Margen eine absolute Katastrophe, Absätze absolut gut

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Nach den Rückschlägen im vergangenen Jahr hat sich auch der Runderneuerungsmarkt in Europa in 2010 „dramatisch besser erholt als erwartet“. Wie Thorsten Schmidt, stellvertretender Geschäftsführer bei Kraiburg Austria, gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG erklärt, liege man kurz vor Ende des laufenden Jahres beim Absatz von Runderneuerungsmaterialien knapp 30 Prozent über Vorjahr. Ähnlich deutlich sei im laufenden Jahr auch das Geschäft als Zulieferer der Rreifenindustrie gestiegen, die die Österreicher mit Mischungen für die Neureifenproduktion bedienen – ein weiterer zentraler Geschäftsbereich der Kraiburg Austria. Zahlreiche Reifenhersteller haben während der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich ihre Produktionskapazitäten und auch Lagerbestände abgebaut, was Kraiburg Austria jetzt zugute komme. Ein ähnliches Fazit der Marktentwicklung in 2010 zieht auch Giuseppe Ferrari. Der Geschäftsführer des Marangoni-Geschäftsbereiches Retreading Systems sagt, man habe wenigstens das Niveau von 2008 erreicht und liege derzeit nach Absätzen „besser als erwartet“.

Margenseitig ist das Geschäft derzeit aber eine absolute Katastrophe. Während sich der für die Branche zentrale Naturkautschukpreis seit Sommer 2009 wie die Fieberkurve eines Todgeweihten auf 3,50 Euro beinahe verdreifacht hat, konnten auch die Marktführer ihre deutlich gestiegenen Kosten nur begrenzt an die Kundschaft weitergeben. Bei Kraiburg etwa habe man „bei Weitem nicht die Kosten (auf den Preis; d.Red.) umgesetzt“, so Thorsten Schmidt, und das trotz viermaliger Preiserhöhungen im vergangenen Jahr von insgesamt 20 Prozent. Folglich gibt es nur eine Konsequenz: Es wird auch in der Runderneuerungsbranche in 2011 weitere Preisrunden geben müssen.

Ob sich in einem solchen Wettbewerbsumfeld – deutliche steigende Nachfrage, Unterkapazitäten in der Industrie und hohe Rohstoffkosten – eine Investition in neue Mischungskapazitäten lohnt, scheint zweifelhaft. Dr. Andreas Starnecker, Geschäftsführer bei Kraiburg Austria, bezweifelt die Nachhaltigkeit des aktuellen Wachstums. Allerorten wird zwar am Limit der Kapazitäten gefertigt – ob in der Neureifenindustrie oder bei den Materialanbietern. Dennoch kann man nur schwer abschätzen, wie die Nachfrage in einem Jahr und danach sein wird; so lang wäre wenigstens die Vorlaufzeit einer Investitionsentscheidung bis zu ihrer Umsetzung. Und gerade die Zeiten der Krise habe den Materiallieferanten gezeigt, dass sie die ersten sind, die bei zurückgehender Nachfrage auf dem Neureifenmarkt subsitutiert werden, da auf einmal in der Neureifenindustrie wieder Kapazitäten für die Eigennutzung frei werden. Wer will da schon Millionenbeträge investieren.

Für das kommende Jahr jedenfalls rechnen Marktbeobachter mit weiterhin steigender Nachfrage auf dem Runderneuerungsmarkt. Laut Giuseppe Ferrari von Marangoni Retrading Systems werde sich das Wachstum aber „im einstelligen Bereich“ bewegen. Der Markt normalisiert sich also weiter. Ob bei all diesen Veränderungen neue Anbieter die Gelegenheit nutzen konnten und können, für sich einen zunehmenden Marktanteil zu ergattern, wird sich zeigen. arno.borchers@reifenpresse.de 

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