Conti/Schaeffler: Wat nu?

Nach dem gestrigen, in vielen Medien als „Krisensitzung“ bezeichneten Zusammentreffen des Continental-Aufsichtrates und dem dabei herausgekommenen „Jein“ in Richtung der an einer Übernahme des Unternehmens interessierten Schaeffler-Gruppe, ranken sich nunmehr erste Spekulationen darum, wie die ganze Sache jetzt wohl weitergehen wird. Denn das gemeinsame Statement von Aufsichtsrat und Vorstand der Continental AG, in dem einerseits von der Ablehnung des bisherigen Schaeffler-Angebots, der juristischen Prüfung der Art und Weise der Annäherung der Gruppe sowie von „bereits identifizierten Handlungsoptionen“ zum Schutz der Interessen der Aktionäre, Mitarbeiter und sonstigen Stakeholder an der Continental AG die Rede ist und dem andererseits entnommen werden kann, dass „eine Einigung mit der Schaeffler-Gruppe in diesem Verfahren erstrebenswert“ sei, lässt genügend Spielraum für Interpretationen. Dass der Aufsichtsrat dem Vorstand unter der Bedingung, dass für die eigenen Aktionäre eine „angemessene Prämie“ herausspringt oder Schaeffler sich mit einer für Conti „akzeptablen Beteiligungsquote“ zufriedengibt, die Unterstützung direkter Verhandlungen mit der Schaeffler-Gruppe zugesagt hat, wertet Ferdinand Dudenhöffer, Direktor und Mitbegründer des Center of Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen, laut Reuters beispielsweise als Indiz dafür, dass nun alles auf ein Zusammengehen hindeute. „Als letztes Gegenargument ist der Preis und sonst nichts übrig geblieben“, wird er von der Nachrichtenagentur zitiert.

Auch in einem Bericht des Handelsblattes wird die Auffassung vertreten, der Conti-Konzern öffne mit der gemeinsamen Erklärung von Aufsichtsrat und Vorstand Schaeffler mehr oder weniger nur die „Tür zu einer friedlichen Einigung, ohne Vorstandschef Wennemer zu düpieren und seinen Rücktritt zu provozieren“. Damit zugleich habe das Unternehmen eingestanden, schlechtere Karten in einem möglicherweise drohenden Übernahmekampf zu haben, wird in dem Blatt die in Aufsichtsratskreisen offenbar vorherrschende Überzeugung wiedergegeben. Insofern stelle die gestrige Conti-Verlautbarung eine Art Kompromissformel dar, mit der einerseits ein höheres Angebot gefordert werden, aber andererseits auch Garantien für Standorte, Arbeitsplätze, Tariftreue und Mitbestimmung verlangt werden sollen. Dem Handelsblatt-Bericht zufolge soll Schaeffler bereits reagiert und begrüßt haben, dass – wie ein Unternehmenssprecher zitiert wird – „Vorstand und Aufsichtsrat der Continental AG eine Einigung mit der Schaeffler-Gruppe für erstrebenswert halten“. Die Schaeffler-Gruppe warte nun darauf, dass der Automobilzulieferer seine Vorstellungen konkretisiere, damit man sich äußern könne. Angesichts all dessen dürfen durchaus Zweifel daran angemeldet werden, ob – wie von der Financial Times Deutschland gemeldet – mittels „neuer Investoren aus dem Ausland“ eine Blockade der Conti-Übernahme durch Schaeffler wirklich ernsthaft zur Diskussion steht. Auch wenn sich das Blatt bei seiner Berichterstattung auf die Aussagen eines namentlich nicht genannten Conti-Aufsichtsratsmitgliedes beruft, wonach bei der gestrigen Sitzung des Kontrollgremiums angedeutet worden sein soll, dass „vermutlich schon andere Unternehmen aus dem Ausland vor einem Einstieg stehen könnten“.

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