Michelin beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring

Hektisches Treiben in der „Grünen Hölle“: Am kommenden Wochenende steht mit dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wieder das größte Motorsport-Spektakel Deutschlands, wenn nicht sogar Europas auf dem Programm. Zahlreiche Gesamtsieganwärter setzen für den Langstreckenklassiker in der Eifel erneut auf Rennreifen von Michelin. Die französische Premiummarke peilt den elften Sieg in den vergangenen 13 Jahren an.

Auch für die 2011er Ausgabe des 24-Stunden-Rennens auf der legendären Nordschleife und dem Grand Prix-Kurs des Nürburgrings gilt: Nie zuvor traten so viele ernstzunehmende Kandidaten gegeneinander an, die alle das gleiche Ziel verfolgen – sie wollen am Sonntag um kurz nach 16 Uhr den größten Pokal mit nach Hause nehmen. Ein ums andere Mal ist aber auch richtig: Neben einer hochtalentierten Fahrerpaarung, einem ausgefuchsten Team und einem ebenso schnellen wie zuverlässigen Rennwagen kommt es beim Kampf um den Sieg in der Gesamtwertung wie auch in den einzelnen Klassen auf perfektes Reifenmaterial an. Zahlreiche Favoriten – darunter auch die Werksabordnungen von Porsche und Audi – haben sich für Michelin als Partner entschieden, rund ein Drittel des Starterfeldes setzt auf die Rennpneus aus Clermont-Ferrand.

Dabei stellt der insgesamt 25,378 Kilometer lange Eifelkurs die Reifen traditionell auf eine unvergleichlich harte Probe. Über eine Runde betrachtet könnten die Belastungen unterschiedlicher kaum sein. Da ist zum Beispiel die ständig wechselnde Qualität des Asphaltbelags, die nach einer besonders ausgewogenen Fahrwerksbalance verlangt. Kleine Bodenunebenheiten lassen immer wieder die Antriebsräder kurz durchdrehen, was den Verschleiß zusätzlich in die Höhe treibt. Zugleich verlangen permanent wechselnde Beschleunigungs-, Verzögerungs- und Seitenführungskräfte in Kurvenpassagen wie „Hatzenbach“, „Pflanzgarten“ oder im Bereich von „Aremberg“ bis „Bergwerk“ den Pneus alles ab. Hinzu kommen ausgedehnte Vollgas- und Hochgeschwindigkeitsabschnitte wie die Auffahrt zum „Kesselchen“ oder auch die rund drei Kilometer lange „Döttinger Höhe“, auf der Topspeeds von nahezu 300 km/h erreicht werden – eine weitere Strapaze für den Rennreifen.

Mehr als 500 Kilometer mit einem Satz Michelin-Reifen möglich

Und das Martyrium für die Pneus dauert zuweilen lange. 2010 setzten verschiedene Partnerteams der französischen Marke in einigen Klassen und Kategorien ihre Reifen für bis zu drei Turns ein und legten dabei deutlich mehr als 500 Nordschleifen-Kilometer zurück – bei den Topautos galten auf dem Eifelkurs bislang Turns zu je neun Runden oder auch gut 228 Kilometer als das Maß der Dinge. Bereits im Vorjahr hat der von Manthey Racing eingesetzte Werks-Porsche 911 GT3 R mit Hybridantrieb aber auch diese Distanz weiter in die Höhe getrieben: Dank der Kraft und Ausdauer seiner zwei Herzen führte der besonders kraftstoffeffiziente Entwicklungsträger das Feld für gut neun Stunden an und stoppte dabei nur alle zehn Runden oder 254 Kilometer. Er wird in diesem Jahr von dem Fahrerquartett Jörg Bergmeister, Patrick Long, Richard Lietz und Marco Holzer pilotiert.

Siegverdächtig

Der technologisch besonders interessante Hybrid-Porsche ist aber nicht der einzige Favorit auf den Gesamtsieg, der auf die Reifentechnologie und die Erfahrung von Michelin setzt. Denn dies gilt auch für einen anderen Porsche von Manthey-Racing: das Auto von Timo Bernhard, Marc Lieb, Romain Dumas und Lucas Luhr, der in ähnlicher Besetzung zwischen 2006 und 2009 gleich vier Mal als Sieger aus dem Marathon-Wettbewerb hervorging. Nordschleifen-Fuchs Olaf Manthey, dessen Team in diesem Jahr ingesamt sieben Neun-Elfer unterschiedlichen Typs genannt hat, hält einen Joker noch in der Hinterhand – nämlich die Entscheidung, ob sein Top-Quartett mit einem 911 GT3-R in der Kategorie GT3 oder mit einem 911 GT3 RSR aus der Division GT2 oder vielleicht sogar mit beiden Rennwagen parallel an den Start gehen wird.

Mit Hochspannung erwartet wird auch die Performance der Werksabordnung von Audi. Gleich vier R8 GT3 LMS schicken die Michelin-Partner aus Ingolstadt ins Rennen, je zwei setzen die Teams Abt Sportsline (Mattias Ekström, Timo Scheider, Marco Werner und Christian Abt sowie Luca Ludwig, Christopher Mies, Christer Jörns und Christian Abt) und Phoenix Racing (Frank Stippler, Marc Hennerici, Christopher Haase und Markus Winkelhock sowie Marc Basseng, Marcel Fässler, Frank Stippler und ein noch nicht benannter Ersatzmann für Mike Rockenfeller, der sich noch von seinem Horrorunfall in Le Mans erholt).

Neu zum Kreis der Favoriten zählt ein weiterer Sportwagen: der Mercedes-Benz AMG SLS GT3 von Mamerow Racing. Der wuchtige Schwabe mit den Flügeltüren wird von Chris Mamerow, Armin Hahne und Pierre Kaffer pilotiert und konnte bereits den zweiten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft Nürburgring für sich entscheiden.

Mehr als nur ein bunter Tupfer im illustren Kreis der Teilnehmer will auch der Lamborghini Gallardo LP 600 von Reiter Engineering sein. Der GT3-Bolide wird von gleich drei Stucks pilotiert: Altmeister Hans-Joachim teilt sich die italienische Flunder mit seinen Söhnen Ferdinand und Johannes sowie Frank Kechele. Dabei ist es für „Strietzel“ auch ein Abschied: Nach eigenen Angaben bestreitet der Routinier auf dem Nürburgring sein letztes Rennen und vertraut dabei ebenfalls auf Reifen von Michelin.

Auf Italo-Power in Kombination mit französichem Reifen-Know-how setzt auch das Team AF Corse: einen Ferrari F430 GT in GT2-Ausführung. Das Steuer teilen sich erneut der ehemalige Formel-1-Star Giancarlo Fisichella, Gianmaria Bruni und Toni Vilander. Das Trio war vor wenigen Tagen bereits in Le Mans erfolgreich und hat den zweiten Platz in der hart umkämpften Division LM GT Pro errungen.

Michelin mit ausgeklügelter Logistik

Gut 3.650 Reifen – darunter auch 880 Regenspezialisten – bringt der Renndienst von Michelin allein für das 24-Stunden-Rennen an den Nürburgring, den Bedarf für Rahmenprogrammveranstaltungen wie das Renault Race Festival, den Porsche World Cup oder die besonders teilnehmerstarken ADAC 24h Classic nicht eingerechnet. Die Bandbreite reicht vom 15-Zoll-Reifen für die Breitensport-Tourenwagen der kleineren Klassen bis zu den 18- und 19-Zöllern für die besonders kraftvollen GT3- und GT2-Boliden. „Hinzu kommt ein Lkw, der praktisch unentwegt zwischen unserem Lager im Odenwald und dem Nürburgring pendelt – so können wir auf Wetterkapriolen noch kurzfristig reagieren“, berichtet Josef Schneider. Der langjährige Renndienstleiter der französischen Marke in Deutschland wird vor Ort von 35 Mitarbeitern – darunter auch sieben Ingenieure von Michelin Compétition – unterstützt. Der Fuhrpark von Michelin umfasst 15 Sattelauflieger, drei Montagestraßen für das Auf- und Abziehen der Pneus eingerechnet. dv

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