Continental intensiviert Zusammenarbeit mit Partnern

Zentraler Bestandteil einer Absatzstrategie, die auf Premiumprodukte setzt, ist deren garantierte Qualität und deren Diversifizierung entsprechend der Bedürfnisse der Kundschaft. In beiden Bereichen konnte die Continental jüngst nennenswerte Erfolge mit der Vorstellung neuer Produkte aus der Division Lkw-Reifen erzielen, etwa der des Trailerreifens HTR 2. Unter dem Schlagwort „ContiLifeCycle“ fasst der Hersteller aber auch die eigenen Aktivitäten in der Runderneuerung zusammen, wo jüngst durch die deutliche Intensivisierung der Kooperationen mit Reifen Ihle und Marangoni weitere Schritte bei der Erreichung des Ziels gemacht wurden, Vollsortimenter im wahrsten Sinne des Wortes zu werden. Dies bedeutet: Premiumkunden verlangen vom Reifenhersteller nicht mehr nur einen Neureifen, der hält und im Zweifel vielleicht sogar den Kraftstoffverbrauch senkt. Sondern die Flottenbetreiber wollen ein Konzept angeboten bekommen, das die Kosten verringert und auch gut für die Umwelt ist, obwohl dies oftmals nicht deren primäres Anliegen ist. Dies jedenfalls geht nicht ohne Runderneuerung, ist Eckhard Wilanek überzeugt, Managing Director Fleet & Retread Business.

Die Continental engagiert sich, wie viele andere Neureifenhersteller auch, seit einigen Jahren intensiv in der Runderneuerung. Eine Branche, der früher eher ein schmutziges Image anhaftete, wird also hoffähig. In den Augen von Eckhard Wilanek, dem zuständigen Direktor für das Flotten- und Runderneuerungsgeschäft im Hause Continental, gibt es dafür im Wesentlichen zwei wichtige Gründe. Der eine Grund ist überaus simpel: Mittlerweile verspüren Flottenbetreiber und Spediteure allerorten den Druck, der durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise entsteht. Geld ist knapp. In Cash-armen Zeiten bringt allein die Not die Fuhrparkmanager dazu, sich nach kostengünstigen Alternativen für einen Neureifen umzusehen. Während das eine Unternehmen auf billige Importreifen zurückgreift und somit entstehende Kosten für den Ersatzbedarf nur kurzfristig vertagen kann, ohne eine wertvolle Karkasse in Händen zu halten, setzt das andere Unternehmen auf die Runderneuerung. Dabei ist zu betonen, dass die offenkundigen Vorteile eines Reifenmanagements, in dem auch Platz für runderneuerte Reifen ist, auch in Bullenjahren gelten.

Es kommt Vollsortimentern wie der Continental, die über ein umfangreiches Neureifen- wie auch Runderneuerungsprogramm verfügen, vor allem eines zu Gute: Die Flotten in Deutschland und Europa werden zusehends professioneller. Und mit der Professionalisierung von Unternehmen halte zunehmend auch Vernunft Einzug in die Entscheidungen, die beim Reifenmanagement getroffen werden müssen. Aus Gründen, die für Eckhard Wilanek heute nicht mehr nachzuvollziehen sind, haftet der Runderneuerung immer noch in Sachen Qualität kein allzu gutes Image an. Abgelöste Laufflächen am Straßenrand – früher wie heute denken viele oft an runderneuerte Reifen. Diese Ansicht sei aber weder belegbar noch hinnehmbar, wobei die Qualität einer Runderneuerung natürlich immer auch von der Qualität des Runderneuerers abhänge, so Wilanek weiter. Aber im Allgemeinen gelte: „Runderneuerte sind heute so gut wie Neureifen“, betont der Continental-Manager.

Die Qualität der Produkte ist der zweite Grund, warum runderneuerte Reifen heute mehr denn je eine ideale wirtschaftliche und ökologische Ergänzung beim Reifenersatzbedarf großer wie kleiner Flotten darstellen. Um die Qualität der eigenen heißrunderneuerten Reifen (diese heißen seit dem vergangenen Herbst „ContiRe“ statt „Contire“ und passen somit besser zur Sprachfamilie des Unternehmens) weiter zu steigern, ist die Continental mit Reifen Ihle eine besondere Partnerschaft eingegangen.

Bereits vor über zwei Jahren hatte Continental angekündigt, eine „Reorganisation der Heißrunderneuerung“ vorzunehmen und entsprechend zu investieren. Dies, so Eckhard Wilanek gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG, sei nun geschehen. Seit dem vergangenen Herbst steht bei Reifen Ihle in Günzburg nun eine neue Produktionsstraße, in der Ihle exklusiv für die Continental heißrunderneuerte ContiRe-Reifen fertigt. Das eigentliche „Investment im Millionenbereich“ habe der Offtake-Partner Reifen Ihle vorgenommen. Continental hingegen hat sich dazu verpflichtet, eine bestimmte Menge an ContiRe-Reifen pro Jahr abzunehmen und garantiert somit die Auslastung der Produktionsstraße mit ihren zwölf Pressen. Wie viele Reifen dies sind, wollte Wilanek nicht nennen, wohl aber, dass man „voll im Plan“ liege. Neben Reifen Ihle verfügt die Continental noch über weitere Partner in der Heißrunderneuerung: Reifen Günther aus Diepholz und Bandvulc im englischen Devon. Wie zuvor, so ist Reifen Ihle auch jetzt unter dem neuen Offtake-Abkommen der mit Abstand größte Partner des Hannoveraner Reifenkonzerns. Allerdings möchte der Managing Director Fleet & Retread Business Reifen Ihle nicht als „bevorzugten Partner“ bezeichnen, auch wenn Ihle mehr als die Hälte der ContiRe-Reifen für Continental fertigt. Die Continental selbst fertigt im Übrigen in ihren Lkw-Reifenwerken auch ContiRe-Reifen, und zwar aus sogenannten DA-Neureifen.

Dass sich durch die intensivierte Partnerschaft mit Reifen Ihle nicht nur eine festere Lieferantenbeziehung ergibt, sondern nun beide Partner gemeinsam und noch intensiver an der Optimierung der Produkte und Produktionsprozesse arbeiten, stellt für Eckhard Wilanek ein ganz besonderes Plus der erneuerten Partnerschaft dar. „Bei der Qualität der Produkte, dem Produktionsablauf und den Produktionskosten haben wir schon deutliche Verbesserungen erzielt“, so Wilanek, was nicht zuletzt daran liegt, dass beinahe ständig zwei Conti-Mitarbeiter in Günzburg mitarbeiten. „Die Präzision unserer Neureifen hält jetzt in der Runderneuerung Einzug.“ Gerade was die Belegung mit Gummi und das Abrauen des zu erneuernden Reifens betrifft, seien deutliche Verbesserungen zu verzeichnen. „Man bereichert sich gegenseitig“, so Wilanek, „und es wird auch gestritten und gekämpft.“ Aber nur so könnten beide Partner vom jeweils anderen profitieren und garantieren, dass „der runderneuerte Continental-Lkw-Reifen mit den Produkteigenschaften unseres Neureifens“ ausgeliefert wird, auch wenn der Unterbau bereits den ersten Teil seines Lebenszyklusses (ContiLifeCycle) hinter sich hat.

Neben den ContiRe-Heißrunderneuerten, die der Hersteller ausschließlich durch die Vertriebsorganisation der Continental vermarktet, nicht aber direkt durch einen der Produzenten (etwa Ihle oder Günther), runden kaltrunderneuerte Lkw-Reifen der Marke „ContiTread“ das Produkt- und Markensortiment ab. „ContiTread“, so der Hersteller in einer Veröffentlichung, „ist der Premiumlaufstreifen für die Kaltrunderneuerung, hergestellt unter Verwendung von Originalmischungen und -profilem.“ Seit vergangenen Sommer geht die Continental ebenfalls bei der Kaltrunderneuerung neue Wege und setzt auf starke Industriepartnerschaften. Seither ist die italienische Marangoni-Gruppe im Besitz einer weltweiten Lizenz zur Produktion und Vermarktung der ContiTread-Kaltlaufstreifen. Zum Anfang des vergangenen Jahres hatte Bandag Europe – über sechs Jahre Partner der Continental – den Vertrag aufgekündigt; Bandag war in der Zwischenzeit von Wettbewerber Bridgestone übernommen worden. Durch das Abkommen vom vergangenen Sommer nehmen Continental und Marangoni eine alte Beziehung wieder auf, die im Jahr 2000 unterbrochen wurde.

„Die Kooperation mit Marangoni hat sich ganz gut angelassen“, zieht Eckhard Wilanek ein erstes Resümee. Während die Kooperation mit Bandag auf Europa beschränkt gewesen ist, habe Marangoni nun die weltweiten Rechte an ContiTread erworben. Die Laufstreifen werden demnach nicht nur bei Ellerbrock in Hamburg, sondern auch in den Marangoni-Fabriken in den USA und Brasilien für die jeweils regionalen Märkte gefertigt. Die Runderneuerung selber findet in der Regel durch von Marangoni und Continental gemeinsam auditierte Marangoni-Runderneuerungspartner statt. Große Erwartungen hat Eckhard Wilanek vorwiegend für die Märkte außerhalb Europas, da hier die Marke ContiTread noch nicht eingeführt gewesen ist, dort aber sehr wohl etliche Continental-Neureifenkunden zu Hause sind, die sich ebenfalls für die Kaltrunderneuerung interessieren dürften. Das ContiTread-Programm soll sich dabei weitestgehend mit dem Neureifenprogramm des Herstellers decken, wobei – wie immer – nicht jedes Profil in jeder Dimension als Kaltrunderneuerter (oder sogar als Heißrunderneuerter) angeboten werden kann.

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