Entscheidung endgültig: Conti schließt Stammwerk in Stöcken

Die Entscheidung ist gefallen: Das Continental-Stammwerk in Hannover-Stöcken wird endgültig geschlossen, wodurch der Hersteller das Ende seiner Lkw-Reifenproduktion in Deutschland besiegelt. Seit Januar ruhte die Fertigung bereits komplett, die Mitarbeiter machten Kurzarbeit. Wie das Unternehmen nun mitteilt, sollen die 210 verbleibenden und von betriebsbedingter Kündigung betroffenen Mitarbeiter zum 1. Juni in eine Qualifizierungsgesellschaft wechseln. Die Schließung des Werks in Stöcken begründete Conti damit, dass sich trotz einer verbesserten Marktentwicklung die Überkapazitäten in den vergangenen Monaten nicht verringert hätten.

Daher sei eine „wirtschaftlich vertretbare Produktion von Lkw-Reifen am Standort Stöcken nicht möglich“, hieß es. Bis zuletzt hatte die Belegschaft gehofft, dass die Lkw-Reifenproduktion doch noch auf 500.000 Stück pro Jahr hochgefahren wird. Conti hatte im März angekündigt, wegen der schwachen Lkw-Verkäufe die Reifenfabriken in Hannover-Stöcken und im französischen Clairoix zu schließen. Rund 1.900 Mitarbeiter waren davon betroffen, darunter 783 im Stammwerk in Hannover-Stöcken. Seit der Ankündigung wurden 141 Mitarbeiter intern auf andere Positionen vermittelt. 50 sollen den Angaben zufolge durch den Umbau des Standorts zu einem Industriepark einen neuen Arbeitsplatz finden. 382 Beschäftigte scheiden laut Conti aufgrund von befristeten Verträgen oder Renteneintritt aus dem Unternehmen aus.

Noch bis gestern Nachmittag hatten Betriebsrat und Continental-Manager um die Zukunft des vor 139 Jahren in Betrieb genommenen Produktionsstandortes gekämpft. Medienberichten zufolge sei die Einigungsstelle mit einem unabhängigen Richter als Vermittler hinzugerufen worden – wie sich jetzt zeigt: ohne Ergebnis im Sinne der Arbeiter. Schon vor einem Jahr stand die Fabrik auf der Kippe, konnte aber durch eine Übergangsfrist, die bis 2011 vereinbart worden war, vorerst vor einer Komplettschließung bewahrt werden. Wäre die Nachfrage wieder angesteigen, hätte der Hersteller die Reifenproduktion in Stöcken wieder aufnehmen wollen, so die weit gefasste Einigung damals. Im März 2009 wurde bekannt, dass das Lkw-Reifenwerk in Hannover-Stöcken gerade einmal zu 27 Prozent ausgelastet war. Für das vergangene Jahr wurde damals eine Produktion von rund 380.000 Lkw-Reifen bei einer offiziellen Kapazität von 1,4 Millionen Reifen angegeben. Im Januar vergangenen Jahres war der Hersteller sogar noch davon ausgegangen, in 2009 rund 930.000 Lkw-Reifen in Stöcken fertigen zu können (66 Prozent Auslastung).

Dabei wird das Licht in Hannover-Stöcken nicht komplett ausgehen. Rund 50 Jobs sollen dort wohl in der Mischerei, in der Verwaltung sowie in der Forschung und Entwicklung erhalten bleiben, heißt es dazu weiter. Für die verbleibenden Hallen sucht Conti ein neues Konzept. Die Ideen reichen vom Technologie-Standort bis zum Logistikpark. ab

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