Nokian-Reifenhandelskette Vianor geht dorthin, wo Winterreifenbedarf herrscht

1987 hatte der finnische Reifenhersteller Nokian (damals noch Nokia) in Norwegen seinen ersten Reifenfachhandelsbetrieb übernommen. 1995 wurde daraus Vianor, was so viel heißt wie „Straße des Nordens“, aus dem Lateinischen kommt und eine Kreation des späteren Conti-Managers Tor Dahle war. Mittlerweile gehören zu Vianor mehr als 600 Reifenhandelsbetriebe in 19 Ländern, etwa 30 Prozent sind Eigentum des Reifenherstellers Nokian Tyres Plc, die anderen über ein Franchisesystem mit Vianor und dem finnischen Reifenhersteller verbunden. Es gibt einen langfristigen Plan, der weit über tausend Outlets hinausgeht, wobei es sich sowohl um Akquisitionen als auch um Partnerschafts-/Franchisesysteme handeln kann. Vianor wird man überall dort finden können, wo ein signifikanter Bedarf an Winterreifen herrscht. Denn Winterreifen sind die größte Domäne Nokians.

Vianor setzte mit gut 1.400 Mitarbeitern im Jahre 2008 etwas mehr, im Krisenjahr 2009 etwas weniger als 300 Millionen Euro um. Die Konzeptzentrale für alle nationalen Vianor-Ketten zieht dieser Tage ins Hauptquartier des Reifenherstellers in der finnischen Stadt Nokia. Besonders stark ist die Nokian-Tochtergesellschaft in Russland und der Ukraine sowie den baltischen und nordischen Staaten vertreten, hat aber auch eigene Outlets in den USA. In der geografischen Geschäftseinheit Zentraleuropa sind es aktuell noch keine 50 Betriebe, aber auch hier soll Vianor durch Akquisitionen wachsen. In Deutschland startete man im April letzten Jahres in der Stadt Memmingen, im Herbst folgte mit der ehemaligen Firma Bavaria in Fürth der zweite Betrieb, Ende dieses Jahres sollen es 14 sein.

Auszuschließen ist wohl nicht, dass Vianor/Nokian auch in Deutschland eines Tages geeignete Betriebe übernimmt, vorerst dürfte man sich allerdings aufs Franchising beschränken, wobei es sich wie auch in den anderen 18 Ländern der Verbreitung um ein Marketingunterstützungspaket handelt, das gebührenfrei angeboten wird, also per definitionem den Softfranchisesystemen zuzurechnen ist. Vianor-Betrieb kann werden, wer einen Reifenkomplett- und Autoservice anbietet. Dafür erhält der Partner in seiner Region unter anderem auch eine Vermarktungsexklusivität für die Marke Nokian.

Neben Vianor ist unter der Regie der deutschen Vertriebsgesellschaft Nokian Reifen GmbH als Absatzkanal auch ein sogenanntes „Star-Partner“-Handelsmarketingkonzept etabliert worden, wobei es sich um knapp 50 Reifenfachhändler handelt, die auch in anderen Kooperationsformen zu Hause sind. Denkbar, aber nicht zwingend, dass sich aus diesem Kreis weitere zukünftige Vianor-Franchisenehmer rekrutieren werden. Denkbar auch, dass darunter ein zweiter Master-Franchisenehmer sein wird. Denn der Memminger Betrieb gehört der SRE GmbH und ist dem Reifenhändler Eugen Straub (Bad Schussenried) zuzurechnen.

Die Kooperation mit Reifen Straub begann im Februar letzten Jahres. Die sieben bekannten Straub-Standorte haben ihre Identität behalten, gleichwohl hat der in der Region bedeutende Händler eine herausgehobene Funktion für das Vianor-Konzept: Straub/SRE ist Master-Franchisenehmer für das Gebiet Baden-Württemberg/Bayern und soll mit Unterstützung des Reifenherstellers weitere Partner akquirieren, lässt denen aber auch Leistungen zugute kommen, die der Reifenhändler Straub erbringt, so ist das „Reifenhotel“ identisch mit dem Straub-Zentrallager. Wenn also weiter unten die Bausteine des Konzeptes aufgelistet werden, so sind dies auch Angebote, die Straub selbst entwickelt hat bzw. in Kooperation mit Nokian weiterentwickelt. Denn Vianor ist in Deutschland aufgrund der Anzahl und der erst im letzten Jahr erfolgten Etablierung noch ein ganz zartes kleines Pflänzchen.

Die Vianor-Dependance in Fürth hat einen Sonderstatus: Bekannt als B.S.R. Bavaria Spezial Rad GmbH, wird hier die zweite Nokian-Domäne abgedeckt. Denn Nokian versteht sich auch als Spezialist für Schwerreifen und Systeme rund ums Rad in der Forstwirtschaft und im kommunalen Bereich. Das Servicecenter Fürth, in dem auch Stahlräder hergestellt werden, ist Knowhow-Träger im Spezialrädergeschäft und liefert selbst in die Erstausrüstung Kompletträder. Mit dieser OE-Kompetenz ausgestattet, ist Vianor Fürth aber auch bestens prädestiniert, dieses Nokian-Angebot im Ersatzgeschäft anzubieten.

Wer Vianor-Partner werden will, an den werden ganz klare Anforderungen gestellt. Die zu erbringenden Standards eines Händlers sind so genau formuliert, als würde es sich um ein Hardfranchisingkonzept handeln, wobei die Vorgaben für den Außenbereich besonders ins Auge stechen, speziell die orangefarbene Fassade. Das Vianor-Image soll das einer hochprofessionellen Reifenhandelskette sein. Und der Franchisegeber erwartet einen bestimmten Anteil der Marke Nokian am Gesamtabsatz, auch wenn Vianor natürlich als Vollsortimenter auch andere Reifenmarken in den Segmenten Premium, Economy und Budget vorhält. Eben gerade weil die Reifenmarke Nokian in Deutschland – im Gegensatz zu den nordischen Ländern und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion – noch einen recht geringen Marktanteil hat, können Vianor-Partner die Finnland-Marke recht störungsfrei und mit guten Roherträgen vermarkten.

Nokian möchte die Händler mit der Firmenphilosophie infizieren, die im sogenannten Hakkapeliitta-Spirit gipfelt. Bei Hakkapeliitta handelt es sich nicht nur um den Namen der Nokian-Winterreifenfamilie, sondern auch um den alten Schlachtruf der Wikinger: Als Unternehmer will man im Wettbewerb siegreich sein, beherrscht durch Erfindungsreichtum die Kunst des Überlebens und hat als Team den ultimativen Kampfeswillen. Wer Mitglied in dieser Mannschaft ist, dem soll auch etwas geboten werden:

1. Eine einheitliche Produkt- und Servicepolitik

Bezogen auf die Kunden:

Einzel- und Großhandel, Fuhrparks

Bezogen auf Reifen:

Produktverfügbarkeit und Beschaffungskonditionen für Pkw-/SUV-, Schwer- (für Lkw/Busse/EM/Industrie/AS bzw. Forst) und Motorradreifen, Runderneuerungen, Felgen; Montage, Auswuchten, Einlagern, Radwäsche etc.

Bezogen auf Autoservice:

Abgassysteme, Spureinstellung, Starterbatterien, Ölwechsel, Bremsen, Stoßdämpfer, Klima, Autowäsche, Inspektionen/Wartungen

2. Marketing

Einheitliche Niederlassungen: Logo, Ladengestaltung, Bekleidungscode; Unterstützung in Werbung und Verkaufsförderung, Website, Webshop, Markenhandbuch, Veranstaltungen vor Ort

3. Schulung

Technik, Verkauf, Kundenservice, Vianor Way, E-Lernen, Leitungsfähigkeiten, Qualität, Sicherheit

4. Systeme und Unterstützung/Beratung

Informationsunterstützung, www, Intranet/Extranet, Internetverkauf, Kontaktzentrale, Reifenhotel, Logistik und Lagerkontrolle, Sicherheit, Qualitäts- und Umweltsysteme und Anleitungen, Finanzierung, Buchführung, Anwerbung, Rechtsfragen detlef.vogt@reifenpresse.de

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert