Nokian Tyres wird Position in Russland trotz Krise verteidigen

In den vergangenen Jahren hat es Nokian Tyres nicht nur gewagt, in Russland eine eigene Reifenfabrik aufzubauen. Der finnische Hersteller hat sich darüber hinaus auch eine klare Position als Marktführer mit einem Anteil von 30 Prozent auf dem bedeutenden Premiumreifenmarkt erarbeitet. Die große Abhängigkeit bei Umsatz und Gewinnen vom Reifengeschäft in Russland sorgt aktuell aber dafür, dass die dramatische Krise am russischen Automobilmarkt direkte Folgen auf die weitere Entwicklung von Nokian Tyres hat. Anleger und Analysten haben sich zwar immer an den hohen Margen des finnischen und russischen Marktführers erfreut. Nun finden sie das hohe Risiko allerdings eher unattraktiv, so jedenfalls Morgan Stanley. Dennoch vertraut man darauf, dass Nokian Tyres’ Marktanteil in Russland sogar noch weiter wachsen könnte.

In 2008 machte Nokian Tyres noch 33 Prozent seines Umsatzes (1,081 Milliarden Euro) in Russland und den anderen GUS-Staaten, was Russland zum wichtigsten heimischen Markt des dort seit Ende 2005 produzierenden Herstellers macht. Gerade bei Winterreifen ist Nokian überaus stark in Russland und kann dort sogar über 35 Prozent des Marktes für sich reklamieren. In den vergangenen Jahren kam jeweils mehr als die Hälfte der Nokian-Umsatzsteigerungen aus Russland; in 2008 waren dies sogar über 80 Prozent. Nokian konnte dabei insbesondere auf die Erstausrüstung in Russland vertrauen, die in der Regel einen zweiten Satz (Winter-)Reifen mit einschließt.

Der Rückgang bei den Neuzulassungen in diesem Jahr von über 50 Prozent stellt demnach eine große Last für Nokian Tyres dar. Aber – wie Morgan Stanley in einem aktuellen Report schreibt – gibt es mehrere Gründe, warum der Hersteller sich nach einem kurzen aber heftigen Rückschlag in 2009 schnell wieder erholen und seine führende Position verteidigen sollte. Der Grund Nummer eins ist das Vertriebsnetzwerk „Vianor“. Von den aktuell über 550 Outlets befinden sich gut 40 Prozent in Russland. Produktverfügbarkeiten und eine effiziente Logistik sei zentraler Erfolgsfaktor im bedeutenden russischen Winterreifengeschäft. Der zweite Grund ist die Rolle als deutlicher Marktführer. Andere Wettbewerber, von denen keiner mehr als 14 Prozent im zentralen Premiumsegment hält (siehe Schaubild), würden sich in Zeiten „kurzfristiger Kontraktionen des russischen Reifenmarktes“ lieber um andere, schnell wachsendere Märkte wie etwa Brasilien oder Indien kümmern. Der dritte Grund sei die Preisführerschaft, nur durch Michelin herausgefordert, sowie die sprichwörtliche Sortimentsbreite der Finnen im Winterreifensegment, findet Morgan Stanley. Außerdem – Grund vier und fünf – müsse Nokian Tyres als in Russland fertigendes Unternehmen keine Einfuhrzölle etc. zahlen und verfüge außerdem über erweiterbare Produktionskapazitäten in der Fabrik bei St. Petersburg (aktuelle Kapazität: rund sieben Millionen).

Während Nokian Tyres in 2009 aufgrund der hohen Abhängigkeit vom russischen Reifenmarkt rund 21,5 Prozent weniger Reifen verkaufen wird, wovon 18,6 Punkte allein auf Russland entfallen, sollte der Absatz im kommenden Jahr schon wiederum 13 Prozent ansteigen (Russland: 9,6 Punkte) und in 2011 noch einmal um 15,5 Prozent (Russland: 13,1 Punkte). Folglich erwarte man für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang von über 25 Prozent; in den kommenden beiden Jahren werde Nokian Tyres aber wieder die altbekannte Wachstumsgeschichte aufleben lassen und mit Raten von 9,5 Prozent (2010) und 14,4 Prozent (2011) aufwarten können.

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