“Sieger sein” – Nürburgring Schauplatz von GDHS-Handelskongress

Tagungen von Reifenhandelskooperationen sind einerseits Veranstaltungen, die der Information und dem Austausch der Partner untereinander dienen sollen. Andererseits sind sie zudem jedoch meist ebenso dazu gedacht, die Mitstreiter darin zu bestätigen, dass sie sich dem richtigen Konzept angeschlossen haben. Diesbezüglich bildete auch der vierte Handelskongress der Goodyear Dunlop Handelssysteme (GDHS) für und mit allen Premio-, HMI- und Quick-Partnern keine Ausnahme, der unter dem Motto „Wir sind GDHS – unser Weg ist Zukunft“ stand. Für die Zusammenkunft hatte man sich für den Nürburgring als Veranstaltungsort entschieden, weil es zum einen ohnehin nur wenige Lokalitäten gibt, welche dem Ansturm einer solch großen Zahl von Gästen gewachsen sind – immerhin zählte man diesmal rund 1.200 Teilnehmer. Zum anderen werden auf der Eifelrennstrecke regelmäßig Siege im Motorsport gefeiert, und bei GDHS ist man sich schließlich sicher, ebenfalls zu den Siegern zu gehören. „Sieger sein“ oder „weiter zu den Führenden gehören“ waren denn auch einige der aus dem Rennsport entliehenen Metaphern, die unter anderem GDHS-Geschäftsführer Goran Zubanovic von Mal zu Mal bemühte, wenn es um die (weitere) Entwicklung der unterschiedlichen Partnerkonzepte ging.

Und in den vergangenen drei Jahren war die positiv, wie Zubanovic unter Verweis auf die seit 2008 von 890 auf inzwischen gut 990 gestiegene Zahl von GDHS-Partnern darlegte. Zugleich hätten sie ihre Stellung als einer der wichtigsten Vermarktungspartner der Goodyear Dunlop Tires Germany (GDTG) weiter gefestigt, denn die Sell-in-Zahlen in Bezug auf Reifen aus dem Konzern sollen sich im gleichen Zeitraum von gut 2,9 Millionen auf mehr 3,3 Millionen Einheiten erhöht haben. „GDHS ist der wichtigste Handelspartner für Goodyear. Jeder fünfte unserer Pkw-Reifen und jeder zweite Lkw-Reifen wird über GDHS-Partner vermarktet“, bestätigte Dr. Rainer Landwehr, Vorsitzender der GDTG-Geschäftsführung. Die Bedeutung der Handelspartner könnte sich zudem weiter steigern, sieht er doch schon ein Überspringen der „magischen Zahl von 1.000 GDHS-Partnern“ in greifbarer Nähe. Egal ob Premio, HMI oder Quick: Alle drei Konzepte haben sich ein mehr oder weniger großes Wachstum der Partnerzahlen in den kommenden Jahren auf die Fahnen geschrieben. Nach derzeitigem Stand stellt HMI innerhalb der GDHS mit 650 angeschlossenen Betrieben (2008: 590) die zahlenmäßig größte Kraft dar gefolgt von 271 Premio-Betrieben (2008: 234) und nun bald 55 Quick-Discountern.

„Nachdem wir in den letzten drei Jahren den Schwerpunkt eher auf ein internes Wachstum gelegt haben und so unter anderem unsere Betriebsergebnisse verdreifachen konnten, sind für 2012 bis 2013 auch Investitionen in neue Standorte geplant“, erklärte der für das Quick-Konzept verantwortliche Peter Wegener. Im Fokus dabei stünden vor allem neue bzw. zusätzliche Filialen in Großstädten. Parallel zu der gesteigerten Zahl an Premio-, HMI- und Quick-Betrieben ist offenbar auch die wirtschaftliche Entwicklung nicht auf der Strecke geblieben, wie Klaus Romanus beispielhaft verdeutlichte. Der GDHS-Geschäftsführer konnte mit Blick auf den Zeitraum von 2008 bis heute von einem mit 23 Prozent über dem Marktdurchschnitt liegenden Rohertragszuwachs der Premio-Partner berichten. Basis dessen seien ein um 16 Prozent gesteigerter Pkw-Reifenabsatz sowie 20 Prozent mehr verkaufte Lkw-Reifen ebenso gewesen wie ein Umsatzplus beim Reifen- und Autoservice in Höhe von 14 bzw. 29 Prozent. Ähnlich stellt sich seinen Worten zufolge die Situation bei Quick dar, wo ein 15-prozentiges Absatzplus bei Pkw-Reifen sowie ein 33-prozentiges Plus beim Reifenservice zu einer 35-prozentigen Rohertragssteigerung geführt haben sollen.

Eine positive Bilanz der vergangenen drei Jahre zeichneten aber nicht nur die Premio- und Quick-Leiter Jochen Clahsen und Peter Wegener nach. Auch der für HMI verantwortliche Jan Matheus konnte von um 22 Prozent gestiegenen Reifenabsatzzahlen berichten: Setzten die HMI-Partner 2008 noch knapp 1,5 Millionen Reifen aus dem Goodyear-Konzern ab, werden es seinen Worten zufolge in diesem Jahr schon 1,8 Millionen sein. „HMI ist von großer Bedeutung für den Konzern“, meint Matheus angesichts dessen. Trotz all dieser überwiegend erfreulichen Zustandsmeldungen klang im Rahmen des GDHS-Kongresses vereinzelt und wohl dosiert mitunter doch auch (Selbst-)Kritik an. So gelobte Dr. Rainer Landwehr Besserung, vor allem was die Warenverfügbarkeitsproblematik angeht. Dank „erheblicher Investitionen in Werkserweiterungen“ und der damit verbundenen Aufstockung der eigenen Produktionskapazitäten hofft er, das leidige Thema – zumindest aus Sicht des Goodyear-Dunlop-Konzerns – spätestens ab 2012 ad acta legen zu können. Aber auch eine „Verbesserung der kurzfristigen Lieferbarkeit“ stellte er in Aussicht. Die Handelspartner werden es sicher mit Freude vernommen haben, hatte Romanus doch zuvor durchblicken lassen, dass man dieses Jahr über die 3,3 Millionen Einheiten hinaus gerne noch den einen oder anderen Reifen mehr zur Verfügung gehabt hätte.

Abgesehen vom bei Händlertagungen eigentlich immer präsenten Thema der Warenverfügbarkeitsproblematik bzw. der Ankündigung Landwehrs, die Lösung des Problems auf den Weg gebracht zu haben, hat die Tagung allerdings nicht allzu viel an Konkretem vermittelt, was die zukünftige GDHS-Entwicklung betrifft. Klar, die Zahl der Partner soll weiter gesteigert werden, der Absatz an (Konzern-)Reifen freilich ebenso und das Ganze kombiniert mit einer hohen Profitabilität. Anders formuliert: GDHS will vorne bleiben bzw. weiterhin ein „Sieger sein“. Allein das Wie wurde auf der Tagung teils nur recht vage angedeutet. „Wir wollen nicht nur Dinge richtig machen, sondern die richtigen Dinge richtig machen“, waren Zubanovics Worte ebenfalls etwas unverbindlich. Eben diese Dinge wie nationale Werbung, zentrales Marketing, Preismanagement, Ausbildung und Training, E-Commerce, IT-Lösungen wie das angekündigte neue Warenwirtschaftssystem „Tiresoft III“ und dergleichen mehr wurden zwar durchaus gestreift, kamen für den Beobachter von außen allerdings ein wenig kurz. Aber vielleicht war es gar nicht die Hauptintention der Veranstaltung, den Teilnehmern des Handelskongresses eine Art bis ins letzte Detail ausgefeilten „Fahrplan“ an die Hand zu geben. „Wir wollen unsere Partner herausholen aus dem Tagesgeschäft, um ihnen die Gelegenheit zu geben, über den Tellerrand hinaus zu schauen“, bestätigte Goran Zubanovic diesen Eindruck.

Und genau dafür hatte man eine Reihe von Referenten verpflichten können. So ließ Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk e.V. (BRV), beispielsweise noch einmal die positive Entwicklung im deutschen Reifenfachhandel 2010 Revue passieren. Gleichzeitig warf er aber auch einen Blick nach vorn und dabei unter anderem auf den Wettbewerb etwa mit freien und markengebundenen Kfz-Betrieben im Kerngeschäft Räder und Reifen, mit dem der Handel sich seinen Worten in zunehmendem Maße konfrontiert sieht. Professor Dr. Joachim Zentes – Direktor des Institutes für Handel & Internationales Marketing der Universität des Saarlandes und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH – sprach über den Konsumenten im Jahr 2020 und gab einen Ausblick auf das Verbraucherverhalten der Zukunft. „High End“, „Customization“, „Creative Consumers“, „High Touch“, „Identity Consumption“ und „Mobile Markets“ waren einige der Schlagwörter, die den Zuhörern zu Ohren kamen, während Anne M. Schüller über Empfehlungsmarketing referierte bzw. darüber, wie nützlich es sein kann, wenn Kunden als „aktive, positive Empfehler“ den Betrieb verlassen. Als Abschlussredner war es GDHS gelungen, mit Friedrich Merz den ehemaligen Vorsitzenden der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion als Redner zu gewinnen: Er widmete sich dem Euro und vor allem auch der Zukunft der Europäischen Union, bevor ein Galaabend samt Auftritt des bekannten Violinisten David Garrett den Handelskongress am Nürburgring abrundete. christian.marx@reifenpresse.de

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