Vipal investiert erstmals in Fabrik außerhalb Brasiliens

Der brasilianische Runderneuerungskonzern Borrachas Vipal setzt derzeit stark auf Expansion. Wie die NEUE REIFENZEITUNG bereits mit ihrem letzten Retreading Special berichtete, das der März-Ausgabe beilag, wird noch im laufenden Jahr eine vierte Fabrik in Brasilien eröffnet, in der ebenfalls Laufstreifen und Gummimischungen – auch für die Neureifenindustrie – gefertigt werden sollen. Wie Vipal nun gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG ankündigt, wolle man in Mexiko die erste Fabrik außerhalb Brasiliens bauen, sodass die jährlichen Produktionskapazitäten der fünf Fabriken dann insgesamt bis zu 230.000 Tonnen (!) betragen wird. Für die neue Fabrik in Mexiko will Vipal rund 40 Millionen US-Dollar investieren; sie soll Mitte des kommenden Jahres betriebsbereit sein.

Das vor 35 Jahren im brasilianischen Nova Prata (Bundesstaat Rio Grande do Sul) gegründete Unternehmen gehört ohne Frage zu den größten der weltweiten Runderneuerungsbranche. Vipal deckt nicht nur über 40 Prozent des riesigen heimischen Marktes, sondern ist in ganz Lateinamerika – außer Mexiko – deutlicher Marktführer. Dass die neue Fabrik in Aguascalientes im gleichnamigen zentralmexikanischen Bundesstaat auch dafür sorgen soll, den eigenen Marktanteil im Land gegenüber Marktführer Galgo (60 Prozent) auszubauen, versteht sich. Dass sie aber vorwiegend den US-amerikanischen Markt bedienen soll, wundert wenig, ist Mexiko doch Teil des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA). Wie International Business Director Maria Locatelli sagt, sei „Mexiko das Tor nach den Vereinigten Staaten, dem größten Runderneuerungsmarkt der Welt mit 15 Millionen hergestellter Einheiten“. Der mexikanische Markt selbst umfasse rund 1,8 Millionen runderneuerter Nutzfahrzeugreifen. Allerdings könne man aus Mexiko auch ganz Zentralamerika gut bedienen, so Maria Locatelli weiter. Insbesondere, was die Logistikkosten für Exporte nach Zentral- und Nordamerika betrifft, werde man durch die Mexiko-Fabrik „eine brutale Verringerung“ verzeichnen; auch die Lieferzeiten würden sich teilweise deutlich verbessern. Bereits heute exportiert Vipal knapp ein Drittel seines Outputs; es sei erklärtes Ziel des Unternehmens, das Auslandsgeschäft deutlich auszubauen. Wirkliche Wachstumschancen auf dem brasilianischen Heimatmarkt gibt es schließlich für Vipal auch kaum, denn auch Bandag und Marangoni sind auf dem weitgehend abgeschotteten Markt mit eingenen Produktionsstätten präsent.

Die neue Fabrik in Mexiko wird eine Jahreskapazität von 14.400 Tonnen haben. Dabei macht sich diese neue Produktionsstätte im Verbund noch eher klein aus, will der brasilianische Runderneuerungskonzern nach Fertigstellung der neuen Fabrik in Mexiko doch über eine Gesamtkapazität von 230.000 Tonnen verfügen; es sei hier noch einmal betont: Wir sprechen von Kapazität, nicht vom tatsächlichem Output, über den keine Details bekannt sind. Zum Vergleich dazu: Kraiburg verfügt am Standort in Geretsberg eigenen Aussagen zufolge über eine Kapazität von 23.000 Tonnen; der gesamte europäische Runderneuerungsmarkt beläuft sich auf schätzungsweise 132.000 Tonnen. Die hohe Gesamtkapazität Vipals wird dann hauptsächlich aus der neuen vierten Fabrik stammen, die derzeit im brasilianischen Feira de Santana (Bundesstaat Bahia) in Bau ist. Dort sollen noch im Laufe dieses Jahres zusätzliche 72.000 Tonnen an Kapazität verfügbar sein. Bereits heute hat Vipal eine Kapazität von 144.000 Tonnen in den drei Anlagen in Nova Prata, die Vipal als „ausgelastet“ bezeichnet.

Auf dem heimischen Markt arbeitet Vipal mit einem Netzwerk bestehend aus 300 autorisierten Vertragshändlern zusammen; im restlichen Lateinamerika sind dies noch einmal 50 weitere solcher Händler. In Brasilien werden die Laufstreifen (der lokale Markt besteht zu 90 Prozent aus Kaltrunderneuerten) der Marken Vipal, Tortuga und Ruzi durch neun zertifizierte Runderneuerer verarbeitet, die wiederum das Händlernetzwerk beliefern. Wenn die vierte Fabrik in Brasilien mit ihrer Kapazität von zusätzlichen 72.000 Tonnen im Laufe dieses Jahres ans Netz geht, soll die Anzahl der zertifizierten Runderneuerer auf bis zu 20 ausgeweitet werden, so Maria Locatelli weiter. Außerdem: „Das Unternehmen hat auch gute Wachstumsmöglichkeiten in Kolumbien, Peru und Ecuador.“

Borrachas Vipal beschäftigt aktuell rund 3.000 Menschen. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 914 Millionen Reales (350 Millionen Euro) verbuchen, was einer Steigerung von einem Prozent gegenüber 2006 entspricht. Der Nettogewinn belief sich eigenen Aussagen zufolge auf 88,6 Millionen Reales (34 Millionen Euro; Nettomarge 9,7 Prozent). Das Unternehmen wurde 1973 durch Vicencio Paludo gegründet, einem Enkel italienischer Einwanderer, der noch heute 83-jährig den Vorsitz im Aufsichtsrat innehat. Das operative Geschäft der weitverzweigten Gruppe wird heute allerdings durch die fünf Kinder des Unternehmensgründers geführt: Arlindo, Tito, Joao Carlos, Ilda und Nair Ana. Borrachas Vipal ist das Hauptunternehmen der Familienholding Paludo Participationes.

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert