Quote WdK-zertifizierter Reifenfachhändler steigt langsamer als erhofft

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Nach ersten Anzeichen, dass an UHP- und Runflat-Reifen festgestellte Schäden möglicherweise auf eine unsachgemäße (De-)Montage zurückzuführen sein könnten, hatte der daraufhin gebildete Arbeitskreis „Reifenmontage“ des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie e.V. (WdK) ein Konzept erarbeitet, wie dem zu begegnen sei. Es umfasst mehrere Module: Neben einer Montage- bzw. Demontageanleitung gehören dazu noch eine Leitlinie/Richtlinie zur Prüfung von Montagemaschinen sowie entsprechende Fortbildungsmaßnahmen sowohl für Monteure im Reifenservice als auch für ihre Ausbilder bzw. Ausbildungsstätten. Verwendet nun ein Reifenvermarkter in seinem Betrieb vom WdK zertifiziertes Werkstattequipment und hat einer der Monteure die konzeptgemäße Weiterbildung in Sachen (De-)Montage von UHP-/Runflat-Reifen erfolgreich durchlaufen, wird dem Standort insgesamt eine diesbezügliche WdK-Zertifizierung verliehen. Opens external link in new windowVor rund einem Jahr war nach einer Stichprobe der NEUE REIFENZEITUNG (vgl. Ausgabe 1/2011) ein knappes Fünftel (18,9 Prozent) der Mitgliedsbetriebe des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV) zertifiziert, und der BRV selbst sprach damals von einer 16,2-prozentigen Quote. Wie hat sich diese Zahl innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate entwickelt?

Schließlich hatte der Reifenhandelsverband angesichts der in Bezug auf das Thema WdK-Zertifizierung bis dahin als „eher verhalten“ bzw. „nicht ausreichend“ bezeichneten Resonanz seiner Mitglieder große Hoffnungen in eine entsprechende Opens external link in new windowPR-Kampagne gesetzt. Sie wurde Ende 2010 erstmals vorgestellt und sollte dann ab Frühjahr vergangenen Jahres für Schwung und über ein dadurch in der Öffentlichkeit entsprechend erzeugtes Problembewusstsein letztendlich wohl auch für eine höhere Zertifizierungsquote sorgen. Selbstredend geht es der Branchenvertretung bei alldem nicht um eine Zertifizierung nur um des Zertifizierens willen, sondern abgesehen von Sicherheitsargumenten vor allem auch darum, dass sich der Reifenfachhandel über die WdK-Zerifizierung als eine Art von Gütesiegel von anderen Reifenvermarktern abheben bzw. gegenüber diesen seine fachliche Kompetenz rund um Reifen/Räder hervorheben kann. Denn bekanntlich buhlen mit Autohäusern, Kfz-Werkstätten, Autofachmärkten, dem Onlinehandel usw. immer mehr alternative Distributionskanäle um (Pkw-)Reifenkäufer und „wildern“ damit im angestammten Revier des Reifenfachhandels. Nicht umsonst betont der BRV immer wieder, der Reifenfachhandel möge sich auf seine Stärken besinnen und so weiteren Marktanteilsverlusten vorbeugen. Denn mit Blick auf das Jahr 2010 wurde für den Reifenfachhandel zuletzt ein Marktanteil von „nur“ gut 45 Prozent beim Pkw-Reifengeschäft mit dem Endverbraucher berichtet, nachdem der Vergleichswert einige wenige Jahre zuvor noch regelmäßig deutlich jenseits der 50-Prozent-Marke gelegen hatte.

Zumindest in Sachen der PR-Kampagne „WdK-zertifizierter Reifenfachhandel“ konnte BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler jüngst ein positives Zwischenfazit ziehen. „Es ist schon beeindruckend, welche Resonanz in der Öffentlichkeit damit seit dem Start im Spätherbst vergangenen Jahres erreicht wurde“, schrieb er in der September-/Oktober-Ausgabe 2011 des Verbandsblattes Trends & Facts. Selbst wenn man auf der einen Seite noch Mitte Oktober des gerade zu Ende gegangenen Jahres via Newsletter bei seinen Mitgliedern eindringlich dafür warb, der Handel möge doch bitte – sofern noch nicht geschehen – seiner Qualifizierung für die (De-)Montage von UHP-/Runflat-Reifen durch eine WdK-Zertifizierung Ausdruck verleihen bzw. seine diesbezügliche Kompetenz durch entsprechend verfügbares Point-of-Sale-Material zu signalisieren, so wird auf der anderen Seite zugleich von bereits 795 kostenlosen Werbemittelstartpaketen berichtet, die seit Beginn der Kampagne an zertifizierte BRV-Betriebe versandt wurden. Diese bestehen demnach aus jeweils einem Fensteraufkleber, 15 Flyern sowie einem Formular, mit dem dann allerdings kostenpflichtige Nachbestellungen dieser Materialien sowie weiterer (Poster, Spannbänder und Ähnliches) aufgegeben werden können. Wie in Trends & Facts zu lesen war, hat all dies zu 73 Nachbestellungen geführt. Andersherum formuliert kann dies ja wohl nur bedeuten, dass rund 90 Prozent der vom BRV kontaktierten und WdK-zertifizierten Betriebe die Auffassung vertreten, dass ein Aufkleber und 15 Flyer genug für sie sind. Wenn die Geschäfte nicht allerorten so blendend laufen, dass man auf zusätzliche Kunden getrost verzichten kann, lässt dies eigentlich nur einen Schluss zu: Die Handlungsmaxime „Tue Gutes und rede darüber“ haben weite Teile des Fachhandels offenbar noch nicht verinnerlicht, oder der potenzielle Nutzen der eigenen WdK-Zertifizierung wird nicht gesehen bzw. ist bis dato ausgeblieben, sodass weitere Investitionen darin – seien sie auch vergleichsweise klein – als nicht zielführend erachtet werden.

Eine derartige Form der „Massenträgheit“ spiegelt sich analog dazu auch in der Entwicklung der Zertifizierungsquote aufseiten BRV-Betriebe selbst wider. Gab sich Hans-Jürgen Drechsler vor Jahresfrist gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG noch zuversichtlich, dass sich basierend auf den Anmeldungen bei WdK-autorisierten Fortbildungsstätten für 2011 eine Verdoppelung der zertifizierten Stationen im Reifenfachhandel im abgelaufenen Jahr würde erreichen lassen, so haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. Angesichts von 844 WdK-zertifizierten BRV-Servicestationen berichtete der BRV-Geschäftsführer in der Ausgabe 5/2011 des Verbandsmagazins nämlich von einer mit Blick auf die Mitgliedsunternehmen bzw. deren Betriebsstätten „nach wie vor nur“ bei 25 Prozent liegenden Zertifizierungsquote. „Es besteht also immer noch deutlicher Nachholbedarf“, schrieb Drechsler dem Handel bei dieser Gelegenheit ins Gebetbuch. Da ist es wohl nur bedingt Trost spendend, dass diese Fachzeitschrift bei einer eigenen, Mitte November erhobenen Stichprobe analog zu selbiger etwa ein Jahr zuvor eine geringfügig höhere Quote ermitteln konnte. Im Mittel über mehr als 60 ausgewählte bundesdeutsche Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern (inklusive eines Umkreises von jeweils 20 Kilometern um sie herum) hat der Vergleich der unter www.reifen-kompetenz.de gelisteten BRV-Betriebe mit der Zahl derjenigen, die auch eine WdK-Zertifizierung vorweisen können, einen Wert von 28,8 Prozent ergeben. Das ist zwar eine positive Entwicklung, aber beileibe keine Verdopplung. Dazu hätte sich – je nachdem welchen der beiden 2010er-Bezugswerte man als Basis heranzieht – eine Quote von mehr oder weniger deutlich über 30 Prozent für 2011 ergeben müssen.

Eine ungleich positivere Zwischenbilanz zieht der BRV bezüglich dem, was man im Zuge PR-Kampagne etwa an (Presse-)Veröffentlichungen beispielsweise in Printmedien mit einer Auflage von über 2,5 Millionen Exemplaren erreichen konnte. Abgesehen von der Tages- und Fachpresse wurden demnach über 80 Redaktionen der Boulevardpresse und frauenaffiner Titel angesprochen, wobei – wie es weiter heißt – das Thema „sichere Reifenmontage“ auf Interesse gestoßen sei und eine positive Resonanz hervorgerufen habe. Doch auch vorproduzierte Video- und Opens external link in new windowAudiobeiträge für TV- und Radiostationen wurden eingesetzt, um in der Öffentlichkeit ein Problembewusstsein in Sachen der (De-)Montage von UHP- und Runflat-Reifen zu erzeugen. Und diesbezüglich werden ebenfalls Erfolge vermeldet, zumal es hierfür gelungen war, den ehemaligen Formel-1-Fahrer und jetzigen RTL-Motorsportkommentator Christian Danner als Opens external link in new windowUnterstützungspartner der Kampagne „WdK-zertifizierter Reifenfachhandel“ zu gewinnen. In diesem Zusammenhang verweist der BRV beispielsweise darauf, dass der Radiospot „Risiko bei 210 km/h – Wenn die Reifen bei schnellen Fahrten zum Sicherheitsrisiko werden“ von 17 Sendern verwendet wurde und damit eine sogenannte Nettostundenreichweite von knapp 580.000 Kontakten bzw. eine Tagesreichweite von gut 1,9 Millionen Kontakten erzielt haben soll. Für einen zweiten Spot namens „Horror Reifenplatzer – So wird der Reifen nicht zum Sicherheitsrisiko“ werden Werte von mehr als 380.000 (Nettostundenreichweite) respektive über 840.000 Kontakten (Tagesreichweite) genannt.

Verständlich also, dass man nicht nur weitere Spots produzieren, sondern außerdem noch die PR-Kampagne insgesamt weiter fortführen will – unter anderem auch zusätzlich auf einem so „neuen“ Kommunikationskanal wie Facebook. „Mindestens fünf Jahre sollte die Kampagne schon laufen“, sind Drechslers Worte im BRV-Magazin wiedergegeben. Zumal die Finanzierung des Ganzen bzw. die Unterstützung der PR-Kampagne „WdK-zertifizierter Reifenfachhandel“ durch Sponsoren vonseiten der Reifenindustrie kein ernsthaftes Problem darzustellen scheint. Zumindest lässt sich dies dem Protokoll zu den Industriegesprächen entnehmen, die der BRV im Herbst vergangenen Jahres mit Vertretern von Bridgestone, Continental, Goodyear Dunlop, Michelin und Pirelli geführt hat. Durchgehend sollen die genannten Unternehmen dabei einer Fortsetzung der Kampagne prinzipiell positiv gegenübergestanden bzw. deren weitere ideelle und finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt haben. Wer weiß, vielleicht überträgt sich dieser Schwung nunmehr in verstärktem Maße ja auch auf den Reifenfachhandel respektive die bis dato noch nicht WdK-zertifizierten BRV-Mitgliedsbetriebe. Man wird sehen. christian.marx@reifenpresse.de

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