Rüdiger Höffken: I Did It My Way

Der Attendorner Unternehmer und Modemacher in Sachen Aluminiumräder Rüdiger Höffken ist immer wieder für umfangreiche Berichterstattungen in den Medien gut. Aktuell stehen Rechtshändel dicht vor dem Abschluss, allerdings waren bei einem Gesprächstermin mit der NEUE REIFENZEITUNG diese noch schwebend, weshalb er sich – was ja auch verständlich ist – eines Kommentars dazu enthält. Wenigstens ebenso häufig war und ist zu lesen, Höffken wolle sein Unternehmen verkaufen, da macht er aus seinen Ambitionen, aus seinem Herzen keine Mördergrube, taktiert nicht, jeder soll ruhig wissen, welche Pläne er hat.

Über viele Jahre hinweg hat der Vollblutunternehmer – nachdem aus dem Attendorner „Reifen-Höffken“ der „Felgen-Höffken“ geworden war – den Ersatz-, besser den Umrüstmarkt von Aluminiumfelgen in Deutschland mitgeprägt. Er „erfand“ das Komplettradgeschäft und scheute damit noch als Reifenhändler vor diesem „Tabubruch“ nicht zurück. Er hat 1985 mit dem Typ 1 und erst recht zwei Jahre später mit der vielfach kopierten „Tiefbettfelge“ T 7 – immer dem Modegedanken verpflichtet – Designtrends gesetzt. Er hat Marketing betrieben, als andere dies in dieser Branche noch nicht für nötig befanden und äußerst populäre Sportler als „Testimonials“ für seine Marke genutzt, da kannte den Begriff noch kein Mensch. Er perfektionierte die Technik der zwei- und dreiteiligen Räder und verstand es, mit relativ wenigen Bauteilen ein äußerst umfangreiches Programm aufzubauen. Er hat auch im Vertrieb Akzente gesetzt und war einer der ersten, der auf die Zwischenstufe Felgengroßhandel verzichtete. Und der Felgenvermarkter Rüdiger Höffken wurde erst durch die Ladenburger Aluguss (für die im Übrigen gerade erst vor wenigen Monaten der Mietvertrag bis 2010 verlängert worden ist) und dann durch RH Polska am Standort Gorzyce unweit der Grenze zur Ukraine auch noch zum Felgenindustriellen. „Ich wollte die Dinge immer ein klein wenig anders machen als die Mitbewerber“, sagt er rückblickend und braucht nicht auszusprechen, was er damit auch meint: Er wollte die Dinge immer auch ein wenig besser machen.

Das ist ihm insgesamt – auch wenn vielleicht nicht immer alles so gelaufen sein mag, wie er es sich vorgestellt hatte – mit Blick auf seine heutige Unternehmensgruppe gelungen. Rüdiger Höffken ist ein erfolgreicher Unternehmer und zeigt dies gern auch mal. Aber er ist darüber hinaus ein mit äußerst spitzem Bleistift rechnender Betriebswirt, was er seit Jahren in jedem Gespräch einmal kurz mit einem Nebensatz einfließen lässt. Das hat er auch oft genug bewiesen und ist keineswegs Koketterie, sondern die andere Seite des in der Öffentlichkeit manchmal als „schillernde“ Persönlichkeit wahrgenommenen Entrepreneurs: Das Felgenbad in der Wanne gehört ebenso dazu wie die schrillen Jackets auf Messeständen, automobile Schatzstücke wie der Porsche 959 (mit dem „Rhapsody“ hatte Höffken sogar mal eine Eigenkreation) oder ein McLaren-Mercedes durften für einen autoaffinen Menschen wie er einer ist nicht fehlen, er engagiert(e) sich als Fußball-Mäzen und ist bekennender Karnevalist. Vieles davon mag auch privates Vergnügen und Passion sein, aber alles diente auch immer irgendwie dem Geschäftlichen; selbst wenn er den Bauern im Kölner Dreigestirn gab, bot das doch mehr als einmal die Chance, mit automobilen Spitzenmanagern der großen Marken zum Wohle RH Alurads ins Gespräch zu kommen.

Jetzt ist Rüdiger Höffken 60 Jahre alt, eine familiäre Nachfolgeregelung für RH Alurad kommt nicht in Betracht. Er fühlt sich gesundheitlich pudelwohl, aber dem Satz „Es gibt ein Leben vor dem Tode“ kann er wohl ebenfalls viel abgewinnen. Schon der Verdacht, er „klebe“ an seiner Firma oder an diesem Markt, ist ihm fremd. Und er, der das Räderdesign immer als Modeartikel verstanden hat, ist da auch ganz pragmatisch: Irgendwann sei man schon aus Altersgründen zu weit weg von der Käufergruppe der 25-Jährigen und es werde anmaßend, für diese Zielgruppe als Modemacher antreten zu wollen. Rüdiger Höffken steht nicht unter wirtschaftlichem oder eines irgendwie anders gearteten Druck, sein Unternehmen verkaufen zu müssen, er arbeitet aber daran, dass dieser Zeitpunkt nicht zu lange hinausgezögert wird.

Dass solch eine Unternehmensveräußerung letzten Endes eine Frage des Geldes bzw. des Preises ist, stellt Höffken gar nicht in Abrede, dokumentiert aber im gleichen Atemzug, dass er durchaus auch Verantwortung für seine Mitarbeiter empfindet, wenn er von den Teams an den drei großen Standorten Attendorn, Ladenburg und Gorzyce spricht, die so gut funktionieren und arbeiten und die ein potenzieller Käufer als Kapital, als hohes Gut wertschätzen sollte.

Zwei „Modelle“ sind aus Rüdiger Höffkens Sicht realistisch: natürlich vor allem und am unproblematischsten den Verkauf als Ganzes, als Unternehmensgruppe. Produktion, Vertrieb, Marketing – alles ist ja irgendwie miteinander verwoben. Er selbst könnte sich vorstellen, so zwei oder drei Jahre an der Weiterführung seines beruflichen Lebenswerkes und Überführung in ein neues Geschäftsmodell – beim bisherigen ist schon die Namensgebung „RH“ eng mit seiner Person verknüpft – mitzuwirken. So es denn gewünscht sein sollte. Und einem „scheibchenweisen“ Ausstieg durch eine festgeschriebene Übertragung seiner Anteile stünde er auch aufgeschlossen gegenüber, wenn denn das Ende solch eines Prozesses präzise definiert und nicht in zu ferner Zukunft wäre.

Überhaupt gelingt es Rüdiger Höffken, Emotionen jedenfalls gut zu verbergen und berichtet er ganz sachlich von einem türkischen Räderhersteller (wie aus dem Markt zu hören war, dürfte es sich dabei um CMS handeln), der sich die Standorte angesehen habe, händeringend nach bereits bestehenden Produktionskapazitäten suche und derzeit alle Optionen prüfe: „Es muss für alle passen“, heißt auch, dass es Höffken nicht als nötig empfindet, seine Unternehmensgruppe „über den grünen Klee“ anzupreisen, er lässt statt dessen die Dinge in größter Lässigkeit auf sich zukommen. Dass sich in Gorzyce Erstausrüstungsräder herstellen lassen wie auch Umrüsträder in relativ kleinen Losgrößen wurde in der Vergangenheit schon bewiesen, ein „Investitionsgrab“ droht einem Investor angesichts der Vorleistungen Höffkens nicht.

Interessenten, auch durchaus kapitalkräftige, gebe es schon, lässt Höffken Anfragen jüngeren Datums nicht unerwähnt. Es gebe sowohl aus Fernost (China und Indien) Investoren, die gut betucht sind, zwar möglicherweise recht wenig von diesem Markt verstehen, aber gleichwohl das Bedürfnis haben, in den Wirtschaftsstandort Deutschland einzudringen, holt er weit aus, um dann doch einige Kilometer näher zu landen, aber doch auch bei potenziellen Investoren mit dem nötigen Kleingeld: In Russland werden derzeit und mit großem Tempo moderne Fahrzeugfabriken errichtet, mangelt es aber an leistungsfähigen Zulieferern. Das polnische Räderwerk weckt da schon Phantasien. Dass die Gorzyce-Räder in der immer wieder technisch nach- und aufgerüsteten Lackiererei in Ladenburg ihr Outfit erhalten, weil eine solche Anlage in Polen nicht zur Verfügung steht, wäre – das weiß Rüdiger Höffken auch – für solch einen Deal nur eine Übergangslösung.

Andererseits könnte seine Modellvorstellung Numero 2 ebenso gut Realität werden: Die Marken RH und Artec werden nicht im großen Paket mitveräußert, sondern separat (sicherlich später) auf den Markt gebracht. Und wer immer sich dafür interessiert, wird sich Gießkapazitäten in Gorzyce (aktuell bei 600.000 Einheiten pro Jahr) und Lackierkapazitäten in Ladenburg (noch deutlich höher) für einige Jahre sichern wollen. „So würde ich es jedenfalls machen“, sagt Rüdiger Höffken und legitimiert damit auch im Nachhinein noch einmal seinen Einstieg erst in Ladenburg und später in Gorzyce. Was nutzen nachgefragte Marken – hier RH und Artec –, wenn es dafür keine abgesicherte Produktion gibt.

Wenn sich der Attendorner „Rädermann par excellence“ in wenigen Jahren ins Private zurückgezogen haben wird und es sollte zu einer Abschiedsfeier das Lied erklingen „I Did It My Way“, dann hätte die Choreographie Rüdiger Höffkens berufliches und privates Lebensmotto bestens getroffen.

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