Bridgestone Bandag teilt Kostensteigerungen nach „Fair Share“

Bei Bridgestone Bandag – einem der größten Wettbewerber auf dem europäischen Runderneuerungsmarkt – habe man das vergangene Jahr mit lediglich geringen Preisschritten überstanden. In diesem Jahr allerdings musste der Hersteller und Franchisegeber seine Preise im Februar um durchschnittlich sechs Prozent anheben. Wie Harald Van Ooteghem, als Senior Manager in Brüssel für das TBR/Retread Business Planning von Bridgestone Europe zuständig, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betont, verfolge man bei etwaigen Preisrunden stets den Ansatz des „Fair Share“, wonach Lieferant und Kunden sich im Rahmen ihrer Partnerschaft die zusätzlichen Belastungen teilen.

„Bei Bridgestone Bandag versuchen wir alles, um die Preiserhöhungen für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten. Wir sehen uns dabei den gesamten Ablauf [der Herstellung und des Vertriebs; d.Red.] an und setzen nicht einfach Preiserhöhungen infolge von Kostensteigerungen bei den Rohstoffen um“, sagt Harald Van Ooteghem. In diesem Zusammenhang sei es dem Unternehmen gelungen, die Preiserhöhungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, so der für das TBR/Retread Business Planning zuständige Senior Manager weiter. Ob dies nun die Produktionsprozesse, etwa im Werk in Lanklaar, die Vertriebsorganisation, die Logistik oder die Produkte selber betrifft, man versuche alle Optimierungen möglich zu machen.

Eines der Beispiele, das Van Ooteghem dafür nennt, ist etwa die Verringerung des Laufstreifengewichts durch verbesserte Rezepturen. „Wenn wir neue Mischungen entwickeln, arbeiten wir immer auch an dem Erreichen einer Premiumleistung bei optimiertem Rohstoffverbrauch.“ Moderne Laufflächenmischungen bieten dabei heute eine Kilometerleistung, die man früher mit zusätzlichen Millimetern Laufflächengummi teuer erkaufen musste. Heute kommen die Profile durchaus mit weniger Gummi für eine gegebene Laufleistung aus. Als weitere Beispiele nennt er etwa die Integration der Bandag-Fabrik im belgischen Lanklaar in den Bridgestone-Fabrikenverbund oder das stufenweise Auslaufen der Qualitread-Produktion.

Während allerorten viel mit Ersatzrohstoffen experimentiert wird, ist man bei Bridgestone Bandag skeptisch, ob das sogenannte „Reclaimed Rubber“ eine wahre Alternative zu den herkömmlichen Rohstoffen darstellt. Der Gebrauch solcher Materialien sei durchaus „vorteilhaft für kostengünstige Mischungen mit geringer Leistungsfähigkeit; dies ist indes nicht Teil unserer Mischungsstrategie“, so der Senior Manager weiter. Man sehe sich im Allgemeinen in der Brüsseler Europa-Zentrale als Anbieter von Premiumprodukten: „Qualitativ hochwertige Materialien durch minderwertige zu ersetzen ist für uns sicherlich keine Option“, stellt der Senior Manager von Bridgestone Europe fest. „Würden wir die hohe Qualität der von uns verbrauchten Rohstoffe verringern, würden wir sicherlich unser Markenimage schädigen.“

Wenn die Rohstoffkosten nun aber nicht mehr von Herstellerseite zu verkraften sind und die Preise für Laufstreifen bzw. pro Kilogramm Laufstreifengummi angehoben werden müssen, dann bemühe sich Bridgestone Bandag um einen kooperativen Ansatz. Dies bedeute im Klartext, dass man nicht einfach die höheren Rohstoffkosten – ob für Naturkautschuk, Chemikalien oder was auch immer – eins zu eins an den Kunden, also den Bandag-Franchisenehmer weiterreiche. Vielmehr teile man sich unter Hinweis auf einen „Fair Share“ die höhere Kostenbelastung. Bei Bridgestone Bandag sieht man sich „in einer Partnerschaft mit unseren Bandag-Franchisenehmern; wir tragen auch die Verantwortung dafür, deren Geschäfte erfolgreich zu machen“, sagt Harald Van Ooteghem. „Da wir nicht die vollen Auswirkungen der Kostensteigerungen an den Markt weitergeben, gibt es natürlich Auswirkungen auf die Margen.“ Solchen negativen Auswirkungen versuche man dann aber durch die oben bereits erwähnten Optimierungen bei den Abläufen zu egalisieren bzw. minimieren.

Dass Bridgestone Bandag in diesem Zusammenhang im vergangenen Jahr nicht unerfolgreich gewesen sei, so der Senior Manager weiter gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG, könne man etwa an den Preissteigerungen der Wettbewerber sehen. Anders als „viele andere Anbieter, die in 2010 gezwungen waren, enorme Preiserhöhungen umzusetzen“, habe man selbst im vergangenen Jahr nur „sehr niedrige Erhöhungen bei den Runderneuerungsmaterialien“ durchsetzen müssen. Seit April 2010 hatte Bandag erstmals wieder zum 1. Januar dieses Jahres die Preise anheben müssen, und zwar um durchschnittlich sechs Prozent.

Ob und wie die Preisentwicklung im laufenden Jahr weitergeht, könne auch bei Bridgestone Bandag nur geschätzt werden. Von einer kurzfristigen Erholung und einer Umkehrung der aktuellen Trends sei jedenfalls nicht auszugehen. Solange Schwellenländer wie China und Indien mehr und mehr Rohstoffe auf den Weltmärkten nachfragen, solange bleiben diese auch tendenziell knapp und teuer. Harald Van Ooteghem weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass einige Unternehmen in diesem Jahr bereits ihre zweite Preisanhebung angekündigt haben, und das, obwohl die erste noch gar nicht umgesetzt war. Bridgestone Bandag hat soeben seine Preise um durchschnittlich sechs Prozent angehoben – eine weitere Preisrunde ist noch nicht in Sicht. arno.borchers@reifenpresse.de

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