Umsatzzuwachs im Motorradreifengeschäft für Pirelli

Im zurückliegenden Jahr konnte Pirelli vorläufigen Zahlen zufolge mit Motorradreifen seiner beiden Marken Pirelli und Metzeler weltweit einen Umsatz von knapp 340 Millionen Euro erzielen. „Das ist ein zwölfprozentiges Plus im Vergleich zu den rund 300 Millionen Euro 2006“, freut sich Dr. Guglielmo Fiocchi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Pirelli Deutschland GmbH und gleichzeitig verantwortlich für die Business Unit Moto bei Pirelli Tyre. Wie er weiter sagt, habe die Geschäftseinheit Motorradreifen ihren Umsatz damit seit dem Jahr 2004, für das als Bezugswert gut 230 Millionen Euro genannt werden, jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich steigern können. Und nicht zuletzt dank des jüngst vorgestellten neuen Motorradreifens „Diablo Rosso“ will der Hersteller offensichtlich auch 2008 an diese positive Umsatzentwicklung während der zurückliegenden Jahre anknüpfen.

Mit „Wachstum durch eine klare Strategie“ sieht Fiocchi dabei nicht nur Pirellis Erfolge im Motorradsegment am besten beschrieben. Auch der Konzern insgesamt habe sich während der letzten Jahre im Reifengeschäft durchweg besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Das führt er darauf zurück, dass das Unternehmen den weltweiten Reifenmarkt gedanklich in zwei Kategorien unterteilt: in solche Regionen, zu denen für Fiocchi beispielsweise die sogenannten Wachstumsmärkte gehören und wo Bereifungen derzeit eher noch als Mittel zum Zweck – als bloßes Hilfsmittel zum Transport von Personen und Waren von einem Ort zum anderen – im Vordergrund stehen, und in solche, die er als etabliert bezeichnet und wo die Verbraucher bereits gewisse Anforderungen an die Leistungseigenschaften eines Reifens stellen.

In welche der beiden Kategorien der radiale Supersportreifen „Diablo Rosso“ zu zählen ist, dürfte eigentlich jedermann klar sein. Allerdings erschließt sich dies spätestens dann, wenn man mit einer weiteren „Zweiteilung“ innerhalb des Pirelli-Konzerns konfrontiert wird: Sämtliche Radialreifen der Italiener werden nämlich in Breuberg (Deutschland) gefertigt, während die Diagonalreifen im Werk Gravatai (Brasilien) vom Band laufen. Wie Fiocchi auf Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG bestätigt, lässt man zwar noch einige wenige Diagonalreifen auch im Reifenwerk Heidenau (bei Dresden) fremdfertigen. Doch dabei soll es sich lediglich um wenige Tausend Einheiten pro Jahr und damit einen – gemessen am gesamten Absatz an Motorradreifen des Konzerns – vernachlässigbaren Anteil handeln, der vornehmlich auf klassischen Motorrädern seinen Einsatz finde.

In dem Marktsegment, für das der neue „Diablo Rosso“ gedacht ist, macht Fiocchi zufolge „das bessere Produkt den Unterschied“. Deswegen investiere Pirelli beständig in die Weiterentwicklung nicht nur seiner Produkte, sondern auch in seine Produktionswerke bzw. die zugrunde liegenden Produktionsprozesse (Stichwort MIRS). „Pirelli ist das Unternehmen, das gemessen an seinem Umsatz am meisten in Forschung und Entwicklung investiert. Dies sehen wir als Investment in die Zukunft“, verdeutlicht er. Dabei vergisst Fiocchi nicht, das Engagement des Herstellers in der Superbike-Weltmeisterschaft zu erwähnen. Bei dieser Serie sind die Italiener nicht aus purem Selbstzweck Reifenalleinausrüster – sie bringen sich dort darüber hinaus auch deshalb ein, um das dabei gewonnene Know-how direkt in die Serienprodukte einfließen zu lassen.

„Wir sehen die Superbike-Weltmeisterschaft allerdings nicht nur als Testabteilung, sondern zudem noch als strategisches Tool“, erklärt Fiocchi. Denn einerseits kämen so rund 3.600 Tests oder über eine Million Testkilometer pro Jahr zusammen. Andererseits stelle die Belieferung der Serie das Unternehmen vor die Herausforderung, an jedem Rennwochenende rund 6.500 Reifen an die jeweilige Strecke zu bringen. „Von den hohen Qualitätsanforderungen an die große Zahl der dafür zu produzierenden Reifen profitiert natürlich auch die Serienfertigung. Renn- und Serienreifen aus unserer Produktion unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Qualität deshalb nicht“, sagt Fiocchi. Und dank der „Testabteilung Superbike-WM“ mit den „besten Testfahrern der Welt“ sei man in der Lage, ständig Neues im Motorradreifenmarkt zu präsentieren. „Das muss in diesem Markt so sein“, verdeutlicht er mit Blick auf die zahlreichen, während der vergangenen Jahre vorgestellten Reifenmodelle allein aus der „Diablo“-Familie: vom Ur-“Diablo“ über den „Diablo Corsa“ und den „Diablo Strada“ bis hin zum „Diablo Supercorsa“, „Diablo Superbike“, „Diablo Corsa III“ und nun eben dem „Diablo Rosso“.

„Dieser Reifen ist für das wachsende, sich ständig verändernde Supersportsegment gedacht, das für etwa 35 Prozent des Gesamtmarktes steht“, erklärt Alberto Viganò, Marketingdirektor für die Geschäftseinheit Motorradreifen bei den Italienern. Seinen Worten zufolge reklamiert Pirelli in diesem Marktsegment „seit Jahren die Nummer-eins-Position“ für sich. Mit der Einführung des neuen Reifens soll seinen Worten zufolge übrigens eine spezielle Marketingkampagne starten: der „Diablo Rosso Club“, dessen Mitglieder – so die Planungen – in den Genuss spezieller Veranstaltungen oder Angebote wie zum Beispiel einem günstigeren Abo einer Motorradzeitschrift kommen. Gestartet ist der „Diablo Rosso Club“ Ende Februar zunächst in Italien – im weiteren Verlauf des Jahres werde er jedoch nach und nach auch im Rest von Europa eingeführt, erklärt Viganò.

Laut Piero Misani, Leiter der Motorradreifenentwicklung bei Pirelli Tyre, hat man sich beim „Diablo Rosso“ vor allem auf eine möglichst große Bodenaufstandsfläche und damit den bestmöglichen Kontakt zwischen dem Motorrad(-reifen) und der Straße konzertiert. Anders als Wettbewerbsprodukte wartet der „Diablo Rosso“ allerdings nicht mit einer Zweikomponentenlaufflächenmischung auf. „Für normale Fahrer ist diese besondere Lösung nicht nötig“, meint Misani. Denn mit diesem Ansatz könne man sich nämlich auch Probleme – etwa in Form unterschiedlicher Laufleistungen der verschiedenen Mischungstypen – einhandeln. „Wir verwenden eine Mehrkomponentenmischung nur dann, wenn es wirklich nötig ist und sie dem Fahrer einen Vorteil bringt“, fügt er hinzu.

Dank der sogenannten Enhanced Patch Technology (EPT) könne der neue Reifen im Vergleich zu seinem Vorgänger ohne den Namenszusatz „Rosso“ bei Kurvenfahrt mit einer um fünf Prozent größeren Bodenaufstandsfläche aufwarten, sagt Misani. Beim Bremsen beziffert er das Plus an Bodenkontakt mit sieben Prozent, und beim Beschleunigen am Kurvenausgang spricht er sogar von zehn Prozent mehr. EPT baue dabei auf drei Säulen bzw. das Zusammenspiel von Profildesign, Reifenkontur und Null-Grad-Stahlgürtel. Dabei sticht vor allem die „nackte“ Schulter des „Diablo-Rosso“-Profils besonders hervor. Da dieser Bereich der Lauffläche nur bei schneller Kurvenfahrt im Trockenen erreicht wird, hat man hier Misani zufolge auf Profilrillen zur Wasserableitung verzichtet und damit ein zusätzliches Plus bei der Haftung in großer Schräglage erreichen können.

Auf nasser Fahrbahn ist die erhöhte Anzahl an Profilrillen zwischen mittlerem Bereich und Rand des Hinterreifens für eine effektive Ableitung des restlichen Wassers aus der Bodenaufstandsfläche verantwortlich, das noch nicht vom Profil des Vorderreifens verdrängt wurde. Die Kontur des Vorderreifens wurde dabei so gestaltet, dass einerseits eine optimale Aufstandsfläche bei jedem Schräglagenwinkel gewährleistet und andererseits die bestmögliche Balance zwischen schnellem, linearem Verhalten in der Kurve und einem besonders leichtem Handling erreicht wird. Die Kontur des Hinterreifens ist laut Misani dagegen auf maximale Stabilität des Motorrads selbst in größter Schräglage ausgelegt, wobei sich auch hier die Wirkung einer optimierten Aufstandfläche – sowohl auf der Geraden als auch bei mittleren und großen Schräglagen – positiv bemerkbar mache. „Das Zusammenspiel von Vorder- und Hinterreifen ermöglicht es dem Fahrer, in jeder Schräglage eine präzise Linie zu fahren“, ist man sich bei Pirelli sicher und betont das „vorhersehbare Verhalten und das gute Sicherheitsgefühl“, das bei allen Fahrbedingungen erhalten bleibe.

Unterstützt wird dies noch durch den Unterbau des Reifens, meint Misani mit Blick auf den beim „Diablo Rosso“ wie auch anderen Pirelli- und Metzeler-Motorradreifen zum Einsatz kommenden Null-Grad-Stahlgürtel. Dieser sorge für eine konstante, optimale Anpassungsfähigkeit des Reifens an die Fahrbahn. „Dadurch wird ein sehr progressives Feedback und gleichmäßiges Verhalten in Schräglage als auch ein unschlagbares Dämpfungsverhalten der Reifen erreicht“, heißt es vonseiten des Reifenherstellers. In Zusammenarbeit mit der ebenfalls neu entwickelten Gummimischung, die sich durch eine kurze Warm-up-Phase sowie ein unmittelbares Grip-Feedback auszeichnen soll, garantierte der Null-Grad-Stahlgürtel zudem eine hohe Bremsstabilität.

Alles in allem markiere der „Diablo Rosso“ dank des als „revolutionär“ beschriebenen EPT-Konzeptes einen Wendepunkt in der Motorradreifentechnologie. Mithilfe der EPT habe man sich auf den wahren Schlüssel für Performance konzentrieren können: die Maximierung der Kontaktfläche zwischen Motorrad und Untergrund. „Alle Komponenten von Vorder- und Hinterrad des ‚Diablo Rosso’ arbeiten perfekt zusammen. Ziel ist es, eine optimale Verbindung von Motorrad und Straßenoberfläche zu schaffen und damit dem Fahrer die bestmögliche Performance zu bieten“, sagt der Reifenhersteller über den Reifen, der für Fahrer gemacht sei, die es genauso genießen, Kurven in maximaler Schräglage zu fahren, wie auf einer kurvenreichen Strecke von perfekter Landschaft umgeben zu sein.

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