Rösler-Gruppe: Auf dem Weg zum EM-Reifen-Systemanbieter

Der Werdegang ist konsequent und in sich absolut logisch: Die Rösler-Gruppe hat erst alle Facetten des Runderneuerungsgeschäftes von EM-Reifen erschlossen, ist dann mit der Eigenmarke „Winstone“ ins Erstausrüstungsmetier vorgestoßen – und geht jetzt den letzten Schritt hin zum Endverbraucher bzw. mit diesem hinein direkt in die Mine oder in den Tagebau. „Auf dem Weg zum EM-Reifen-Systemanbieter“ sei man bereits im Zielkorridor, sagt Klaus Mühlbäck, Vizepräsident bei den „Rösler Tyre Innovators“. Unter diesem Titel ist das Unternehmen auf der letzten Branchenmesse REIFEN in Essen aufgetreten.

In der Firmengruppe sind mittlerweile etwa 200 Menschen beschäftigt, die Umsatzschwelle von jährlich 40 Millionen Euro wird deutlich übertroffen, Alleingesellschafter ist die Familie Rösler, die Zwillingsbrüder Paul und Martin Rösler führen die Geschäfte, die drei im Markt auftretenden operativen Gesellschaften sind die Rodos GmbH, die Schelkmann GmbH und die Zeus GmbH, künftig werden wir auch die „Rösler 360°“ hinzuzählen, einen Rundumservice zum Thema Reifen für Erdbewegungsmaschinen. Neben Heiß- und Kaltrunderneuerung als Produktionseinheiten am Hauptsitz in Dortmund hat das Unternehmen über die Jahre eigene Ingenieursexpertise aufgebaut und bietet der Lizenzgeber auch umfassendes Konzept- bzw. Projektierungs-Know-how bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe einer Anlage zur Kaltrunderneuerung nach dem SPR-Verfahren (Schelkmann Pre-cured Retreads).

Die Rodos GmbH ist die Keimzelle des Unternehmens, gegründet und aufgebaut von Paul Rösler senior und noch heute die für die Heißrunderneuerung zuständige Geschäftseinheit. Die Schelkmann GmbH – der Name erinnert an den Mann, der das Kaltrunderneuerungsverfahren entscheidend weiterentwickelt hat und dessen Firma Rösler vor etwa zwei Jahrzehnten übernehmen konnte – ist mehr als „nur“ ein bedeutsamer Kaltrunderneuerer von EM-Reifen, denn sie vermarktet das SPR-Verfahren inzwischen weltweit und stattet die Lizenzpartner nicht nur mit den benötigten Laufflächen für die Runderneuerung, sondern mit dem gesamten Equipment für den Produktionsprozess aus. Die Zeus GmbH schließlich deckt den Bereich Reifenfüllprodukte und Pannenschutztechnologien bei Großreifen ab.

Dass ihm der Bereich „Schelkmann“ besonders am Herzen liegt, ist der Begeisterung, mit der Mühlbäck von dieser wohl dynamischsten Geschäftseinheit im Firmenverbund spricht, unschwer zu entnehmen. Sechs SPR-Produktionsstätten funktionieren bereits weltweit zur vollsten Zufriedenheit. Das ist einmal die „Vorzeigeanlage“ am Firmensitz in Dortmund, eine Anlage in Indonesien (Mühlbäck: „Mit der der Austausch besonders eng ist“) sowie je eine in Usbekistan, Australien, Tschechien und bei OTR in Großbritannien. Die Aufbauarbeiten für die siebte Anlage bei der „Kazakhmjs“ in Kasachstan schreiten planmäßig voran, die Halle steht bereits, das Equipment wird in einer ersten Phase noch in diesem, in einer zweiten Installationsphase im ersten Quartal nächsten Jahres installiert; spätestens im zweiten Quartal des Jahres 2009 will Kazakhmjs die ersten SPR-Reifen produzieren, das Größenspektrum von 25 bis zu 57 Zoll wird abgedeckt. Ein achter Lizenzvertrag ist zwar bereits geschlossen, die Projektierungsphase aber noch ganz am Anfang, sodass es zu früh wäre, Details zu nennen.

Weil derzeit die 63-Zoll-Reifen ein großes Thema sind (nach Michelin und Bridgestone werden diese Reifen jetzt auch von Titan gefertigt), beschäftigt sich auch die Rösler-Gruppe natürlich mit diesem Thema. Trotz einiger Handlingschwierigkeiten wäre das technologisch auch für die Röslers darstellbar, aber für ein „Return on Investment“ ist die Zeit noch nicht reif, die weltweite Anzahl der Maschinen, die auf 63-Zoll-Reifen im Einsatz sind, hat noch nicht die kritische Größe erreicht. Obwohl, räumt Mühlbäck unumwunden ein, die Tendenz zu immer größeren Rädern auf den Maschinen beispielsweise in den kanadischen Ölsanden nicht zu übersehen ist. Solange die größten im Markt existenten Wasserautoklaven auf einen Innendurchmesser von 4.000 Millimeter ausgelegt sind, solange wird es auch keine Runderneuerten mit 63 Zoll geben. Auch ist darauf hinzuweisen, dass eine „Nachrüstung“ einer bestehenden Runderneuerungsanlage auf die größten aller Reifendimensionen praktisch nicht möglich erscheint, es wäre ein völliger Neubau solch einer Runderneuerungsanlage erforderlich.

Mit der Hinwendung zu einem „EM-Reifen-Systemanbieter“, der auch das gesamte Reifenmanagement abdeckt, der die Einsatzpisten genau kennt und das maßgeschneiderte Profil empfehlen sowie die Einhaltung des korrekten Luftdruckes gewährleisten kann, wird auch einem zweiten übergeordneten Unternehmensziel Rechnung getragen: Die Rösler-Gruppe hat immer wieder deutlich gemacht, sich von den Billiganbietern dieses Reifentyps – die speziell aus China, seit Neuestem aber auch vermehrt aus Indien kommen – positiv abzuheben. So mit einem Neureifen, dessen Güte im Premiumsegment angesiedelt wird.

Für den „Winstone“ bezieht das Unternehmen die Karkassen von einem europäischen Neureifenhersteller und belegt sie mit Premiumgummimischungen von zwei mitteleuropäischen Spitzenadressen. Die Winstone-Radialreifen gibt’s in 25 Zoll mit den Profilen für alle erdenklichen Einsätze und bei einem Fahrzeughersteller auch bereits in der Erstausrüstung. Ein Winstone-Reifen unterscheidet sich von einem heißrunderneuerten Rodos-Reifen also durch die Karkasse, die bei einem heißerneuerten Rodos-Reifen schon genutzt und gegebenenfalls repariert wurde, und durch die Spezifikation des Laufflächengummis.

Bekanntlich sind – besonders die großdimensionierten – EM-Reifen weltweit derzeit eine knappe Ware. Berichte, dass Fahrzeughersteller ihren Kunden die gewaltigen Baumaschinen gelegentlich ohne Reifen verkaufen und sich darum der Kunde kümmern muss, sind nicht aus der Luft gegriffen. Und Mühlbäck ist zutiefst davon überzeugt, dass ein kaltrunderneuerter „Schelkmann-Reifen“ einem Neureifen im konkreten Einsatz in nichts nachstehen würde. „Aber da ist noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten“, stöhnt er bei der Frage nach runderneuerten Reifen für die Erstausrüstung.

Und diese Überzeugungsarbeit wird am ehesten im Praxistest geleistet: Lässt sich der Fahrzeughersteller nicht direkt überzeugen, vielleicht gelingt es dem Endverbraucher. Derzeit laufen zwei Projekte: In Indonesien hatten SPR-Reifen der Größen 27.00 R49 und 33.00 R51 (Stand Mitte August) bereits Einsatzzeiten von 2.500 bus 3.000 Stunden absolviert und wiesen von ursprünglich 50 Millimeter Profiltiefe immer noch ein Restprofil von 35 Millimetern auf. Noch beeindruckender und – so er sich denn so fortsetzt – ein Test in einem kanadischen Hüttenwerk unter Extrembedingungen und darum – so Klaus Mühlbäck – „rekordverdächtig“: Nach 2.200 Stunden Einsatz sind von ursprünglich 88 noch 75 Millimeter Restprofil vorhanden. Wer das vorweisen kann, der muss keine mühselige Überzeugungsarbeit mehr leisten und hat seinen Endverbrauchern das richtige Produkt für den richtigen Einsatz angeboten, Reifenmanagement eben und das rundum. Das Angebot hat das Unternehmen unlängst auf der „Heavy Duty Equipment Tyre Conference“ in Brisbane präsentiert, die dort vertretenen Teilnehmer wissen schon mal, was es mit „Rösler 360°“ auf sich hat.

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