Stimmung im deutschen Kfz-Gewerbe deutlich verbessert

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Leicht gesunkene Umsätze und eine verbesserte Qualität im Neu- und Gebrauchtwagengeschäft prägten das Autojahr 2010. Im Jahr nach der Umweltprämie sank der Umsatz im deutschen Kraftfahrzeuggewerbe um 3,2 Prozent auf 130 Milliarden Euro, heißt es dazu in einer Verbandsmitteilung. Dies sei vor allem dem erwarteten Rückgang im Neuwagengeschäft mit Pkw geschuldet, sagte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), in Berlin bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2010. Bei Pkw-Neufahrzeugen gingen die Umsätze um 12,5 Prozent auf 52,15 Milliarden Euro zurück.


Die Stimmung im deutschen Kfz-Gewerbe ist gut

Zuwächse waren bei Gebrauchtwagen, im Nutzfahrzeughandel und im Service zu verzeichnen. So stiegen die Umsätze mit Gebrauchtwagen im Markenhandel um 2,7 Prozent auf 31,3 Milliarden Euro. Das Geschäft mit neuen Nutzfahrzeugen wuchs um 30 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro und mit gebrauchten Nutzfahrzeugen um 9,2 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Auch der Umsatz im Servicegeschäft stieg um drei Prozent auf 29 Milliarden Euro. Insgesamt sei das Autojahr 2010 deutlich besser gelaufen als erwartet, sagte Rademacher. Vor allem die Qualität der Geschäfte habe sich sowohl bei Neuwagen als auch bei Gebrauchtwagen deutlich verbessert. „Im Händlerdurchschnitt wird sich die Umsatzrendite für das Jahr 2010 zwischen 1,3 und 1,5 Prozent bewegen“, so Rademacher.

Positive Aussichten für das laufende Jahr

Für das laufende Jahr 2011 rechnet der ZDK bei den Pkw-Neuzulassungen mit einem Anstieg auf spürbar über drei Millionen Einheiten. Auf dem Gebrauchtwagensektor erwartet der Branchenverband eine Stabilisierung zumindest auf dem letztjährigen Niveau von rund 6,4 Millionen Besitzumschreibungen. Für das Service- und Teilegeschäft geht der ZDK aufgrund der anhaltenden Erholung der Gesamtwirtschaft und der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt von einer Stabilisierung mit tendenziell leicht wachsender Nachfrage aus.

Diese Prognosen, so Rademacher, würden auch von den Betrieben gestützt. Aus dem aktuellen Geschäftsklimaindex des ZDK gehe hervor, dass mehr als 80 Prozent der Autohäuser und Werkstätten die Geschäftslage im ersten Quartal dieses Jahres als gut (33 Prozent) oder befriedigend (52 Prozent) bewerten. Damit habe sich die Stimmung in der Branche innerhalb eines Jahres deutlich verbessert. Im ersten Quartal 2010 hatten noch 52,6 Prozent und damit mehr als die Hälfte der befragten Autohäuser und Werkstätten in Deutschland die aktuelle Geschäftslage als „schlecht“ eingeschätzt.

Weniger Betriebe, mehr Auszubildende

Der seit Jahren anhaltende Strukturwandel im Kfz-Gewerbe habe sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Zum 31. Dezember 2010 zählte die Branche bundesweit insgesamt 38.050 Kfz-Betriebe, 250 weniger als 2009. Davon waren 18.100 fabrikatsgebundene Betriebe und 19.950 freie Werkstätten. Zum 31. Dezember 2009 beschäftigte das Kfz-Gewerbe insgesamt 453.000 Mitarbeiter in technischen und kaufmännischen Berufen, das sind 3.000 Menschen weniger als im Jahr zuvor. Nach wie vor sei das Kraftfahrzeuggewerbe eine der wichtigsten Ausbildungsbranchen im Handwerk. So wuchs die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 23.150. Insgesamt befanden sich zum Ende des vergangenen Jahres 87.700 junge Menschen in einem Ausbildungsverhältnis im Kfz-Gewerbe, das sind 4,3 Prozent mehr als Ende 2009.

Gewerbliche Zulassungen gestiegen, Kleinwagen verlieren

Im vergangenen Jahr gingen die privaten Neuzulassungen laut ZDK um 47,9 Prozent gegenüber dem Umweltprämienjahr 2009 zurück. Die Zahl der gewerblichen Zulassungen wuchs hingegen um 17,8 Prozent. Das führte zu einem Verhältnis von 57,3 Prozent gewerblichen Zulassungen gegenüber 42,7 Prozent privaten Zulassungen. Im Jahr davor hatte das Verhältnis bei etwa einem Drittel gewerblicher und zwei Dritteln privater Neuzulassungen gelegen. Bezogen auf die Fahrzeugsegmente war die Oberklasse der Gewinner des Jahres 2010, die Zulassungszahl wuchs um 18,4 Prozent. Verlierer des vergangenen Jahres waren die Kleinwagen mit einem Minus von 44,4 Prozent. Daraus folgten auch signifikante Veränderungen bei den Durchschnittspreisen für Neuwagen. In den alten Bundesländern stieg der durchschnittliche Neuwagenpreis um 18,1 Prozent auf 26.840 Euro und lag damit sogar noch leicht über dem Durchschnittspreis von 2008. In den ostdeutschen Ländern hingegen sank der Neuwagen-Durchschnittspreis weiter und lag mit 21.010 Euro um 210 Euro oder ein Prozent unter dem Vorjahreswert.

Die durchschnittlichen Gebrauchwagenpreise legten um 200 Euro beziehungsweise 2,3 Prozent auf 8.790 Euro zu. Bezogen auf die Kraftstoffarten haben Dieselfahrzeuge gegenüber dem Jahr 2009 ihren Anteil leicht erhöht. Bei Neuwagen wuchs der Anteil um 4,6 Prozent auf knapp über 1,2 Millionen, der Anteil der Benziner ging gleichzeitig deutlich um 36 Prozent auf knapp 1,7 Millionen zurück – ein Zeichen dafür, dass die Vielfahrer und Flottenbetreiber wieder stärker zum Zuge kamen als im Jahr 2009.

Mehr Schutz für Vertragshändler

Sorgenvoll sieht der Vertragshandel laut ZDK das Auslaufen der bisherigen Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung. Ab 1. Juni 2013 würden die allgemeinen Regelungen gelten, die auch für andere selektive Vertriebssysteme – zum Beispiel Fastfood-Ketten – Anwendung finden. Ersatzlos entfielen einige Vorschriften, die den Besonderheiten des Autohandels Rechnung tragen, zum Beispiel die zweijährige Kündigungsfrist oder die Möglichkeit zum Verkauf des Händlervertrags an einen Markenkollegen ohne Zustimmung des Automobilherstellers.

Europaweit einheitliche Regelungen zu den vertraglichen Beziehungen zwischen Herstellern und Händlern werde es dann nicht mehr geben – weder branchenspezifisch noch branchenübergreifend.

Daher setze sich der ZDK gemeinsam mit dem europäischen Kfz-Dachverband CECRA in Brüssel dafür ein, die seit 1986 geltende EU-Handelsvertreter-Richtlinie RL 86/653 zu modifizieren und damit auch für Vertragshändlersysteme anwendbar zu machen. Dazu gehöre eine Mindestkündigungsfrist von zwei Jahren und die Regelung, dass der Automobilhersteller bei Beendigung des Händlervertrages Ersatz für die noch nicht amortisierten Investitionen zu leisten habe, die auf sein Geheiß vorgenommen worden seien. Die Modifizierung der Handelsvertreter-Richtlinie sei für den ZDK ein gangbarer Weg, dem nachvollziehbaren Schutzbedürfnis der Vertragshändler auch nach dem 1. Juni 2013 auf Basis einer europäischen Richtlinie Rechnung zu tragen.

Wachsende Bürokratie

Sorgen bereiten den Kfz-Betrieben laut Präsident Rademacher steigende Kosten und wachsender Aufwand durch bürokratische Auflagen. Inzwischen seien umfangreiche Informationspflichten bei vielen Dienstleistungen im Autohaus zu erfüllen, wie etwa bei der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung, bei Verbraucherdarlehensverträgen, bei der Vermittlung von Versicherungsprodukten und zukünftig auch bei Fahrzeugreifen. Sie führten zu einer Papierflut, mit der das eigentliche und für den Verbraucher sinnvolle Anliegen von mehr Transparenz ins Gegenteil verkehrt werde. „Inzwischen wird zu jedem Fahrzeug ein ganzer Baum in Form von Papier mitgeliefert“, so Rademacher. Der ZDK werde sowohl in Brüssel als auch in Berlin dagegen kämpfen, den kleinen und mittelständischen Unternehmen immer mehr bürokratische Fesseln anzulegen.

Elektrofahrzeuge müssen sich dem Wettbewerb stellen

Zur Diskussion um die Förderung von Elektrofahrzeugen merkten ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk an, dass die Frage einer Subventionierung verfrüht sei, da derzeit kaum markt- und serienreife Elektrofahrzeuge verfügbar seien. Die Frage stelle sich erst dann, wenn eine gewisse Angebotsbreite existiere, die Preise sich eingepegelt hätten und vor diesem Hintergrund die Marktakzeptanz geprüft werden könne. „Wir sind der Meinung, dass sich auch Elektrofahrzeuge im Wettbewerb behaupten müssen. Eine längerfristige, über die bloße Anschubförderung hinausgehende Subventionierung des Verkaufs solcher Fahrzeuge wäre jedoch weder wirtschaftlich noch ordnungspolitisch vertretbar“, so Hülsdonk. Sinnvoll erscheine hingegen, zahlreiche Möglichkeiten nicht-monetärer Förderung der Elektromobilität zu nutzen, etwa mit Hilfe von Wechselkennzeichen. Denkbar sei auch die Privilegierung von Elektrofahrzeugen im Verkehr, so etwa in Ballungsräumen durch Einrichtung von Sonderparkplätzen oder das Recht zur Benutzung von Busspuren.

Neue Initiative „FamilienMobil – Sicherheit fährt mit“

Mit „FamilienMobil – Sicherheit fährt mit“ stellte Hülsdonk in Berlin eine neue Initiative für Verkehrssicherheit vor. Sie wurde vom Kfz-Gewerbe gemeinsam mit dem VDA und den Teileherstellern im Verein Freier Ersatzteilemarkt (VREI) entwickelt. Dabei stünden die Familie und das Thema „Sicherheit“ im Vordergrund. Die Aktionsphase sei rund um den Internationalen Tag der Familie am 15. Mai geplant. „Für uns im ZDK ist diese Initiative ein guter Weg, die Kfz-Betriebe als seriöse und kompetente Partner für Sicherheit und Service zu positionieren“, so Hülsdonk. ab

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