Nokian Tyres: „Luxusprobleme“ ganz in Grün

Da hat Dieter Köppner (55) im Rahmen seiner Karriere in der Reifenbranche schon anderes erlebt. Die im letzten Jahr massiven Lieferprobleme für den von ihm verantworteten Markt – er fungiert mittlerweile als „Business Director Central Europe“ – mögen vielleicht nicht völlig überwunden, dürften allerdings übersichtlicher geworden sein. So gehörte zu Köppners Aufgaben in den letzten knapp zwei Jahren der Aufbau des neuen Logistikzentrums im tschechischen Ejpovice. Nach einer bereits direkt nach Inbetriebnahme angehängten Erweiterung beläuft sich die Lagerkapazität jetzt auf ca. 450.000 Einheiten. Eine weitere Entspannung erwartet Köppner von der Inbetriebnahme von immer mehr Fertigungskapazitäten im russischen Werk Vsevolozhsk, schließlich seien die dort produzierten Reifen nicht nur für den russischen Markt bestimmt, der sich für Nokian so sensationell gut entwickelt. Mit Blick auf die kommende Winterreifensaison – M+S-Reifen sind schließlich die Domäne Nokians – brauche man die Aufträge möglichst frühzeitig, um gewährleisten zu können, dass sie auch erfüllt werden. In einer vom letztjährigen miserablen Winterreifengeschäft gebeutelten Branche (jedenfalls in Deutschland) ist das wahrlich ein Luxusproblem.

Die Botschaft zur Messe sei allerdings nicht das Thema „Lieferfähigkeit“, weist der Prokurist der Nokian Reifen GmbH (Nürnberg) Klaus D. Deussing den Blick auf den ganz in Grün gehaltenen Messestand. „Naturally Nokian Tyres“ lautete das Messemotto des Unternehmens, das sich als Pionier der Umweltfreundlichkeit versteht mit der Begründung, weltweit der erste Reifenhersteller gewesen zu sein, der vollständig auf den Einsatz von schädlichen hocharomatischen Ölen (HA) verzichtet hat. Schon seit Ende 2004 produziert das Unternehmen alle Reifen ohne Krebs erregende PAK-Öle – in seinen eigenen Werken jedenfalls, sollte man angesichts von diversen Offtake-Vereinbarungen der Genauigkeit halber ergänzen. Finnische Reifen mit grünem Herz, und damit seien nicht nur Pkw-, sondern auch Nutzfahrzeugreifen gemeint, erinnert Deussing daran, dass zum Sortiment ja auch Lkw-, Landwirtschafts-/Forst- und Industriereifen gehören.

Bei den Lkw-Reifen gibt es beispielsweise eine „Nordic Range“ (M+S) und eine ganzjahrestaugliche „European Range“. Nutzfahrzeugreifen spielen bei Nokian allerdings nicht die gleiche Rolle wie bei einigen anderen Herstellern und man habe eigentlich keine gefestigten Vermarktungsstrukturen, räumt der Nokian-Prokurist ein. Zumal Nokian sich den „Luxus“ erlaubt, trotz des Nischendaseins eine stattliche Preisstellung einzunehmen: Eine Billigmarke ist Nokian im Lkw-Segment gewiss nicht, dazu würden dann folgerichtig aber auch nur Vermarkter passen, die bereit sind diese Preisstellung mitzutragen. Und erwähnt sei auch die Runderneuerung: Nokian liefert nicht nur seit Jahren RE-Material, sondern runderneuert in Vianor-Betriebsstätten auch selber. „Wir wissen also schon viel von dem Produkt“, lässt Klaus Deussing den Kompetenzaspekt bei Nokian hinsichtlich Nutzfahrzeugreifen nicht unerwähnt.

Aber der Messestand war nun wirklich nicht auf Nutzfahrzeug-, sondern ganz eindeutig auf Pkw-Reifen ausgelegt: Für den sommerlichen Einsatz ragte der erst im Februar präsentierte Hochgeschwindigkeitsreifen Nokian Z G2 hervor, für den Nokian „coole Leistung mit Nanotechnologie“ verspricht. Noch aktueller weil von den Finnen direkt vor der Reifenmesse präsentiert ist der „Stadtgeländewagenreifen Nokian WR G2 SUV für den anspruchsvollen, sicheren Wintereinsatz bei jeder Witterung“. Dieser für eher große SUVs ausgelegte Reifen ist durchaus auf mitteleuropäische Konditionen zugeschnitten und wurde unter anderem auch auf dem Testgelände in Papenburg erprobt. Ab Herbst soll der Reifen in die ersten Verkaufsräume in den Märkten Zentral- und Osteuropa sowie USA rollen, in 26 Größen von 15 Zoll mit Speedindex H bis zu 22 Zoll mit Speedindex V. In 255/50 R19 ist sogar auf Anhieb eine Runflat-Version im Sortiment.

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