und hatte im vergangenen Jahr 2011 eine Schattenseite des großen CMS-Erstausrüstungserfolges zu spüren bekommen, wie deren Geschäftsführer Andreas Göbel im Gespräch unumwunden einräumt und wie auch von treuen CMS-Kunden berichtet wird. Die beiden CMS-Fabriken in Pinarbasi und Cigli waren dermaßen durch die Erstausrüstung blockiert, dass die Lieferfähigkeit an Rädern fürs Nach- und Umrüstgeschäft deutlich hinter den Vorjahren zurückblieb.

Weil er so etwas „nicht noch einmal erleben“ wolle, so Göbel, haben er und sein Team in Abstimmung mit CMS in der Türkei beschlossen, nicht nur von den neuen Kapazitäten am neuen Standort in einer Freihandelszone von Izmir – übrigens in direkter Nachbarschaft eines Mitbewerbers – besonders zu partizipieren bzw. wie in früheren Jahren ausschließlich von der Muttergesellschaft beliefert zu werden, sondern sich darüber hinaus wie diverse andere Aluräderanbieter im Aftermarkt auch in Fernost zu bedienen.

Der Mutterkonzern beliefert aktuell etwa ein Dutzend Automobilmarken mit Aluminiumgussrädern ans Band. An der Spitze der Kundenliste steht Volkswagen, mit dieser Marke ist man gewachsen, aber darüber hinaus haben sich weitere Schwestermarken aus dem Volkswagen-Konzern als Kunden herankristallisiert. Hinter dem Markentrio Renault-Nissan-Dacia kommen einerseits die Fiat-Gruppe, Toyota und Honda, andererseits aber auch die deutschen Premiummarken wie Mercedes und BMW sowie neuerdings selbst erste Porsche-Projekte. CMS begegnet den anderen großen Erstausrüstern also bezogen aufs Kundenportfolio durchaus auf Augenhöhe.

Freilich ist CMS weit davon entfernt, sich ausschließlich der Erstausrüstung verschreiben zu wollen, erklärter Wille sei es, weiterhin im Aftermarket kräftig mitzumischen. Mit einem dauerhaften Anteil am Konzernabsatz in Stückzahlen in einer Größenordnung von zehn Prozent, taxiert Göbel. Davon wird er mit seinem Standort, wo im Lager übrigens eine Kapazität von knapp unter 50.000 Einheiten vorgehalten wird, einen guten Teil beizutragen haben. Zwar entfallen etwa 60 Prozent des Umsatzes der CMS Automotive auf den deutschen Markt, aber die Vertriebsgesellschaft ist auch für Mittel-, Nord- und Osteuropa verantwortlich. „Der Rest der Welt“, einschließlich des aufstrebenden türkischen Heimatmarktes mit vielen automobilenthusiastischen jungen Menschen natürlich, wird vom Firmensitz in der Türkei gemanagt, wo sich ein zweites Lager befindet, auf das Göbel schnell zugreifen kann und das dank der eingespielten Logistik bei Bedarf darüber hinaus die Versorgung seiner Kundschaft gewährleistet.

In Deutschland ist CMS bei (fast) allen relevanten Ketten gelistet, weil man das unkomplizierte Programm und die marktgerechte Preisstellung schätzt. Tunern und Kfz-Importeuren steht man zwar aufgeschlossen gegenüber, zum Umsatz tragen sie aber nur geringfügig bei. So wie die Schiene VW Zubehör oder Techno, die freilich auch immer unter der Eigenmarke bedient werden. In den anderen von St. Leon-Rot betreuten europäischen Ländern hat CMS im Allgemeinen jeweils einen Exklusivimporteur, zumeist sind dies Großhändler, gegebenenfalls aber auch mal ein Fahrzeugimporteur – je nach Marktgegebenheit.

Unter der Führung von Andreas Göbel ist ein vierzehnköpfiges Team für Verkauf, Marketing und Lager zuständig. Die Technik obliegt weitgehend den mit modernstem Entwicklungs-Know-how und -equipment bestückten Kollegen im fernen Izmir. Auf die Kompetenz eines großen Erstausrüsters zugreifen zu können, birgt auch Vorteile. detlef.vogt@reifenpresse.de

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