Restrukturierung bei Wegmann Automotive abgeschlossen

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Der deutsche Weltmarktführer bei Auswuchtgewichten Wegmann Automotive hat seine Restrukturierung in Deutschland abgeschlossen. Nachdem der Hersteller bereits vor fünf Jahren aus Würzburg mit seiner Franken-Industrie-Fabrik ins benachbarte Veitshöchheim gezogen war und dort eine komplett neue Produktionsstätte samt Hauptverwaltung eingerichtet hatte, ist jetzt auch der Umzug der ehemaligen Dionys-Hofmann-Fabrik aus Albstadt nach Veitshöchheim weitestgehend abgeschlossen. Wie Geschäftsführer Thorsten Thom im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, seien nicht nur neue Strukturen in Deutschland und Europa geschaffen worden, sondern die Produktion wurde ebenfalls noch einmal weiter modernisiert.

Bei Wegmann Automotive ist man seit Langem der Überzeugung, regionaler Bedarf muss auch durch regional hergestellte Produkte gedeckt werden. Während andere Hersteller von Auswuchtgewichten vielleicht ihre Produktionsstätten irgendwo in Fernost konzentrieren, setzt der deutsche Weltmarktführer ganz bewusst auf die heimische Produktion und spielt damit auch einen Wettbewerbsvorteil aus, wie Thorsten Thom findet. Dass Wuchten wichtig ist und richtig gemacht werden muss, damit die Haltbarkeit des Fahrzeugs und die Sicherheit des Fahrers nicht gefährdet wird, ist ein Hinweis, den man nicht oft genug betonen kann, so der neue Wegmann-Automotive-Geschäftsführer; Thorsten Thom war zum 1. Januar in die Geschäftsführung des unterfränkischen Unternehmens berufen worden. Gerade jüngste Meldungen aus dem Reifenhandel stimmen bedenklich; danach wollen sich Leasingflotten offenbar – aus Kostengründen – zunehmend das Auswuchten sparen. So oder so, zum Auswuchten gehört nicht nur der Wille, diese wichtige Dienstleistung zu erbringen, sowie das notwendige Werkstattequipment. Auch sind dazu qualitativ hochwertige Auswuchtgewichte vonnöten.

Es gibt trotz des hochgradig automatisierten Produktionsprozesses zwischen Fabriken in verschiedenen Ländern gewisse Unterschiede, was die Produktqualität betrifft. Die Mitarbeiter oder das eingesetzte Rohmaterial sind hier etwa zentrale Einflussfaktoren. Diesbezüglich erkennt man bei Wegmann Automotive gerade für den Produktionsstandort Deutschland „optimale Bedingungen“, so Thom weiter. „Daher ist die Produktion in Deutschland auch ein Garant für hohe Qualität.“

Eine Produktion „Made in Germany“ ist folglich für einen Hersteller, dessen Gewichte sich auf zwei von drei in Europa hergestellten Neuwagen befinden, ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Nicht nur, dass in Deutschland hergestellte Auswuchtgewichte der drei Wegmann-Automotive-Marken „Hofmann Power Weights“, „Franken-Original“ und „F-Ecoline“ („F“ steht für Franken) den unbedingten Qualitätsanspruch wegen der optimalen Produktionsbedingungen garantieren, eine Produktion vor Ort biete auch entsprechende logistische Vorteile. Im Falle eines Falles könnten Gewichte innerhalb kürzester Zeit beim Kunden sein und müssten nicht erst über mehrere Woche im Container aus Fernost herangeholt werden.

Wenn heute einer der zahlreichen europäischen Erstausrüstungskunden Gewichte bei Wegmann Automotive bestellt, dann stammen sie aus dem neuen Werk in Veitshöchheim und sind „Hofmann Power Weight“-Gewichte, der OE-Marke des Herstellers. Nach der Inbetriebnahme der Anlage in 2006 hat das Unternehmen bereits zwei Bauabschnitte komplett abgeschlossen. Der dritte Bauabschnitt wird noch im Laufe dieses Sommers fertiggestellt, womit die Restrukturierung bei Wegmann Automotive und die Verlagerung der Produktionsstätten auch formell abgeschlossen ist.

Bis vor Kurzem wurde das für die Gewichte verarbeitete Zink noch in Albstadt galvanisiert und gehärtet. Aber auch dieser Produktionsschritt war im Frühjahr komplett nach Veitshöchheim verlegt worden, womit der alte Dionys-Hofmann-Standort in Albstadt seither aufgelöst ist; die Immobilie in der Nähe der Innenstadt ist sogar bereits verkauft, so Thorsten Thom. Die bis dato bestehenden Anlagen zur galvanischen Veredelung des Auswuchtgewichtematerials seien indes in Veitshöchheim nicht erneut installiert worden. Wie der Geschäftsführer betont, habe Wegmann Automotive auch diesen Produktionsschritt „auf den modernsten Stand der Technik“ gebracht und habe entsprechend in neueste Produktionstechnologie für den neuen Standort investiert. Ein Großteil der Anlagen und Ausrüstungen aus Albstadt war indes seit dem Herbst 2009 sukzessive nach Veitshöchheim verlagert worden, so Thom weiter, hatte der Hersteller doch zuvor auch am Standort in Albstadt regelmäßig in die Modernisierung investiert.

Besonders freut sich Thorsten Thom darüber, dass mehr Mitarbeiter dem Unternehmen erhalten geblieben sind als zunächst erwartet, und das trotz Umzug in das 220 Kilometer entfernte Veitshöchheim. Insbesondere wichtige Mitarbeiter aus der Produktion und der Entwicklung seien ihrem Arbeitgeber treu geblieben. Dadurch habe Wegmann Automotive „einen sehr guten Übergang geschafft“, so der Geschäftsführer weiter. Aktuell arbeiten 220 Menschen bei Wegmann Automotive in Veitshöchheim. Zu den Kosten des Umzugs und der Investitionshöhe mochte Thom sich nicht äußern.

Mit der jetzt abgeschlossenen dritten Bauphase jedenfalls hat Wegmann Automotive am Standort Veitshöchheim die zu bebauende Fläche komplett ausgeschöpft. Gemeinsam mit der Produktion aus Albstadt, die in Veitshöchheim integriert wurde, ist natürlich auch das „hochmoderne Lagersystem“ am Standort noch einmal gewachsen. Darüber hinaus ist auch die Verwaltung noch einmal deutlich erweitert worden, ist doch jetzt auch das globale Hauptquartier von Wegmann Automotive als Teil der Wegmann-Gruppe in Veitshöchheim angesiedelt.

Parallel zur Restrukturierung hat sich auch der Markt für Auswuchtgewichte deutlich entwickelt. Erst brachen die Absätze in der Erstausrüstung krisenbedingt ein – OE-Kunden machen für Wegmann Automotive rund ein Drittel der Umsätze aus. Nach dem deutlichen Rückgang in 2009 kam die Erholung in 2010 und das nachhaltige Wachstum in 2011, das sich im Gleichschritt mit dem Reifenmarkt weiterhin entwickelt. Während der deutsche Hersteller in Europa einen Marktanteil von rund 65 Prozent in der Erstausrüstung für sich in Anspruch nimmt, seien dies auf dem europäischen Ersatzmarkt immerhin noch 50 Prozent, so Thom weiter. Gerade Gewichte der Marke „Hofmann Power Weight“, die als Premium- und OE-Marke von zentraler Bedeutung für das Unternehmen und seine Mehrmarkenstrategie in Europa ist, entwickelten sich dabei „prächtig“ am Markt, bescheinigt Thom. So ist Wegmann Automotive etwa auch seit dieser Saison Partner von Pirelli im Rahmen der Formel 1 und beliefert die Teams seither mit Auswuchtgewichten. Diese sind dabei erstmals aus Zink; im europäischen Motorsport sind Bleiauswuchtgewichte ansonsten immer noch erlaubt. Auch ist „Hofmann Power Weight“ Ausrüster beim 24-Stunden-Rennen, und zwar in Kooperation mit Dunlop. Aber auch die Präsenz auf dem europäischen Ersatzmarkt habe Wegmann Automotive mit der Marke „F-Ecoline“ weiter stärken können und rundet damit das Sortiment nach unten hin ab. Mit den F-Ecoline-Gewichten biete das Unternehmen ein hochwertiges Qualitätsprodukt zu einem „sehr konkurrenzfähigen Preis“ und positioniere sich damit auch ganz bewusst gegen billige Importware.

Noch für dieses Jahr kündigt Wegmann Automotive die Einführung der eigenen Premiummarke auch auf dem nordamerikanischen Markt an. Dort ist das deutsche Unternehmen bereits seit 2005 vertreten. Damals hatte Wegmann Automotive (noch unter anderem Namen) den dortigen traditionsreichen Gewichtehersteller Perfect Equipment Inc. (Murfreesboro/Tennessee) übernommen, der 1939 gegründet wurde und Marktführer in Amerika ist. arno.borchers@reifenpresse.de

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