Vermeintliche Reifenbetrüger auf B2B-Fischzug im Netz unterwegs

Vermutlich hat nur ein gerüttelt Maß gesunden Misstrauens die Netzreifen GmbH (Helmbrechts) vor Schaden durch einen vermeintlichen Betrugsversuch im Zusammenhang mit einem Reifengeschäft größeren Ausmaßes bewahrt.

Was war passiert? Anfang des Jahres ging bei dem Unternehmen per E-Mail eine Lieferanfrage bezüglich eines größeren Postens Pkw-Reifen (über 800) sowie weiterer 700 Lkw-Reifen ein. Gebeten wurde um ein Angebot mit der Angabe der entsprechenden Lieferzeit. Als Absender wird ein gewisser Dirk Burghart genannt, der die Anfrage augenscheinlich als Mitarbeiter der belgischen Firma Cars2Buy gestartet hatte und sich mal nur mit “t” am Ende und mal mit “dt” schreibt. Versandt wurde das Ganze über einen Hotmail-Account. Cars2Buy betreibt zudem unter der Adresse www.cars2buy.be eine eigene Website, die auf den ersten Blick nicht sonderlich auffällig ist. Sie erweckt zumindest den Anschein, als handele sich um eine ganz normale Firma aus dem automobilen Umfeld, die abgesehen von anderen Bereichen (Tuning, Navigationssysteme, sportliches Fahrzeugzubehör usw.) eben auch in Sachen Reifen und Räder aktiv ist. Insofern wäre eine B2B-Anfrage bezüglich Reifenlieferungen ja durchaus nachvollziehbar.

So dachte auch die Netzreifen GmbH, und im weiteren Kontakt mit den Belgiern ergaben sich zunächst zudem keine Hinweise auf etwaige Unregelmäßigkeiten. Trotzdem war man in Helmbrechts vorsichtig genug, mit der Gegenseite ein Vorkassemodell im Zusammenhang mit dem vermeintlichen B2B-Geschäft zu vereinbaren: erst das Geld, dann die Ware. Zudem wurde auf eine Überweisungsbestätigung des in die Transaktion involvierten Bankhauses bestanden. Cars2Buy hat nach den Worten von Franz Langheinrich aus der Verwaltung des Netzreifen GmbH die dann auch tatsächlich beigebracht, allein der Zahlungseingang sei letztlich trotzdem ausgeblieben. Wie sich nachträglich herausstellte, war die Überweisungsbestätigung – obwohl sie Daten einer real existierenden Bank und weitere im Geschäftsverkehr übliche Details wie etwa eine Umsatzsteueridentifikationsnummer und dergleichen mehr enthalten haben soll – gefälscht, erzählt Langheinrich im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Abgesehen von dem Aufwand an Arbeitszeit, die man in das vermeintliche B2B-Geschäft investiert hat, ist der Internetreifenhändler dank seines vorsichtigen Vorgehens vor weiterem Schaden bewahrt geblieben. Das Unternehmen will durch Veröffentlichung des Ganzen nun aber andere Branchenkollegen waren, auf diese Masche hereinzufallen.

Zumal Mitte März eine zweite Anfrage-E-Mail mehr oder weniger gleicher Machart bei der Netzwelt GmbH eintrudelte. Der Inhalt des Schreibens ist dabei bis auf Namen und Sitz des anfragenden Unternehmens identisch: Diesmal zeigt ein gewisser Hans Schneider wiederum über einen Hotmail-Account im Namen der niederländischen Bariti B.V. Interesse am Blockeinkauf von 1.000 Pkw-Reifen – nach Lkw-Reifen wird allerdings nicht gefragt. Auch Bariti B.V. betreibt eine eigene Website (www.baritibv.nl), die zumindest bei einem flüchtigen Blick nicht ungewöhnlich wirkt. Auffällig ist allerdings, dass beide Sites die gleiche Menüstruktur aufweisen und außer einer schönen Fassade dem Internetnutzer eigentlich nicht wirklich etwas zu bieten haben. Beispielsweise erfährt man nirgendwo, wo oder wie man die zahlreichen abgebildeten Produkte vom Auspuff über Sportfedern bis hin eben zu Rädern und Reifen bei Cars2Buy respektive Bariti B.V. – sei es online, in einem etwaigen Filialbetrieb oder sonst auch immer – käuflich erwerben könnte. Ungewöhnlich für Unternehmen, die gemäß der Anfrage-E-Mails angeblich schon seit 20 Jahren im Kfz-Sektor aktiv sind und 30 Mitarbeiter beschäftigen wollen.

“Die Anfragen haben betrügerischen Hintergrund, die Firmen sind in der beschriebenen Form nicht existent, die per Verweis angegeben Internetfirmenseiten sind ein Fake”, wiederholt Franz Langheinrich die Warnung an Branchenkollegen, die möglicherweise ebenfalls solche Anfragen erhalten (haben). christian.marx@reifenpresse.de

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