Autofahrer tappen bei Kennzeichnung von Winterreifen im Dunkeln

Über die Hälfte aller deutschen Autofahrer kennen nicht die richtige Kennzeichnung von Winterreifen, nur jeder Fünfte weiß über ihre zulässige Profiltiefe Bescheid – das sind zwei der Ergebnisse der diesjährigen Continental-Umfrage bei Autofahrern. Im Rahmen einer bei TNS Infratest (Bielefeld) in Auftrag gegebenen repräsentativen Studie hatte der Reifenhersteller im Zeitraum vom 10. bis zum 21. September 2007 das Wissen von Endverbrauchern über die richtige Winterbereifung und die StVO-Novelle aus dem letzten Jahr abfragen lassen. „Der Kenntnisstand steigt, doch viele Unklarheiten müssen noch ausgeräumt werden“, fasst das Unternehmen die weiteren Ergebnisse der Umfrage zusammen, in deren Rahmen über 2.000 Verbraucher – mehr als 1.000 in Deutschland und jeweils über 500 in Österreich und der Schweiz – befragt wurden.

Von den in Deutschland befragten Auto fahrenden Männern und Frauen lässt dabei laut Conti mit 86,1 Prozent ein großer Teil Winterreifen aufziehen oder ist zumindest über ihre Notwendigkeit zum sicheren Fahren in der kalten Jahreszeit unterrichtet. Dabei sei der Anteil Winterreifennutzer in Ostdeutschland mit 92,3 Prozent höher als in Westdeutschland (84,8 Prozent). Bezogen auf die einzelnen Bundesländer wurde in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen mit über 87 Prozent eine über dem Bundesdurchschnitt liegende Nutzungsquote an Winterreifen festgestellt, in anderen Bundesländern liegt sie demnach mit Werten zwischen 70 und 79 Prozent darunter. „Der Anteil von Autofahrern, die Winterreifen nutzen, ist mit über 80 Prozent sehr hoch. Weitere 8,4 Prozent nutzen so genannte Ganzjahresreifen, 2,6 Prozent fahren über das ganze Jahr mit Winterreifen und nur noch 2,5 Prozent versuchen, sich mit Sommerreifen durch die kalte Jahreszeit zu mogeln. Diese Zahlen sagen allerdings kaum etwas über die tatsächliche Ausstattungsrate von Pkw mit Winterreifen aus, da sich Familienmitglieder üblicherweise einen Wagen teilen“, relativiert der Reifenhersteller den recht hoch erscheinenden Mittelwert für ganz Deutschland. Weiteres Ergebnis der Umfrage: Weibliche Autofahrer nutzen mit 11,2 Prozent Ganzjahresreifen fast doppelt so häufig wie männliche (6,2 Prozent) – im Vergleich der einzelnen Bundesländer werden Ganzjahresreifen der Studie zufolge am stärksten in Berlin (17,5 Prozent), Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein (16,7 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (11,5 Prozent) genutzt.

Die Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO), die seit Mai letzten Jahres in Kraft ist, ist vielen Autofahrern laut der Umfrage bekannt: 90,9 Prozent der Befragten gaben an, bereits davon gehört zu haben, und 86,1 Prozent sagten sie wüssten, dass Sie bei „ungeeigneter Bereifung“ mit einem Bußgeld bzw. einem Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg bestraft werden können. Als häufigste Gründe, warum trotzdem nicht auf Winterreifen gefahren wird, meinten die befragten Autofahrer, dass Ganzjahresreifen reichen bzw. auch zugelassen sind (28,8 Prozent), dass kein Schnee in der Region/im Winter fällt und selbst wenn nur wenig oder gar nicht gefahren wird (22,9 Prozent) sowie dass Winterreifen zu teuer sind (7,9 Prozent). Trotz des Wissens um die Gesetzeslage und dem erfreulich hohen Nutzungsgrad von Winterreifen hat die Umfrage allerdings auch bestehende Unsicherheiten bzw. Unklarheiten bei den Verbrauchern zu Tage gefördert. Vor allem in Bezug auf die Kennzeichnung von Winterreifen, der richtigen Profiltiefe und dem richtigen Montagezeitpunkt, wobei teilweise deutliche Unterschiede zwischen dem Kenntnisstand von männlichen und weiblichen Autofahrern festgestellt wurden. „Über 66 Prozent rüsten bei sieben Grad plus um, nahezu ein Fünftel bei null Grad und nur 3,6 Prozent bei beginnendem Schneefall. Richtig sicher gehen wollen weitere 3,6 Prozent der Autofahrer: Sie stellen konsequent im Oktober auf Winterreifen um“, so Conti. Der Anteil der männlichen „Umrüster“ bei sieben Grad sei mit fast 75 Prozent jedoch deutlich höher als der der weiblichen (56,7 Prozent). „Frauen lassen sich mit der Entscheidung zu Umrüstung offensichtlich mehr Zeit und warten oft (29,8 Prozent) bis null Grad Außentemperatur“, heißt es vonseiten des Reifenherstellers.

Mehr als die Hälfte der Autofahrer (54,6 Prozent) weiß der Befragung zufolge allerdings nicht, wie Winterreifen gekennzeichnet sind. Dabei ist wiederum der Anteil der weiblichen Autofahrer mit 72,9 Prozent deutlich höher als der der männlichen Autofahrer (40,8 Prozent). Weitere 20 Prozent der Autofahrer halten die M+S-Kennung für richtig, fast zwölf Prozent setzten auf das Schneeflockensymbol allein, nur knapp zehn Prozent setzen auf beide Symbole. Erklärten die Befrager die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kennzeichnungen, gingen mehr als die Hälfte der Befragten davon aus, dass sich die Schneeflocke als Winterreifenzeichen durchsetzen wird. Daher – meint Conti – bleibe der Reifenfachhandel die wichtigste Informationsquelle für Endverbraucher: Zwar erklären rund zwei Drittel der Befragten, „einigermaßen informiert zu sein“, doch würde man sich vor dem Kauf neuer Winterreifen auf jeden Fall beim Handel über die richtige Kennzeichnung informieren. Immerhin über 20 Prozent der Autofahrer halten sich für richtig informiert, doch über 16 Prozent der Befragten fühlten sich durch die unterschiedlichen Kennzeichnungen „verunsichert“. Ebenfalls noch nicht klar ist Deutschlands Autofahrern der Ratgeber in Sachen Winterreifen. Über 60 Prozent der Autofahrer erklärten noch nicht zu wissen, wo man sich am besten Rat zu Winterreifen holt. Immerhin knapp 17 Prozent wenden sich an den Reifenfachhandel, über sieben Prozent ziehen Fachzeitschriften zu Rate. In der Familie oder im Freundeskreis wird ebenfalls Rat eingeholt: 4,8 Prozent der Befragten treffen so die Entscheidung, welche neuen Winterreifen angeschafft werden.

Einen hohen Aufklärungsbedarf stellte die Untersuchung in Sachen Mindestprofiltiefe fest. Denn nur jeder fünfte Autofahrer wusste, dass nach der StVO 1,6 Millimeter vorgeschrieben sind. „Die technisch richtige Antwort mit vier Millimetern gaben über 40 Prozent, immerhin ein Drittel hält 3,2 Millimeter für die gerade noch ausreichende Profiltiefe. Dabei ist die Unsicherheit über die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Winterbereifung hoch: Über 40 Prozent der Befragten trauen ihren Winterreifen auch noch bei 1,6 bis ein Millimeter Restprofiltiefe. Dabei ist die Unkenntnis bei weiblichen Autofahrern doppelt so hoch wie bei Männern“, sagt der Auftraggeber der Befragung. Bei der Anschaffung neuer Winterreifen setzen Autofahrer übrigens mehr und mehr auf dieselbe Größe oder sogar größere Formate als bei ihren Sommerreifen. Über 40 Prozent montieren zumindest dieselbe Dimension wie bei den Sommerreifen, über 16 Prozent schaffen Winterreifen an, die größer als Sommerreifen sind. Gerade unter diesen Autofahrern sind Frauen überrepräsentiert: 29 Prozent der Autofahrerinnen entscheiden sich im Vergleich mit der Sommerbereifung für breitere Reifen. Zudem scheint ein weiteres Vorurteil gegenüber Winterreifen mittlerweile ausgeräumt zu sein. „So weiß inzwischen die Mehrheit der Autofahrer, dass Winterreifen nicht per se mehr Kraftstoffverbrauch mit sich bringen. Auch hier zeigt sich ein Informationsvorsprung der männlichen Autofahrer (62,8 vs. 50,4 Prozent). Dass Winterreifen attraktiv aussehen können, ist bei 85 Prozent der Autofahrer bekannt. Aber noch immer glauben über 60 Prozent, dass Winterreifen lauter seien als Sommerreifen“, so Conti. Bezüglich der Leistungsfähigkeit von Winterreifen seien die Verbraucher ebenfalls mehr oder weniger gut aufgeklärt und wüssten um die deutlich kürzeren Bremswege, die Winterreifen gegenüber Sommerreifen auf winterlichen Straßen haben, freut sich der Reifenhersteller.

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