Marangoni: Runderneuerung Priorität Nummer eins

Die Reifen China – wie wahrscheinlich jede nennenswerte Messe – ist eine gute Gelegenheit, sich einen allgemeinen Überblick über die Marktteilnehmer zu verschaffen und insbesondere natürlich, um Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Dies trifft insbesondere auf Unternehmen zu, die ihre ersten Schritte auf den riesigen chinesischen Reifenmarkt machen, so etwa auch die italienische Marangoni-Gruppe. Erst im Laufe des Sommers 2007 hatte der Runderneuerungs- und Neureifenkonzern eine Repräsentanz in Shanghai unter der Leitung von Marcello Gambarini eröffnet. Die Aufgabenstellung: Eine Reihe von Aktivitäten auf dem Reifensektor entwickelt sollen werden sollen. Dazu zählt – neben dem Neureifengeschäft – zu allererst und vor allem das Runderneuerungsgeschäft.

„Die Runderneuerung ist unser Kerngeschäft“, so Giuseppe Ferrari, Geschäftsführer von Marangoni Tread, der zentralen Gesellschaft des Geschäftsbereiches Retreading Systems, während der Reifen China. Allerdings wolle und müsse man zunächst den chinesischen Runderneuerungsmarkt wirklich verstehen lernen, muss der Experte zugeben. Gegenwärtig verkaufe man koordiniert in China noch keinerlei Waren, und zwar aus keinem Geschäftsbereich der Gruppe. Dies werde sich aber mit Sicherheit in Zukunft ändern, zeigt sich Ferrari überzeugt. So gebe es in China den Untersuchungen von Marangoni zufolge etwa 50 bis 60 „große Runderneuerer“. Nach eigener Definition sind dies Unternehmen, die täglich wenigstens 500 Lkw-Reifen mit einer neuen Lauffläche versehen, also auf eine Jahresproduktion von wenigstens 150.000 Runderneuerten kommen. Diese Unternehmen böten nicht nur wirtschaftliches Potenzial als Kunden, sondern hätten auch die finanziellen Mittel und das technologische Know-how, um als Marangoni-Kunden in Frage zu kommen. Es seien in China zwar rund die Hälfte aller Lkw-Reifen runderneuerbar, da der Umgang mit diesen Reifen allerdings dermaßen schlecht sei, so Giuseppe Ferrari weiter, käme am Ende nur noch jeder zehnte Reifen überhaupt in Frage – Reifen werden in China oft bis auf die Stahlcordlagen abgefahren. In diesem Zusammenhang müsse erwähnt werden, dass auch die chinesischen Lkw-Fabrikate gegenüber den internationalen Wettbewerbern in Sachen Qualität aufholen und zunehmend runderneuerungsfähig seien. Es sind gerade die von lokalen Herstellern gefertigten Lkw-Reifen, die in China den Löwenanteil des Marktes ausmachen. Schätzungen zufolge sind dies immerhin noch bis zu 80 Prozent des gesamten Lkw-Reifenmarktes, der durch Hersteller wie Giti Tire, Double Coin bzw. Warrior und andere dominiert wird.

Dabei sind es insbesondere diese Fabrikate, die es Unternehmen aus der Runderneuerungsbranche schwer machen, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Der Preisunterschied zwischen einem Neureifen aus chinesischer Fertigung und einem guten Runderneuerten ist in China vergleichsweise gering, sodass auch die Empfehlungen der chinesischen Zentralregierung, die Flottenbetreiber mögen doch bitte mehr auf die Umwelt achten und folglich auch mehr runderneuerte Reifen einsetzen, nicht unbedingt einen durchschlagenden Effekt auf die Runderneuerungsbranche hat, obwohl sogar einige Neureifenhersteller „überlegen“, so der Geschäftsführer von Marangoni Tread weiter, selber in die Runderneuerung einzusteigen.

Obwohl Marangoni auf der Reifen China ausschließlich Produkte aus der Neureifenfertigung zeigte, habe dieser Geschäftsbereich in Bezug auf China ganz die „zweiwichtigste Priorität“, ergänzt Giovanni De’Bei vom Corporate Marketing der Marangoni-Holding im italienischen Verona. China sei zwar ein überaus interessantes Land, was Pkw-Reifen betrifft, und Marangoni habe diesbezüglich alle Produkte, die für einen Markteintritt notwendig wären. Dazu sei allerdings ein gänzlich andere Strategie erforderlich, als dies für den Geschäftsbereich Retreading Systems zutrifft. Und es ist dieser Bereich, der für die Strategen bei Marangoni nun einmal die oberste Priorität genießt.

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