Van den Ban: Neuer Logistikspezialist modernster Güte

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Die Distributionsabläufe im deutschen und im internationalen Reifenhandel stützen sich heute mehr denn je auf die Kompetenzen von Reifengroßhändlern. Während diese Unternehmen früher in der Regel durch Preisvorteile punkteten, da sie ihre Produkte gleich containerweise beziehen konnten, kommt heute noch das Dienstleistungsangebot hinzu, das es den meisten Reifenhändlern unmöglich macht, ohne Großhändler auszukommen. Grossisten sind schnell, sie bieten in der Regel alles aus einer Hand und sie nehmen dem Handel die lästige und kostenintensive Lagerhaltung ab. Großhändler sind heute Logistikexperten und bieten weit mehr als nur Reifen. Ein Besuch bei Van den Ban Autobanden in den Niederlanden zeigt, wie sich Großhändler unter den veränderten Marktbedingungen weiterentwickeln.

Während auch Van den Ban Autobanden mit Sitz im holländischen Hellevoetsluis – wie so viele andere Großhandelsunternehmen – ursprünglich als sogenannter Trader das Geschäft betrieben hatte und Reifen dank der vorhandenen Preisunterschiede über die Grenzen der nationalen Absatzmärkte gewinnbringend vermarkten konnte, ist das Geschäft eines professionellen Reifengroßhändlers heute wesentlich komplexer und auch aufwendiger geworden. Van den Ban wurde Anfang der 1960er Jahre gegründet und hat sich seither zu einem der größten Marktteilnehmer unter den Reifengroßhändlern in Europa entwickelt. Obwohl das Unternehmen keine konkreten Zahlen veröffentlicht sehen möchte, da nicht die Größe des Unternehmens, sondern dessen Produkte und Dienstleistungen das Verkaufsargument gegenüber dem Kunden seien, habe die Van-den-Ban-Unternehmensgruppe in den vergangenen Jahren realisieren müssen, dass die Grenzen des Wachstums unter den alten Rahmenbedingungen erreicht waren.

Jeder, der Van den Ban in Hellevoetsluis südlich von Rotterdam in den vergangenen Jahren einmal besucht hat, musste über die kreative Lagerhaltung staunen. Rund ein Drittel der gelagerten Ware lag unter Dach in der Lagerhalle am Verwaltungsgebäude in einem Wohngebiet; der Rest lagerte rund fünf Kilometer entfernt in einem sogenannten „Container-Terminal“, das aus mehr als 1.000 Überseecontainer bestand. Dass solche logistischen Extremzustände nicht ewig aufrecht erhalten werden konnten, erinnert sich Commercial Director Cyril Versteeg heute, war schon länger deutlich. Insbesondere seit klar war, dass der Reifengroßhandel heute weit mehr als nur ein Produkt zu einem Preis vermarktet, nämlich eine umfassende Dienstleistung dazu anbieten muss, war die Entscheidung zum Neubau eines zentralen Logistikzentrums in Hellevoetsluis gefallen.

Während die Bauarbeiten für das neue Verwaltungsgebäude derzeit noch fortdauern, konnte die NEUE REIFENZEITUNG nun einen Blick in das neue „Van den Ban Logistic Tyre Center“ werfen, das nach knapp zweijähriger Bauzeit im August seinen ersten Reifen auslieferte. Die alten Verhältnisse mit mehreren Standorten und die nur gering automatisierten Abläufe haben gezeigt, so Cyril Versteeg, dass professionelle Reifenlogistik, wie vom Markt gefordert, nur noch begrenzt und mit großem Aufwand anzubieten war. Gerade der Trend am Markt, der im Übrigen durch die Finanz- und Wirtschaftskrise noch einmal beschleunigt wurde, hat die Bedeutung der Reifengroßhändler und ihrer Dienste noch einmal verstärkt: Reifenhändler arbeiten immer weniger mit Vorbestellungen – ob beim Großhandel oder direkt bei der Industrie – und eigenen Lagerbeständen. Dieser wachsenden Bedeutung entsprechend hat Van den Ban nun in das neue Reifenlogistikzentrum investiert; das Unternehmen möchte die Investitionssumme im Übrigen nicht nennen.

Das 24.000-m²-Grundstück, das Van den Ban für die Errichtung des neuen Logistikzentrums von der Kommune erwerben konnte, liegt dabei nur einige hundert Meter vom alten „Container-Terminal“ entfernt, das künftig mit der Hälfte der bisherigen Container als Pufferlager weiter betrieben werden soll. Das neue Logistikzentrum, das Cyril Versteeg als „unseren ersten Schritt in Richtung Zukunft“ bezeichnet, ist dabei weitestgehend automatisiert. „Automatisierung“, so Versteeg, sei „ein Zwang der Zeit“. Im Mittelpunkt dieser Automatisierung, mit der die Effizienzen deutlich gesteigert werden konnten, stehe das „fortschrittliche Material Handling System“ (MHS). Dadurch werde der lagerinterne Transport, das Sortieren sowie das sogenannte „Order Picking“ der Reifen im Lager vollkommen automatisiert und mechanisiert, sodass weniger Handgriffe notwendig seien. Das Lagerverwaltungssystem kontrolliert dabei etwa auch die Instruktionen an die Lagerarbeiter, die ihre einzelnen Arbeitsaufträge direkt auf elektronischem Wege zugesendet bekommen. „Mit diesem System verbessern wir unsere Professionalität und verringern mögliche Fehlerquellen bei unseren Auslieferungen“, erläutert Cyril Versteeg. „Die leitenden Mitarbeiter im Logistikzentrum können die Abläufe lückenlos überwachen und gegebenenfalls frühzeitig korrigierend eingreifen, sollte dies notwendig sein.“

„Die Kombination aus Software einerseits sowie Hardware bzw. Technologie andererseits ist einzigartig in der europäischen Reifenbranche“, erläutert Cyril Versteeg bei einem Rundgang durch das Logistikzentrum. Die Integration beider Bestandteile des Logistiksystems – Soft- und Hardware also – sei so wie bei Van den Ban sicher noch nirgends versucht, geschweige denn gelungen. Wie genau die sogenannte „Black Box“ funktioniert, bleibt natürlich Betriebsgeheimnis – fotografieren strengstens verboten!

Was sind aber die großen Vorteile, die die hohen Investitionen rechtfertigen? Denn am Ende bleibt das Logistikzentrum schließlich nur ein „Reifenlager“, oder?

Was in so ziemlich jeder Branche gilt, trifft natürlich auch auf den Reifengroßhandel zu: Ein Markt bzw. ein Produkt (in diesem Fall „Reifenlogistik) wird reifer, der Wettbewerb stärker, die Ansprüche der Kunden höher, Spezialisierung und Konzentration der Marktteilnehmer sind die Folge. Getreu dem Sinnspruch „Wachse oder weiche“ läuft natürlich auch auf dem Markt der Reifengrossisten eine solche Entwicklung ab. Kristallisationspunkt einer solchen Entwicklung ist die zunehmend professionelle – und neuerdings EDV- und Internet-gestützte – Handhabung der Reifenlogistik. Die Bearbeitungszeiten, die heute technisch möglich sind und vom Kunden gefordert werden, gehen tendenziell gegen null. Da Reifenhändler heute immer weniger daran interessiert sind, auch das kostspielige und komplizierte Nebengeschäft der Reifenlogistik in eigener Regie zu betreiben, werden entsprechende Dienstleistungen beim Großhandel angefragt. Nur: Der muss, wenn schon nicht in Echtzeit, dann doch wenigstens binnen 24 Stunden liefern können, und zwar ohne Fehlleistungen zu produzieren.

Dies, so zeigt sich Cyril Versteeg überzeugt, könne mit dem neuen Reifenlogistikzentrum Van den Bans bestmöglich bewerkstelligt werden. Entsprechend selbstbewusst sind auch die Versprechen, die der Reifengroßhändler in Bezug auf seine Lieferzeiten geben kann.

„Wachsen“ bedeutet dabei aber nicht nur eine zeitliche und qualitative Verbesserung der Abläufe in der Reifenlogistik. Auch die Sortimentsbreite und -tiefe müssen wachsen, so Versteeg, will man langfristig in der Top-Liga der Reifengroßhändler mitspielen. Erneut ist der Reifengroßhandel keine Ausnahmebranche: Um den Einkauf insgesamt zu optimieren, haben mehr und mehr Reifenhändler ein grundsätzliches Interesse, die Anzahl ihrer Bezugsquellen möglichst gering zu halten. Genauso, wie sich Einkaufszentren für Konsumenten erklären und rechnen, ist auch der Reifengroßhandel zu sehen: Kunden im Handel verlangen einen sogenannten One-Stop-Shop, und alles am Liebsten online, sie wollen also einmal klicken und tags drauf die Ware auf dem Hof haben. Dabei sei auch die Reichweite dieses One-Stop-Shop-Einkaufs wichtig. Van den Ban führe alle A- und B-Marken im Lager; dieses umfassende Sortiment werde abgerundet durch die Eigenmarken Blackstone und Novex sowie einige Importmarken. „Mit diesem Angebot können wir alle Marktsegmente bedienen“, ist Versteeg überzeugt.


Die Computergrafik zeigt die schieren Ausmaße des neuen Van-den-Ban-Logistikzentrums in Hellevoetsluis 

Um ein solches Angebot leisten zu können, benötigt Van den Ban nicht nur ein überaus großes Lager, dessen durchschnittlicher Lagerbestand mit rund 1,5 Millionen Reifen genannt wird. Der niederländische Reifengroßhändler benötigt darüber hinaus auch ein größtmöglich effizientes Warenwirtschaftssystem. Die Kapazität eines Logistikzentrums, also der Warenumschlag, ist durch dessen Dimensionen und dessen Effizienzen limitiert. Während die Dimensionen des aktuellen Logistikzentrums sogar noch einmal physisch verdoppelt werden können – Van den Ban hält bei der Kommune eine Option auf ein Nachbargrundstück –, seien auch im bereits bestehenden, neuen Logistikzentrum noch Wachstumsmöglichkeiten gegeben.

Insgesamt bringt Wachstum aber immer auch Kostenreduzierungen mit sich – theoretisch allemal. Betriebswirtschaftslehre für Erstsemester ist denn auch ein weiterer Grund, warum Van den Ban sich für das neue Reifenlogistikzentrum entschieden hat. In Zeiten eines zunehmenden internationalen und nationalen, also regionalen, Wettbewerbs sind Stückkostenvorteile zentraler Erfolgsfaktor. Je größer der Grossist, umso größer die eingekaufte Menge – dies hilft die Kosten im Wettbewerb zu verringern. Und ein größerer Warenumschlag ab Lager hilft ebenfalls die Kosten zu verringern.

Unterm Strich: Das Wachstum Van den Bans ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäft auch in der Zukunft. Sobald im kommenden Sommer auch das Verwaltungsgebäude am neuen Standort in Hellevoetsluis eingeweiht ist, gehen die Immobilien des alten Standortes an die Kommune, die dort ein Wohngebiet entwickeln möchte. Der klassische Reifengroßhändler Van den Ban wird sich also binnen weniger Jahre in einen Logistikspezialisten modernster Güte mit über 250 Mitarbeitern gewandelt haben.

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