Tires & Rubber – Russisches Podium

Wenn wir heute über den russischen Markt nachdenken, dann kommen den meisten von uns in Westeuropa vor allem zwei Gedanken: der Reifenmarkt ist bzw. wird ein riesiger Markt sein und wir wissen in der Regel nicht allzu viel über ihn und seine Unternehmen. Einer der Gründe, der die zweite Annahme zulässt, obwohl eben auch die erste gilt, ist: Aus Russland heraus werden kaum Reifen nach Westeuropa exportiert. Der Markt – so scheint es uns – ist weitgehend geschlossen und scheint lediglich Importe zu fördern. Andererseits sind die Handelsbeziehungen westlicher Hersteller und (Groß-)Händler zumeist nicht sonderlich etabliert. Der Markt, so ist zu hören, ist außerdem dermaßen in Bewegung, dass Unternehmen schon hartnäckig sein müssen, wenn sie ihre geschäftlichen Beziehungen dorthin aufrechterhalten wollen. Die Branchenmesse „Tires & Rubber“, die vom 4. bis zum 7. März in Moskau stattfand, schürt den Eindruck, dass die Berührungspunkte zwischen dem russischen und dem westeuropäischen Markt weiterhin selten bleiben, obwohl Russland mehr und mehr aus dem Dunkel auftaucht.

Die Moskauer Reifenmesse „Tires & Rubber“ kann durchaus schon zu den etablierten Branchenmessen der Welt zählen, fand sie doch in diesem Jahr bereits zum elften Mal in Folge in der russischen Hauptstadt statt. Dennoch – oder gerade deshalb – muss man darauf hinweisen, dass jeder Vergleich mit einer Messe vom Schlage der „Reifen“ in Deutschland von vornherein unstimmig ist. Und da geht es nicht allein um die Größe der Messe in Moskau, die mit ihren immerhin 197 Ausstellern (plus sieben Prozent) auf knapp 2.500 Quadratmetern 8.800 Besucher (plus 2,6 Prozent) anlockte, 2.900 davon aus dem Ausland. Es geht bei den fehlenden Vergleichsmöglichkeiten beider Messen, also Moskau und Essen, vorwiegend um die oftmals andere Klientel, die die Tires & Rubber anzieht. Sicher, Reifenhersteller, Großhändler bzw. Distributeure und andere Marktteilnehmer sind allesamt auch in Moskau vertreten. Nur prägen eben nicht sie das Bild der Messe. Statt dieser Unternehmen, die im weitesten Sinne mit dem fertigen Reifen zu tun haben, sind es oftmals die Unternehmen, deren Produkte und Dienstleitungen im Produktionsprozess gefragt sind: Rohstofflieferanten, Cordfabrikanten, Maschinenhersteller und Co., das sind die Unternehmen, die das Bild der Messe prägen. Die Tires & Rubber kann als im weitesten Sinne nicht als Handels- oder sogar Leitmesse der Reifenbranche gesehen werden. Vielmehr ist sie vergleichbar mit Veranstaltungen wie der „Tire Technology“ in Köln, folglich könnte man die Messe in Moskau auch gut in „Rubber, Technology & Tires“ umtaufen, und läge nähe am Ziel.

Dennoch. An Fachmessen für die Reifenindustrie wird in Russland ansonsten nicht viel angeboten. Es gibt zwar hier und dort andere Fachmessen, etwa für Nutzfahrzeuge oder für Automobiltechnik (die „Automechanica Moscow“ fand übrigens zeitgleich mit der Tires & Rubber im selben Messezentrum statt). Unternehmen aus der westeuropäischen Reifenbranche jedoch müssen schon auf der Tires & Rubber präsent sein, um am Ball zu bleiben, was den russischen Reifenmarkt betrifft. Vorausgesetzt natürlich, diese Unternehmen entscheiden sich grundsätzlich für eine entsprechende Messepräsenz; dazu unten mehr. Dies scheint insbesondere mit Blick auf die sich stark ändernden Marktanforderungen und -verhältnisse in Russland geboten. Die „Anwesenheitspflicht“ auf der Tires & Rubber betrifft Runderneuerer und deren Materiallieferanten genauso wie Großhändler aus Deutschland oder Benelux wie auch – wieder –Maschinenhersteller.

Dass die Messe Tires & Rubber inhaltlich eher als „Rubber & Tires“ angesehen wird, zeigt sich ganz offen an der Anzahl der Rohstofflieferanten und anderer Zulieferer während der viertägigen Messe. Da Russland durchaus einen Ruf als Nation mit ausgeprägter Chemieindustrie und scheinbar unerschöpflichen Rohstoffvorkommen hat, wundert deren Anwesenheit nicht sonderlich, schließlich ist die Reifenindustrie ein nennenswerter Abnehmer. Dass andererseits aber – wie so oft bei den nicht als „Leitmessen“ akzeptierten Veranstaltungen – die großen der Branche fehlten, ist der Messe natürlich nicht gerade dienlich. Keiner einziger der in Russland fertigenden Unternehmen, ob nun Amtel-Vredestein, Sibur-Russian Tyres, Nizhnekamskshina, Nokian, Matador oder Michelin, nutzte die Tires & Rubber, um ihre Produkte zu präsentieren. Auch andere Unternehmen, denen man durchaus eine Messepräsenz zugetraut hätte, wie etwa Hankook (war bereits da), Yokohama oder Continental, glänzten mit Abwesenheit. Sicherlich hat jedes dieser Unternehmen stichhaltige Gründe, nicht in Moskau auszustellen. Es soll an dieser Stelle auch nicht angeklagt, sondern der Charakter der Tires & Rubber illustriert werden. Einzige Ausnahme von dieser Regel bildeten übrigens Rosava (Ukraine), Belshina (Weißrussland) und erneut Goodyear. Gelegentliche Besuche am Goodyear-Stand zeigten im Übrigen ein Phänomen, das die Abwesenheit anderer großer Hersteller zumindest erläutern könnte: gähnende Leere.

Nun stellt sich die Frage, ob dies ein Symptom oder vielmehr die Ursache ist? Kommen die großen russischen Hersteller und die „Zugezogenen“ wie Nokian und Michelin nicht auf die Messe, da sich deren Besucher eben nicht für deren Produkte interessieren (warum auch immer…). Oder sind eben die entsprechend durch Michelin und Co. zu begeisternden Besucher nicht auf der Messe, da für sie nichts geboten wird? Die Antwort ist wohl sehr simpel: Warum sollte man einem Multi-Milliarden-Konzern nicht zutrauen, auch in Russland erfolgreich Reifen zu vermarkten, ohne dass man sich in den „Nahkampf“ mit den Tradern und Handeltreibenden von diesseits und jenseits des Urals begibt. Die Tires & Rubber – wie auch andere, ähnlich situierte Messen – sind eben nicht die Leitmessen, die sie gerne sein wollen und auf denen man gefälligst zu sein hat. Anders herum betrachtet: Wenn jemand Michelin- oder Nokian-Reifen kaufen und verkaufen will, wird er sich schon melden.

Zu Beginn haben wird die Feststellung gemacht, dass der russische Reifenmarkt ein weitgehend geschlossener Markt ist, also nur wenig Reifen exportiert werden. Bei Importen sieht dies wiederum anders aus. Exportierende Reifenhersteller sind zumindest bei Pkw-Reifen kaum zu finden. Es gibt im Nutzfahrzeugreifenmarkt Ausnahmen, wie sich erst jüngst wieder anlässlich der Etablierung der Gesellschaft Sibur Reifen Deutschland gezeigt hat. Sibur-Russian Tyres ist neben Lkw-Reifen auch mit Landwirtschaftsreifen (Voltyre) durchaus präsent auf den europäischen Reifenmärkten. Dass der russische bzw. der ehemals sowjetische Reifenmarkt als weitestgehend geschlossen gelten darf, zeigt sich auch an einem anderen Beispiel, das die Selbstwahrnehmung der dortigen Reifenhersteller unterstreicht. Obwohl die Tires & Rubber als internationale Reifenmesse angepriesen wird, halten es auch die großen Hersteller Rosava (Ukraine) und Belshina (Weißrussland) nicht für notwenig, Englisch sprechendes Personal oder englische Kataloge und Broschüren da zu haben. Ohne Dolmetscher und russische Sprachkenntnisse geht da gar nichts.

Während also russische Hersteller der Messe gleich ganz fern blieben und andere sich nicht wirklich auf internationales Publikum vorbereitet zeigten, hatte die Tires & Rubber in Moskau doch durchaus internationales Flair. Das zeigte sich wie so oft und überall an der Anzahl chinesischer Aussteller, von denen viele gerade ihr EM-Reifenprogramm in den Vordergrund ihrer Messepräsenz stellten. Während immerhin knapp 60 Prozent der Aussteller aus Russland und den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken kamen, stellten die Chinesen mit rund zwölf Prozent der Aussteller bereits die zweistärkste Gruppe direkt vor deutschen und dann italienischen Ausstellern.

Der chinesische EM-Radialreifenhersteller Techking Tires etwa nutzte die Tires & Rubber, um sich und seinen neuen russischen Distributeur TransCity mit Sitz in Moskau zu präsentieren. „Wir wollen die Marke in Russland und in den GUS-Staaten präsentieren“, erklärt die zuständige Regionalmanagerin Tonya Su das erklärte Messeziel. Bisher habe Techking zwar erst ganz wenige EM-Reifen in Russland absetzen können; die Beziehung zu TransCity besteht auch erst seit vergangenen September. Dies solle sich aber auch mithilfe der Messepräsenz schnell ändern. Während Hersteller aus der ehemaligen Sowjetunion wenig präsent sind in China und andernorts, sprechen chinesische Hersteller in Russland schon von Marketingsupport, Optimierung der Vertriebsstrukturen und Ähnlichem mehr. Bei Techking Tires jedenfalls ist man durchaus zuversichtlich, dass das vom Service getragene Konzept schnell in Russland dazu führt, dass „langfristige Partnerschaften“ entstehen.

Ähnlich die optimistische Herangehensweise bei Guizhou Tyre, einem weiteren chinesischen Nutzfahrzeugeifenspezialisten, in dessen Sortiment auch radiale Pkw-Reifen geführt werden. „Wir wollen den Markt erkunden; es ist ein neuer Markt für uns“, ist bei Guizhou Tyre am Stand auf die entsprechende Frage nach der Präsenz auf der Moskauer Reifenmesse zu hören. Man wolle sich dabei auf EM- und Industrie- bzw. Gabelstaplerreifen konzentrieren. Dass das Rohstoffland Russland nicht nur bei den chronisch knappen großen EM-Reifen einen durchaus interessanten Markt für chinesische Hersteller abgibt, findet jedenfalls Guizhou Tyre, und rechnet damit, dass in Zukunft noch mehr Reifenhersteller aus China in Russland Fuß fassen werden. Insbesondere, so findet jedenfalls unser Gesprächsparter am Guizhou-Stand, Russen „über den Preis“ und nicht über das Preis-Leistungs-Verhältnis kaufen. Guizhou-Nutzfahrzeugreifen jedenfalls seien bei beiden Anforderungen durchaus interessant.

Auch bei anderen, nicht-chinesischen Herstellern hat sich herumgesprochen, dass der russische Reifenmarkt, was EM-Reifen betrifft, ein enormes Absatzpotenzial birgt. Derselben Meinung ist etwa der traditionsreiche italienische Runderneuerer Gomme Piave, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit einem Partner die Gesellschaft Wellrock Italia gründete. Genau wie die beiden oben genannten Chinesen Techking Tires und Guizhou Tyre stellte der italienische Runderneuerer in diesem Jahr erstmals auf der jährlich stattfindenden Moskauer Reifenmesse aus. Während Gomme Piave EM-Reifen von 20 bis 35 Zoll im Heißverfahren runderneuert, ist Wellrock Italia der Spezialist für die großen Reifen zwischen 35 und 63 Zoll, sagen Lucio Trevisan und Dr. Robert Buijs, Vertreter der Gesellschaften vor Ort in Moskau. Früher war seit beinahe 50 Jahren bestehende Runderneuerer auch im Kaltverfahren aktiv. Heute setze man hingegen auf die Vorzüge der Heißerneuerung, die nun eben auch in Russland potenzielle Kunden überzeugen sollen. Das Unternehmen runderneuert rund 10.000 Reifen pro Jahr.

Dass ein Markt wie der russische mit seiner zunehmenden Anzahl moderner, westlicher Lkw und entsprechend operierender Flotten auch großes Potenzial für die Unternehmen aus der Runderneuerungsbranche mit sich bringt, davon sind gleich einige Experten überzeugt. So ist Marco Mandrioli, Sales & Markteting Director im Geschäftsbereich „Retreading Systems“ der Marangoni-Gruppe und in Personalunion Geschäftsführer von Ellerbrock, davon überzeugt, dass es für Vollsortimenter und Systemanbieter in Russland „jede Menge Möglichkeiten“ gibt. Allein in diesem Jahr werden drei neue von Marangoni ausgerüstete und mit Material belieferte Runderneuerer in Russland ihr Geschäft beginnen (darunter ein weiterer Ringtread-Runderneuerer), so Mandrioli, dessen Unternehmen – bis auf die erste – keine einzige Reifenmesse in Moskau verpasst hat. In diesen Jahren habe sich vor allem gezeigt, dass Russen langsam das Konzept Runderneuerung, mit allem was dazu gehört, verstehen lernen. Russland sei natürlich „noch kein reifer Markt“. Aber gerade diese sich ständig verändernden Anforderungen und Marktbedingungen machten den großen Anreiz am russischen Reifenmarkt aus. Obwohl der Markt eben noch nicht reif sei, verstünden die Flottenbetreiber, Spediteure und Lkw-Fahrer heute mehr denn je die Bedeutung eines professionellen Reifenmanagements, wozu eben auch der pfleglich Umgang mit dem Rohstoff eines jeden Runderneuerers gilt, der Karkasse.

Dennoch seien es gerade die Karkassen, die das größte Problem darstellen. Hinter die Runderneuerungsfähigkeit eines russischen Lkw-Reifens möchte der Marangoni-Direktor ein großes Fragezeichen setzen, auch wenn hier natürlich deutliche Verbesserungen zu erkennen sind. Darüber hinaus sind Karkassen westlicher A-Fabrikate auf dem russischen Markt noch nicht in den Mengen verfügbar, wie sie die wachsende wenn auch noch junge Runderneuerungsbranche bräuchte, ob für eine Ringtread-Runderneuerung oder ein anderes Verfahren.

Laut Marco Mandrioli nimmt der russische Markt heuer rund 200.000 Runderneuerte Reifen ab, wobei aber lediglich ein Drittel vor Ort produziert wird. Die große Mehrheit wird demnach nach Russland exportiert, gerade auch aus Deutschland durch Unternehmen RuLa, Hämmerling und andere, die einen nicht unbeträchtlicher Anteil am russischen Markt haben dürften. Runderneuerer in Russland gebe es „zwischen 15 und 20“. Allein dies vage Aussage zeigt, wie jung und wenig erschlossen der Markt noch ist. Marangoni/Ellerbrock jedenfalls nehmen für sich in Anspruch, wenigstens bei der Hälfte dieser in Russland operierenden Runderneuerungsbetriebe mehr als die Hälfte des jeweiligen Materialbedarfs zu decken.

Der General Manager von Galgo Pre-Q Europe, Joe Krimpenfort, ist der Ansicht, dass andere Zahlen den russischen Markt präziser umschreiben. Die Anzahl der Runderneuerer belaufe sich auf 15, wobei diese maximal die Hälfte des lokalen Bedarfs in Höhe von etwa 120.000 runderneuerten Reifen decken. Was die lokale Produktion betrifft, liegt die Angaben von Galgo und Marangoni also weitestgehend überein, die Importe hingegen werden offenbar sehr unterschiedlich bewertet. Innerhalb der kommenden beiden Jahre soll die Zahl der Runderneuerer in Russland auf 30 verdoppeln, so Krimpenfort weiter, dessen Unternehmen in diesem erstmals auf der Moskauer Reifenmesse ausstellte. Ob der russische Runderneuerungsmarkt in naher Zukunft allerdings strategische Bedeutung für Materiallieferanten aus Europa oder Amerika (Galgo ist ein mexikanisches Unternehmen) wird, bezweifelt der General Manager. Bisher sei Russland ein „Markt der Gelegenheiten“, der hauptsächlich ein Verkaufsargument kenne und verstehe: den Preis. Außerdem mache die Weitläufigkeit des Landes das Thema Logistik zu einem ernst zu nehmenden und unter Umständen kostspieligen Problem.

Andere Unternehmen aus der Runderneuerungsbranche, die in früheren Jahren regelmäßig auf der Tires & Rubber ausstellten, wurden in diesem Jahr als vermisst gemeldet, so etwa Kraiburg und Bandag.

Wohl aber neu dabei war CIMA Impianti. Der italienische Hersteller von Vulkanisationspressen (ausschließlich) für die Runderneuerungsindustrie hat seit Anfang des Jahres einen Importeur in Russland (Himmashtorg), der gleichzeitig auch weitere Unternehmen aus der Reifenbranche vertritt wie etwa Pelmar Engineering aus Israel oder Barwell International aus Großbritannien. Bisher habe CIMA in Russland zwar keinerlei geschäftliche Aktivitäten, so Alessandro Vignolini. Dies soll sich aber nun ändern: „Wir wollen hier herausfinden, welches Potenzial uns der Markt in Russland bietet. Wir wollen die ersten auf diesem Markt sein.“ Außerdem geht man in Italien bei CIMA davon aus, dass sich das Tempe, mit dem sich der russische Reifenmarkt verändern wird, noch erhöhen wird, obwohl – so Vignolini weiter – es noch „ein langer Weg“ sei, bis der russische Runderneuerungsmarkt ähnlich entwickelt sein wird wie der europäische.

In puncto „Entwicklung“ geben die Aktivitäten der Maschinenhersteller einen guten Indikator ab. Wie eingangs bereits erwähnt, wird die Tires & Rubber verhältnismäßig stark von den Ausrüstern von Reifenfabriken als Plattform genutzt, so etwa auch von der holländischen VMI-Gruppe. Wie deren President Sales & Projects CCO, Harm J. Voortman, gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG sagt, hätten die drei großen russischen Hersteller Sibur-Russian Tyres, Nizhnekamskshina und Amtel-Vredestein bereits beträchtlich in die Modernisierung ihrer Produktionsstätten und den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten investiert. In den kommenden Jahren werde darüber hinaus eine bedeutende Investitionstätigkeit westlicher Hersteller in Russland erwartet, so Voortman. Was wir oben bereits in Bezug auf die Marktführer unter den Reifenhersteller gesagt haben, trifft auch auf die Marktführer unter den Maschinenhersteller für die Reifenfertigung zu: Marktführer wie VMI Epe Holland müssten ebenfalls nicht auf der Tires & Rubber ausstellen, um ihre Kunden zu treffen. Laut Harm J. Voortman sei es aber auch eine Frage des Prestiges: „Du musst einfach da sein.“ Und da die VMI-Gruppe schon einmal da ist, stehen hochrangige Vertreter der führenden russischen Reifenhersteller am Stand Schlange, so der Eindruck während des Messebesuchs.

Auch die deutsche Hofmann Maschinen- und Anlagenbau GmbH hat sich eine Präsenz in Moskau wieder etwas kosten lassen. Laut Tanas Manolevski und Jörg Möller von Hofmann, dem führenden Hersteller von Auswucht-, Test- und Reifenmontagetechnologie, sei die Tires & Rubber auch eine ideale „Kontaktbörse“, obwohl man eben selber auch darüber enttäuscht sei, dass die großen Hersteller Sibur-Russian Tyres, Nizhnekamskshina und Amtel-Vredestein nicht mit einem einzigen Stand vertreten waren. Gegenwärtig, so die Beobachtung bei Hofmann, hat sich Investitionstätigkeit in Russland verlangsamt bzw. entsprechende Entscheidungen hätten sich nach hinten verschoben. Es gebe derzeit „große Unruhen unter den russischen Reifenherstellern“, umschreiben die Hofmann-Vertreter das augenblickliche Klima in der russischen Reifenindustrie; Unruhen, die einerseits positiv motiviert sind, etwa durch die Investitionspläne bei Nizhnekamskshina, wo man mit Hilfe der Continental AG eine neue Lkw-Reifenfabrik bauen wird. Unruhen aber auch, die eher negativ motiviert sind, wie etwa bei Amtel-Vredestein. Der russisch-holländische Reifenhersteller steckt ganz offenbar in einem finanziellem Engpass, hat die erst kürzlich erworbene Moscow Tyre Plant schon wieder geschlossen und kommt mit dem Ausbau seines Vorzeigewerkes „Voronesh II“ offenbar auch nur schleppend voran.

Für die slowakischen Maschinenhersteller Vipo und Konstrukta Industry ist die Reifenmesse in Moskau ebenfalls „die richtige Messe, um auszustellen“, sagt Anton Jablonicky. Der Marketing & Sales Manager von Vipo erkennt in Russland auch weiterhin eine Investitionstätigkeit, für die eine passende „Atmosphäre“ da sei. Allerdings prognostiziert Jablonicky, dass sich die Investitionen der Reifenhersteller in Russland in zwei bis drei Jahren abschwächen werde, wenn aktuell geplante bzw. bereit in der Umsetzung befindliche Projekte ageschlossen sein werden.

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert