Dank „Preis-vor-Menge-Strategie“ bestes Ergebnis in der Lanxess-Geschichte

Vom „besten Ergebnis in der Unternehmensgeschichte“, die allerdings erst gut sechs Jahre alt ist, spricht Axel C. Heitmann (51), seit Abspaltung des Spezialchemiekonzerns Lanxess von der Bayer AG Vorstandsvorsitzender, anlässlich der Bilanzpressekonferenz für das Geschäftsjahr 2010 Mitte März in Düsseldorf. Angesichts eines Plus von 41 Prozent beläuft sich das Umsatzvolumen des vergangenen Jahres auf 7,12 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen hat sich auf 918 Millionen Euro nahezu verdoppelt, woraus sich eine EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen in Höhe von 12,9 Prozent (2009: 9,2 Prozent) errechnet. Mit 379 Millionen Euro hat sich das Konzernergebnis 2010 gegenüber dem Jahr zuvor beinahe verzehnfacht. Am 31.12.2010 zählte Lanxess 14.648 Mitarbeiter in 24 Ländern.

„Unser Wachstum wird sich nach dem hervorragenden Jahr 2010 und einem guten Start ins Jahr 2011 weiter fortsetzen“, ist Heitmann überzeugt. „Wir profitieren dabei vor allem von unserem Fokus auf Wachstumsmärkte und auf Premiumprodukte für die globalen Megatrends Mobilität, Urbanisierung, Landwirtschaft und Wasser“, meint er mit Blick insbesondere auf ein „starkes viertes Quartal 2010“. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres hätten sich Umsatz und Ergebnis selbst im Vergleich zu dem sehr starken Quartal 2009 nochmals verbessern können, wobei man in allen Segmenten von höheren Absatzvolumina sowie Preis- und Währungseffekten profitiert habe. „Die in Deutschland mittlerweile vorgeschriebene Nutzung von Winter- oder Ganzjahresreifen in den Wintermonaten hatte zusätzlichen positiven Einfluss auf das Geschäft mit synthetischen Kautschukprodukten des Segments Performance Polymers“, heißt es vonseiten des Unternehmens.

Man habe die richtigen Produkte für die richtigen Märkte, und das gilt auch und gerade für den Reifenbereich, der aktuell für 24 Prozent des Konzernumsatzes stehe, so der Vorstandsvorsitzende. Überwiegend entfällt dieser Umsatz auf das Segment Performance Polymers, aber auch beispielsweise die Tochtergesellschaft Rhein Chemie hat mit den Reifenherstellern einen starken Kundenblock. Und Lanxess ist da, wo sich die Märkte besonders dynamisch entwickeln. Während das Unternehmen noch auf der Suche im asiatischen Raum für den Standort eines neuen Werkes zur Herstellung des Hochleistungskautschuks Neodymium Polybutadiene Rubber (Nd-PBR) ist, befindet sich in Singapur bereits eine Fabrik für Butylkautschuk im Bau und soll im Jahre 2013 in Betrieb gehen. Dass in etwa zeitgleich in der Region wenigstens vier weitere Werke für Synthesekautschuk (zwei in direkter Nachbarschaft in Singapur, je eines in Thailand und Indonesien) von Wettbewerbern die Fertigung aufnehmen, empfindet Werner Breuers (52), als Vorstandsmitglied unter anderem für „Performance Polymers“ verantwortlich, nicht als Vorboten einer eventuellen Überkapazität und damit als Bedrohung, sondern gar als Ergänzungen des eigenen Produktangebotes.

Geografisch sind die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) mit einem Umsatzwachstum von 60 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro ein Wachstumstreiber, ohne dass auch nur der Verdacht keimen könnte, der Heimatmarkt Deutschland (plus 24 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro) werde vernachlässigt. Wachstumstreiber produktseitig ist mit einem Zuwachs um 58 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr „Performance Polymers“ gewesen, wobei die beiden Subsegmente Butyl Rubber und Performance Butadiene Rubber vom Wiedererstarken der Erstausrüstungsnachfrage für Reifen im letzten Jahr profitierten und im Übrigen immer noch profitieren sowie auch von den guten Geschäften im Nachrüstmarkt. Das EBITDA von Performance Polymers erreichte in 2010 585 Millionen Euro entsprechend einer EBITDA-Marge in Höhe von 15,5 Prozent.

Nachdem 2010 für den Spezialchemikalienkonzern das „Jahr des Wassers“ war, wurde 2011 zum „Jahr der Hightech-Kunststoffe“ erklärt. Damit fokussiert sich Lanxess auf ein kurzfristiges Ziel, ohne allerdings ein langfristiges zu vernachlässigen, das den Namen „GOFOR1.4“ trägt: Damit ist die Ankündigung vom September letzten Jahres gemeint, das EBITDA vor Sondereinflüssen aus organischem wie externem Wachstum auf 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2015 schrauben zu können. Ob mit der Übernahme der niederländischen DSM (vorbehaltlich der fürs zweite Quartal erwarteten Genehmigung durch die Kartellbehörden) der Bereich „externes Wachstum“ damit bereits abgedeckt ist, lässt Heitmann zwar auf der Bilanzpressekonferenz ein wenig im Nebel, dürfte aber bezweifelt werden bei einer „so einzigartigen Firma“ (O-Ton des scheidenden Finanzvorstands Matthias Zachert).

Das erste Quartal des Jahres 2011 ist sogar noch besser gelaufen als die schon guten ersten drei Monate des Vorjahres. Die Auftragsbücher sind voll, die Auslastung der Anlagen wird als „gut“ bezeichnet. Die auszahlungswirksamen Investitionen (2010: plus 82 Prozent auf 501 Millionen Euro, wobei ein Großteil davon in den Bau des Singapur-Werkes geflossen ist) bleiben hoch, auch in Forschung und Entwicklung (116 Millionen Euro im vergangenen Jahr). Zachert erwartet für 2011 ein auszahlungswirksames Investitionsvolumen von 550 bis 600 Millionen Euro. Dennoch bezeichnen Heitmann und Zachert (43) die Finanzpolitik des Unternehmens nachdrücklich als „konservativ“ und geleitet von einer „Preis-vor-Menge-Strategie“.

Die Lanxess-Erfolgsgeschichte werde weitergehen, kann Zachert Wehmut in seinem Schlusswort als Finanzvorstand nicht verbergen, ist die Begeisterung für das Unternehmen doch auch Ausdruck seiner eigenen Karriere. Schließlich war er bei Berufung in den Vorstand bei der Firmengründung gerade mal 36 Jahre alt: Seine persönliche Karriereentwicklung ist Spiegelbild einer außergewöhnlichen Firmenentwicklung. detlef.vogt@reifenpresse.de

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