SCC Fahrzeugtechnik: Immer schön in der zweiten Reihe

Georg Gundel ist der geschäftsführende Gesellschafter der SCC Fahrzeugtechnik GmbH im fränkischen Georgensgmünd. Er hat seine Leidenschaft fürs sportliche Automobil schon vor langer Zeit zum Beruf gemacht, bis aufs Jahr 1984 geht die Geschichte der SCC zurück. Sein Denken dreht sich um Motorsport und Fahrzeugtuning, eine ganze Reihe von Patenten trägt seinen Namen. Die Ideen, was man technisch noch alles am Auto verbessern könnte und wie man die Fahrzeugveredelung ganz allgemein voranbringen kann, sprudeln nur so aus ihm heraus. Der unter seiner Regie entstandene „tuning guide“ soll zur „Bibel“ der Fahrzeugveredelung werden, was nur möglich ist, wenn die Broschüre unabhängig ist, das heißt frei von dem Verdacht, das eigene Produkt in den Vordergrund stellen zu wollen. SCC-Wettbewerber sind ausdrücklich willkommen, Gundel sieht sich als „Mann in der zweiten Reihe“. Kartons mit Distanzscheiben und Adaptersystemen aus fast der gesamten deutschen Tuninglandschaft stehen im Regal seines Büros, nirgendwo ein Hinweis auf SCC. Das sind alles seine Kunden und Geschäftspartner, viele auch Freunde. Zu den Betrieben, die für Gundels Firma fertigen, pflege er „echte Partnerschaften“ durchaus mit gegenseitigen Abhängigkeiten, wie er wiederholt betont. Derartige Partnerschaften pflegt er auch zu seinen Kunden. Wenn auf dem Verkaufskarton der Name eines Tuners draufsteht, dann ist das auch dessen Produkt. Den Ehrgeiz, selbst im Vordergrund zu stehen, hat Gundel nicht.

Seine neueste Geschäftsidee: Die vier festangestellten Programmierer haben die Grundlagen dafür gelegt, dass jeder Veredler, jeder Händler, jeder Teilnehmer des Tuningmarktes seinen eigenen Webshop haben kann. Natürlich mit der eigenen Corporate Identity und genau mit den Produkten, für die er steht oder die er vertreiben will. Gundel ist Produzent von Tuningteilen, vor allem ist sein Selbstverständnis aber das eines Dienstleisters für die ganze Branche. Mehr als 40 Mitarbeiter (davon über 30 in Georgensgmünd) gehören zur SCC-Gruppe, die auf drei Säulen steht: Da ist erstens das Felgengeschäft mit der erst 2009 gegründeten Eigenmarke „German Diamond“. Zweitens die Vertriebsgesellschaft Wemar Autozubehör GmbH mit einem Produktspektrum von Tagfahrlichtern über Edelstahlauspuffanlagen, Windabweisern bis hin zu Federwegsbegrenzern und Kotflügelverbreiterungen sowie – durchaus der Schwerpunkt – diversen Aluminiumrädermarken, überwiegend solche mit sehr individuellem Anspruch. Die dritte Säule findet sich als E-Mail-Adresse auch auf den Visitenkarten der SCC-Mitarbeiter, denn die Anschrift endet jeweils auf „spurverbreiterung.de“.

Als Dienstleister der Tuningbranche ist die SCC Fahrzeugtechnik auch für die großen Fahrzeughersteller tätig, so um die zwanzig Prozent seines Umsatzes generiert Gundel mit den großen Autofirmen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Prototypen oder Nullserien für Teile rund ums Rad, wo die Spezialexpertise in der mechanischen Bearbeitung – also im Wesentlichen Drehen, Fräsen und Bohren – gefragt ist. Autohersteller, Fahrzeugveredler oder Händler haben einen Anspruch, bei SCC wird das Produkt entwickelt, das diesen Anspruch erfüllt. Manchmal kann das in der eigenen Konstruktionsabteilung kreierte Produkt in den eigenen Produktionshallen auf den hauseigenen CNC-Maschinen hergestellt werden, ein andermal lässt es Gundel bei einem seiner hochqualifizierten Produktionspartner fertigen. Da gibt es die passende Adresse für kleinste Losgrößen ebenso wie für Großserien.

So sind auch manche der Gundel-Patente zustandegekommen: Ein SCC-Kunde ist auf ein technisches Problem gestoßen, für das sich im Markt partout keine Lösung zu finden scheint. Das empfindet Georg Gundel als Herausforderung. Wenn es etwas nicht gibt, dann ist das ja nicht gleichbedeutend mit „geht nicht“.

Da ist es schon fast Bestandteil des Geschäftsmodelles, dass sich SCC überwiegend in Nischen bewegt. „Unser täglich Brot ist das Klein-Klein, mit dem sich andere nicht herumschlagen mögen oder können“, weiß der Geschäftsführer und führt durch ein ca. 5.000 Quadratmeter großes Areal und ein erst im letzten Jahr in Betrieb genommenes Lager, das die schier unglaubliche Vielfalt verschiedenster Schrauben und für jedes Automodell ganz individueller Kleinteile rund ums Rad zeigt.

Mit der Übernahme der Firma CarLine (Sinsheim, deren Gießautomaten zur Herstellung von Aluminiumrädern sind längst in die Türkei verkauft worden) vor etwa zwei Jahren ist die SCC Fahrzeugtechnik in eine neue Dimension gewachsen. Georg Gundel kann sich um Aktivitäten über das Kerngeschäftsfeld Spurverbreiterungen hinaus kümmern, weil er dafür ein Team, angeführt von Thomas Röhrig, mit kompetenten Mitstreitern hat.

Ein Produkt, dem sich Georg Gundel mit besonderem Engagement widmet, sind Aluminiumräder. Massenware ist sein Ding auch bei diesem Produkt nicht. Aus dem Subsegment der mehrteiligen Räder ziehen sich immer mehr Anbieter zurück, anders die Georgensgmünder. Er habe sogar schon mal vierteilige Motorradräder gehabt, erklärt er. Neuestes Projekt ist, aus einem einteiligen Gussrad einen Mehrteiler zu machen, das entsprechende Patent ist angemeldet. Aber erst einmal wird die noch junge Marke Diamond aufgebaut. Wobei im Unterschied zu anderen Newcomern kaum die Gefahr besteht, dass Diamond-Felgen aus Fernost kommen könnten, Gundel ist ein überzeugter Anhänger des „made in Germany“. Andere klagen, es sei immer schwieriger für mehrteilige Räder Teile zu bekommen, davon ist hier keine Rede. Auch nicht vom Preis. Wer ein absolut individuelles Design will, der fragt danach auch erst am Schluss – wenn überhaupt. Wer sicher sein will, nicht auf einem Parkplatz auf einem anderen Auto ein gleiches oder ganz ähnliches Raddesign zu sichten, dem kann hier geholfen werden. Mehr als eine vierstellige Anzahl Räder, deren Sätze aber allesamt ganz einzigartig sein können, wird gar nicht angestrebt. Georg Gundels Produktphilosophie ist ganz einfach anders. Das Argument, mit der Reparaturfähigkeit mehrteiliger Räder sei es nicht so weit her, kontert er mit der Feststellung, man habe ja Edelstahlaußenrínge, die hielten mehr aus. Und wer doch lieber Einteiler wolle: Dafür habe man Fräsräder.

Die Macher der SCC Fahrzeugtechnik mögen sich immer schön in der zweiten Reihe halten, aber auch beim Reifenfachhandel kennt vielleicht (noch) nicht jeder, aber manch einer das Unternehmen als Problemlöser. Und damit ist nicht nur der tuningaffine Händler gemeint. Auch ein Lkw-lastiger Händler benötigt mal eine bestimmte Schraube, einen Adapter, einen Aluring statt aus Kunststoff. SCC ist Problemlöser und Entwickler von Teilen, die es bislang noch nicht gab. Jeden Tag kämen mindestens fünf Teilenummern im Angebot des Unternehmens hinzu, heißt es, das sind fünf neue Produkte. Auch im Ausland ist SCC aktiv, womit nicht nur der nahe 50 Prozent liegende Exportanteil gemeint ist, sondern auch die Gründung von Tochterfirmen in Spanien, der Slowakei und der Türkei. Was Partnerschaften mit anderen Firmen beinhaltet, so will SCC auch weiterhin dezent im Hintergrund bleiben. Dennoch sieht Gundel noch Potenzial, das nur über den öffentlichen Auftritt erschlossen werden kann. Warum er noch nie auf der Essener „Reifen“, zu der seine Hauptklientel kommt, ausgestellt habe, wisse er selber nicht, sagt Gundel, beim nächsten Mal wird er präsent sein. So wie die von ihm vertriebenen Produkte schon längst in weiten Teilen des Reifenhandels. detlef.vogt@reifenpresse.de

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