TÜV Süd: „Hightech-Scanner“ digitalisiert Offroad-Strecken

Welchen Komfort der Autofahrer am Steuer empfindet und welche Charakteristik ein Kraftfahrzeug prägt, hängt nicht zuletzt von der Abstimmung des Fahrwerks und der Reifen ab. Um das Fahrzeugverhalten entsprechend vorhersagen und optimieren zu können, greifen Konstrukteure und Entwickler immer häufiger auf Computersimulationen zurück. TÜV Süd Automotive betreibt mit dem so genannten „3D-Track“ ein Messsystem, das die notwendigen Streckendaten äußerst präzise liefert. Die zweite Generation des Systems wird im Rahmen des Automotive-Kongresses FISITA Mitte September der Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Bei den Simulationsberechnungen zur Optimierung im Fahrwerksbereich oder bei der Verbesserung von Reifen sind die Ingenieure auf verlässliche Daten von Fahrbahnoberflächen und -strukturen angewiesen. Beim 3D-Track-System witrd das Profil der Straßenoberfläche dreidimensional exakt vermessen und im erdfesten Koordinatensystem bereitgestellt. Und das auf einer einfachen Track-Breite von bis zu vier Metern, die durch Mehrfach-Scan noch zusätzlich erweitert werden kann. „Mit diesen Daten unterstützen wir aktiv die Ingenieure der Automobilindustrie und deren Zulieferer im Entwicklungsprozess“, sagt Steffen Witschaß, Produktmanager 3D-Track von TÜV Süd Automotive.

Die Spezialisten von TÜV Süd haben in den vergangenen Jahren bereits für zahlreiche große OEM (Original Equipment Manufacturer) in Europa Komfortstrecken im öffentlichen Straßenverkehr vermessen und zudem zahlreiche Testgelände. Die zweite Generation des 3D-Track-Systems ermöglicht nun neben der Erfassung „normaler“ Straßenprofile zudem die Digitalisierung von Schlechtweg- bis hin zu Offroad-Strecken. „Speziell Nutz- und Geländefahrzeughersteller zeigen hier großes Interesse“, sagt Witschaß.

Neben industriellen Nutzern wie Fahrzeug- und Reifenherstellern, System- und Komponentenlieferanten dürfte auch die Welt des Motorsports von der 3D-Track-Technik profitieren – im Speziellen sind dies Streckenbetreiber oder Rennställe mit ihren Simulations- und Messteams. Die Vermessung des Nürburgring, so Witschaß, wird derzeit exklusiv von TÜV Süd Automotive durchgeführt.

Das System besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: einem Laser-Lichtschnitt-System, einer Inertial-Plattform (IMU, Inertial Measurement Unit) und einem DGPS (Differential Global Positioning System, GPS mit Zentimetergenauigkeit). Das Laser-Lichtschnitt-System erzeugt – quer zur Fahrtrichtung – eine durchgehende Linie auf der Straßenoberfläche. Zwei Kameras bilden mit Tausenden von Aufnahmen pro Sekunde diese Linie als Höhenprofil mit einer relativen Genauigkeit von besser als 1 Millimeter fortwährend in digitaler Form ab. Es entsteht quasi ein „Schnittprofil-Teppich“. Da das Messfahrzeug während der Aufnahmen bewegt wird, müssen die exakten Lagewinkel und die Position des Messaufbaus permanent erfasst und bei der späteren Generierung der virtuellen Streckendaten entsprechend berücksichtigt werden – dies geschieht über die so genannte Intertial-Plattform. Mit Hilfe des DGPS wird sichergestellt, dass die durch das Inertialmesssystem ermittelte Position im Weltkoordinatensystem bis auf wenige Zentimeter genau bestimmt werden kann.

Damit sind Messungen bis zu einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern möglich. Witschaß: „Für eine Digitalisierung sind Streckensperrungen, wie sie von herkömmlichen, statischen Messverfahren bekannt sind, nicht notwendig. Messungen auf öffentlichen Straßen – auch auf Autobahnen – können im rollenden Verkehr durchgeführt werden.“ Die Daten dienen übrigens nicht nur der Fahrkomfortsimulation und der Betriebsfestigkeitssimulation bei Fahrzeugen, sondern können auch bei der Abnahme von Neubaustrecken und beim Aufspüren von Aquaplaning-Gefahren zum Einsatz kommen. Weitere Informationen zum Thema 3D-Track gibt es im Internet unter www.tuev-sued.de/3D-Track. Live zu sehen ist das Messsystem im Rahmen des Automotive-Kongresses FISITA. TÜV Süd Automotive ist Goldsponsor des FISITA 2008 World Automotive Congress in München (15. bis 19. September).

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert