Ärger um Reifenhandelsbetriebe in Detmold und Hameln

Dass Reifenhändler Insolvenz anmelden müssen, ist angesichts der aktuellen Marktlage leider kein Einzelfall. Wenn es langjährig an ihren Standorten verankerte Unternehmer sind, dann schwingt auch immer ein gehöriges Maß an Bedauern mit. Bei der unlängst erfolgten Schließung zweier jedenfalls nach außen durchaus sehr modern wirkenden Betrieben in den beiden Städten Hameln und Detmold mag das anders sein, haben sich doch gleich mehrere Marktteilnehmer an die NEUE REIFENZEITUNG gewandt und hat sich auch die lokale Presse (Dewezet: Deister- und Weserzeitung) des Vorganges angenommen.

Zu einzelnen Hintergründen, so sie denn in Erfahrung zu bringen waren: Denn die Aufenthaltsorte der beiden vormaligen Geschäftsführer der in Detmold registrierten Firmen „Wheels in Time Trading GmbH & Co. KG“ und „TyreGroup GmbH & Co. KG“ Claus-Peter Dierking und Michael Weiss konnten nicht nur von der NEUE REIFENZEITUNG nicht ermittelt werden, die beiden sind auch für die Zentrale der Goodyear Dunlop Handelssysteme (GDHS) derzeit „unauffindbar“, wie es dort auf Nachfrage heißt.

Dass überhaupt dorthin der erste Anruf erfolgte, hat etwas mit der Geschichte von „Wheels in Time“ und der „TyreGroup“ zu tun: Ursprünglich als Großhändler gestartet, wollte das Gespann Dierking/Weiss hoch hinaus und hat sogar an der letzten Reifenmesse in Essen mit einem eigenen Messestand teilgenommen. Zu dem Zeitpunkt war aus Sicht der beiden Unternehmer wohl „Phase 2“ des Projektes initiiert, aus GDHS-Sicht allerdings in etwa zur gleichen Zeit (als die Essener Messe anstand) auch: Die Controller der Kölner GDHS-Zentrale hatten auf schleppende Zahlungseingänge hingewiesen.

Claus-Peter Dierking und Michael Weiss waren etwa Anfang des Jahres 2008 zur Kooperation HMI gestoßen, in der sich freie Reifenhändler unter dem GDHS-Dach organisiert haben. Dierking und Weiss wollten allerdings nicht nur Groß-, sondern auch Einzelhändler sein und investierten kräftig in neue Betriebsstätten in Hameln und Detmold, die als schmuck beschrieben werden und den Standards gerecht wurden, die GDHS an Unternehmen stellt, die unter „Premio“ firmieren möchten.

Tatsächlich war das Geschäftsmodell (Gerüchte, via eBay und Tyre24 sei von den Beteiligten „ein großes Rad gedreht“ worden, fielen bei der Recherche in sich zusammen) ganz offensichtlich nicht tragbar: Die Gebäude sind verschlossen, eingelagerte Ware wenigstens zum Teil nicht auffindbar, auf der Website des Unternehmens erscheint als Geschäftsführer ein gewisser Florian Mihai, den man bei der GDHS gar nicht kennt. Der Goodyear Dunlop-Konzern hat zwischenzeitlich einen Insolvenzantrag gestellt.

Reifengroßhändler (einer in Belgien, ein anderer in Südwestdeutschland) dürften auf ihren Rechnungen ebenso sitzenbleiben wie einige Reifenhersteller, die Dierking und Weiss beliefert haben, darunter wenigstens einer mit einer sechsstelligen Summe. Der Goodyear Dunlop-Konzern, der hinter GDHS steht, ohnehin: Die Dewezet spricht von einer „sehr großen sechsstelligen Summe“, der Schaden sei aber versichert. Bestätigen will uns die GDHS-Zentrale den im lokalen Blatt genannten Betrag nicht, aber eine dort getroffene Aussage des derzeit krankgeschriebenen Hamelner Filialleiter Marc Rheker, der der Dewezet gesagt hat: „Ich weiß auch nicht, was los ist.“ Bei der GDHS heißt es: „Zu der Situation haben wir momentan auch keine weiteren Anhaltspunkte.“

Auch wird eingeräumt, dass in dem lokalen Markt für die renommierte Handelsmarke Premio ein „Imageschaden“ entstanden ist. Der soll jetzt erst einmal möglichst kleingehalten werden: Die Premio-Schilder an den beiden verwaisten Standorten sind abgeschraubt, an der Eingangstür ist ein Zettel, wohin sich im Stich gelassene Endverbraucher wenden können. Denen will GDHS möglichst unbürokratisch im Sinne der Verbraucherzufriedenheit helfen.

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