B2B-Onlinereifenhandel offenbar nach wie vor ein Erfolgsgarant

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So wie der Onlinereifenhändler Delticom in Sachen Endverbrauchergeschäft (B2C = Business to Consumer) nach wie vor auch in seinem Jubiläumsjahr von nicht enden wollendem Wachstum zu berichten weiß, kann auch das B2B-Onlinegeschäft (B2B = Business to Business) nur als Erfolgmodell bezeichnet werden. Immer mehr Händler decken ihren Reifenbedarf heute online bei einem der vielen Marktplätze, die sich in den vergangenen Jahren etabliert haben oder sich noch zu etablieren suchen: Tyre24, Gettygo, Tyre100, Tyremotive, Tyresystem … – die Liste der Namen ließe sich beliebig verlängern. Und wenn dieses Segment nicht noch Potenzial böte, würden doch sicherlich nicht immer neue B2B-Shops ihre virtuellen Pforten öffnen, oder?

Als Pionier in diesem Geschäftsfeld darf man mit Fug und Recht wohl Tyre24 aus Kaiserslautern bezeichnen, wobei es sich anscheinend bezahlt gemacht hat, dass das 1998 von Michael Saitow gegründete und 2002 zur GmbH umfirmierte Unternehmen als eine der ersten B2B-Reifenplattformen für den Reifenhandel am Start war. Denn unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen MMS-Studie reklamiert www.tyre24.de als Schnittstelle zwischen Reifengroß- und Reifeneinzelhandel eine Marktabdeckung von 81,4 Prozent und damit die Marktführerschaft im deutschen B2B-Onlinereifenhandel für sich. Doch in Kaiserslautern denkt man offenbar noch lange nicht daran, dass das während der vergangenen Jahre realisierte Wachstum an Grenzen stoßen könnte. „Mit unseren Onlineplattformen www.tyre24.de und www.reifen-vor-ort.de bieten wir über 10.000 angeschlossenen Händlern die Möglichkeit, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erfolgreich am Markt zu bestehen“, sagt Geschäftsführer Saitow unter Verweis unter anderem auf die mittlerweile auf 54 Beschäftigte angewachsene Mitarbeiterzahl oder die an die Tyre24-Plattform angeschlossenen mehr als 180 Reifen- und Felgengroßhändler und Hersteller aus Deutschland, Holland, Belgien, Luxemburg, Österreich und Polen.

Dass gerade wirtschaftlich schwierige Zeiten den B2B-Plattformen in die Hände spielen, glaubt auch Rolf Beißel, Vorstand der CaMoDo Automotive AG, die mit Tyre100 ebenfalls einen solchen Onlineshop betreibt. „Immer mehr Firmen suchen nach Möglichkeiten, ihre Organisationskosten zu reduzieren. Aus diesem Grunde steigt die Zahl der Firmen, die über unseren B2B-Marktplatz einkaufen stark an und somit die Stückzahlen“, kann er von seinen Erfahrungen berichten. Insofern geht man bei CaMoDo im Bereich E-Commerce von weiter steigenden Stückzahlen aus, bei ansonsten im Gesamtmarkt rückläufigen Absätzen. Beißels Worten zufolge haben sich bereits über 15.000 Kunden für den Händlershop unter www.tyre100.de registrieren lassen. „Heute sind die meisten Firmen in einer der führenden B2B-Plattformen organisiert. Hierbei genießen diese Firmen die Markttransparenz – keine Boni oder Overheadzahlung oder Stückprämien bis zum Tage X bei Abnahme Y, die irgendwie mit beachtet werden müssen. Aufwand für Recherche, Preisvergleich, Verfügbarkeiten usw. entfallen. Der Kunde kann sicher sein, immer einen wettbewerbsfähigen Einkaufspreis zu erhalten“, nennt Beißel die aus seiner Sicht für den Handel bestehenden Vorteilen beim Einkauf über solche B2B-Plattformen wie Tyre100.

Nichtsdestoweniger komme den B2B-Systemen der Industrie in diesem Zusammenhang ebenfalls eine gewisse Bedeutung zu. Dennoch erwartet der CaMoDo-Vorstand, dass diese etwas an Zuspruch verlieren werden. „Weil die Kunden die Einfachheit lieben. Kunden möchten nicht in vielen Herstellersystemen ihren Bedarf decken. Das ist einfach zu umständlich“, begründet Beißel seine Sicht der Dinge. Abhängige Marktplätze, die effizient handeln und darüber hinaus direkt auf vorhandene Organisationsstrukturen zugreifen können, würden sich dank der mit ihnen erzielbaren Kostenvorteile im Markt zwar behaupten können, sagt er. Aber die erfolgreichen unabhängigen B2B-Plattformen seien durch ihre „politische Unabhängigkeit und marktkonformes Handeln extrem gut aufgestellt“, gibt Beißel zu bedenken. Auf die Frage dieser Zeitschrift, was im Besonderen den Händlershop unter www.tyre100.de in diesem Zusammenhang auszeichnet, fällt ihm als Erstes die Aktualität des Datenbestandes ein, die in Kombination mit einem ausgefeilten Bestandsabgangsmanagement gewährleiste, dass die Ware selbst in Hochzeiten lieferbar ist. „Wir sind einer der wenigen, die wirklich alle zehn Minuten die Bestandsdaten der angeschlossenen Großhändler aktualisieren können“, sagt der Vorstand der CaMoDo AG unter Verweis darauf, dass die Benutzung der Plattform – anders als bei anderen Angeboten – kostenlos ist.

Das hält man bei der erst in diesem Frühjahr gegründeten Tyremotive GmbH (Kitzingen), die ihren Webshop am 26. März online geschaltet hat, übrigens ganz genauso. Dadurch, dass man weder für Lieferanten noch für Kunden Gebühren erhebt und auch keine 0180-Nummer verwendet, verspricht sich Gründer und Inhaber bzw. Geschäftsführer Udo Strietzel unter anderem auch, von der derzeitigen Wirtschaftskrise profitieren zu können. „Da noch genauer von den Kunden gerechnet wird“, erklärt er. Trotz der noch vergleichsweise jungen Unternehmenshistorie kann er bereits auf über 2.200 Autohäuser, Reifenhändler und Werkstätten verweisen, die sich für die B2B-Plattform unter www.tyremotive.de registriert und dort auch zufriedenstellend gekauft hätten. „Mittlerweile konnte wir sieben extrem leistungsfähige Großhändler als Lieferanten dazu gewinnen, sodass unser Produktportfolio von 9.300 angeboten Reifen auf 15.500 gesteigert wurde“, kann der Geschäftsführer von weiteren, innerhalb relativ kurzer Zeit erzielten Erfolgen berichten.

Das dürfte allerdings kaum verwundern, ist Strietzel doch kein Unbekannter in der Branche: Bevor er sich selbstständig machte, hat er neun Jahre für DBV Würzburg gearbeitet und war dort – wie er selbst sagt – maßgeblich an dem Entstehen des DBV-Webshops beteiligt. Seinen Worten zufolge werde Tyremotive von allen DBV-Lieferanten zu identischen Konditionen beliefert. Um wen es sich dabei handelt, wird freilich nicht verraten und sei auch für den über den Onlineshop einkaufenden Händler nicht ersichtlich. „Wir zeigen einen Reifen immer nur einmal, nennen niemals den Lieferanten, was für den Lieferanten wiederum bedeutet, er kann über uns abverkaufen. Dies führt dazu, dass wir zum Beispiel bei Conti bis zu 73 Prozent Rabatt geben können. Aufgrund dieser Konstellation bin ich überzeugt von einer positiven Geschäftsentwicklung für Tyremotive“, ist sich Strietzel sicher. „Derzeit sind wir in der Lage, kurzfristig über 15.000 verschieden Reifen aus einem Gesamtbestand von über zwölf Millionen Reifen zu liefern. Und das zu Konditionen, bei denen wir bei ca. 15 Prozent der preiswerteste Anbieter sind“, ergänzt er.

Dabei sieht der Tyremotive-Geschäftsführer die Preistransparenz, die durch die zunehmende Onlinevermarktung von Reifen Einzug in die Branche gehalten hat, durchaus als Vorteil für den Handel im Vergleich etwa mit dem Einkauf bei den Herstellern. Die Industrie habe ein Auge auf die Produktion, etwaige Überbestände und Marktanteile und reagiere dann über den Produktpreis, vermutet er. „Wie kann der Besteller bei der Industrie sicher sein, welchen Zeitpunkt hat er gerade erwischt? Wir könnten doch nie Conti mit 73 Prozent Rabatt verkaufen, wenn die Industrie diesen Reifen nicht noch billiger in den Mark gedrückt hätte“, erklärt sich Strietzel die Beliebtheit der B2B-Plattformen aufseiten des Handels. Hinzu komme eine „extrem schnelle Bedienung“ der Kunden, wofür Tyremotive beim eigenen Shop auf „IT-Programme in der neuesten Programmiersprache“ zurückgreift. „Dadurch, dass wir Alukompletträder anbieten, haben wir die COC-Daten der Fahrzeughersteller, und dies führt wiederum dazu, dass wir unseren Kunden sehr viele Dinge anbieten können, die deren tägliche Arbeit erleichtert“, fallen ihm noch mehr Vorteile der unter www.tyremotive.de erreichbaren Einkaufsplattform ein, die demnach darüber hinaus beispielsweise noch den Download von über 20.000 Motorradreifenfreigaben ermögliche oder Informationen bezüglich der Ölfüllmengen von Fahrzeugen, einen Komplettradkonfigurator etc. bereithält.

Im Grunde genommen sind dies doch mehr oder weniger die gleichen Argumente, die auch immer mehr Endverbraucher dazu veranlassen, ihre Reifen online zu kaufen, anstatt zum Reifenhändler um die Ecke zu gehen. Was läge da also näher, als das im B2B-Geschäft vorhandene Know-how auch zum Einstieg in das B2C-Segment zu nutzen? Vorgemacht hat es schließlich schon die Tyre24 GmbH mit ihrem Angebot unter www.reifen-vor-ort.de, und auch der Delticom-Erfolg während der zurückliegenden Jahre könnte doch durchaus Begehrlichkeiten des einen oder anderen B2B-Plattformbetreibers wecken, der sich bislang ausschließlich auf das Handelsgeschäft kapriziert, oder? Zumindest bei der CaMoDo Automotive AG und Tyremotive hat man jedoch derzeit keinerlei derartige Pläne.

„Wir wollen und werden Partner des Autohauses, Reifenhandels und der Werkstatt sein und bleiben. Ich habe einfach die Überzeugung, dass man unternehmerisch eine klare Entscheidung treffen muss, und die ist bei uns gefallen“, macht Udo Strietzel seinen Standpunkt deutlich. „Wir sehen uns auch als Partner unserer Nutzer und unserer Lieferanten, und wir sind überzeugt, dass unsere Partner dies auch nicht wünschen“, stößt CaMoDo-Vorstand Rolf Beißel ins gleiche Horn. Freilich wolle man „den Zug nicht verpassen“, allerdings seien heute ohnehin schon sehr gut aufgestellte Firmen im B2C-Bereich tätig. Um hier wirklich erfolgreich tätig zu sein, müsste man seiner Meinung nach mindestens eine Million Euro pro Jahr investieren, wobei Beißel eine Investition von diesem Ausmaß im Zweifelsfalle im B2B-Geschäft besser angelegt sieht. „Hier erwarte ich langfristig bessere Erträge“, sieht Beißel die sich auf diesem Gebiet bietenden Potenziale offenbar tatsächlich noch nicht völlig ausgeschöpft.

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