Techking: Systemanbieter für Europa

Die neue Produktionsstätte in Dongying (Provinz Shandong), in der Techking Tires seine großen EM-Reifen fertigen will, soll noch im Laufe dieses Sommers ans Netz gehen und bis zum Ende des Jahres voll betriebsbereit sein. Wie Firmengründer und Unternehmenspräsident Tech Wang sowie Marketingmanager James Wang während der REIFEN in Essen erläutern, habe man „eine beträchtliche Summe“ in die Produktionskapazitäten investiert, die man nun zur Herstellung von 51, 49 und später dann sogar 57 Zoll großen EM-Reifen nutzen werde. Sobald die erste Ausbaustufe steht, sollen dort rund 2.000 sogenannte „Giant Tyres“ gebaut werden; in der zweiten Ausbaustufe kommen noch einmal 3.000 der entsprechenden Reifen hinzu, sodass bis zum Ende dieses Jahres eine Jahreskapazität von rund 5.000 großer EM-Reifen hergestellt werden kann. Aktuell verfügt Techking Tires bereits über 20 verschiedene Profile in 90 Spezifikationen, wie am Stand des chinesischen Unternehmens zu erfahren war; für das aktuelle Jahr seien 50 weitere Spezifikationen geplant. Das aktuelle Dimensionsportfolio deckt dabei vorwiegend Reifengrößen zwischen 25 und 35 Zoll ab.

Da sich Techking nicht allein als Reifenhersteller sondern als „Anbieter von professionellen Lösungen für EM-Reifen“ versteht, ist man gegenwärtig – neben den Investitionen in die Reifenproduktion – vorwiegend damit beschäftigt, das Geschäft produktseitig abzurunden. So ist derzeit eine EM-Felgenfabrik am Standort in Dongying im Bau, in der innerhalb der kommenden drei Jahre eine Kapazität von jährlich 50.000 bis 70.000 Felgen entstehen soll. Die Range wird dabei von 24 bis 63 Zoll reichen. Bei dieser als Joint Venture mit einem – namentlich nicht genannten – Lkw-Räderhersteller angelegten Unternehmung ist Techking Tires zwar nur Minderheitspartner. Dennoch soll die neue Fabrik, die ab Ende dieses Jahres in Betrieb gehen wird, das Format des Unternehmens als „Anbieter von Paketlösungen“ schärfen – in Europa wie andernorts. Es werden dabei insbesondere Kompletträder sein, die Techking unter der Bezeichnung „Tire/Rim Combo“ auf den Markt bringen will. Ebenfalls zu den Lösungen, die Techking seinen Kunden weltweit anbieten will, zählen Reifendruckkontrollsysteme für EM-Reifen, die unter der Marke „Tire Watch“ vertrieben werden sollen. Derzeit sammle man im Rahmen dieses „gemeinsamen RDKS-Projektes“ erste Erfahrungen auf dem heimischen Reifenmarkt, sodass man damit rechnet, das System ebenfalls noch im Laufe dieses Sommers auf den internationalen Märkten anbieten zu können. Das System besteht dabei – neben Sensor und Transmitter – aus einem fest im Fahrzeug installierten Empfänger sowie einem weiteren mobilen Empfangsgerät, um das Ablesen der Daten zu erleichtern.

Während der Reifenmesse in Essen war – neben den Erweiterungen des Techking-Portfolios – vor allem und viel von den Auswirkungen der US-amerikanischen Strafzölle gegen vermeintliche Dumpingpreise chinesischer Hersteller die Rede. Dies trifft auch den Hersteller Techking nicht unerheblich, wie Unternehmenspräsident Tech Wang gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG bestätigt. Bisher machte man zwar in den USA nur einen Umsatzanteil von knapp zehn Prozent. Nur sei der US-Markt für chinesische Hersteller von EM-Reifen mittlerweile „tot“, beschreibt Wang die folgen der Entscheidung des US-Handelsministeriums, die er als „rein politische“ und nicht als wirtschaftliche Entscheidung brandmarkt. Seitdem in den USA Strafzölle in Höhe von bis zu 210 Prozent auf aus China importierte EM-Reifen erhoben werden, habe sich das Angebot dort entsprechend verändert. Mit anderen Worten: Es fehlt ein nicht unerheblicher Anteil des bisher verfügbaren Angebots, was die Preise in den USA um durchschnittlich bis zu 20 Prozent nach oben getrieben haben sollen, so Tech Wang weiter.

Während Techking – wie auch andere betroffene chinesische Hersteller – individuell wie auch konzertiert versucht, sich den Zugang zum US-Markt zurückzuerobern und sich dabei sogar der Hilfe renommierte Anwälte bedient (Wang: „Wir können den US-Markt nicht verlieren.“), muss kurzfristig erst einmal das Problem gelöst werden, das die nun nicht mehr in den USA zu vermarktenden Reifen aufwerfen. Bisher, so erklärt Tech Wang weiter, habe man rund 20 Prozent der Produktion auf dem europäischen Reifenmarkt verkauft. Dies dürfte seit der Entscheidung des US-Handelsministeriums, China-Importe verschiedener EM-Reifenhersteller mit Strafzöllen zu belegen, gestiegen sein. Die Folge des in Europa zunehmenden Angebots chinesischer EM-Reifen, stammen sie nun von Techking oder von anderen Herstellern, lässt sich derzeit an einem allgemeinen Preisverfall ablesen.

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