Nokian Tyres setzt auf Wachstum in Russland

Nokian Tyres aus Finnland gehört zu den führenden Reifenherstellern auf dem russischen Markt und hat darüber hinaus erst kürzlich angefangen, in Russland in der Nähe von St. Petersburg eigene Reifen für den lokalen Markt zu bauen. In einem Interview mit der NEUE REIFENZEITUNG erklärt Unternehmenspräsident und CEO Kim Gran, welche Pläne Nokian Tyres auf dem russischen Reifenmarkt hat.

NEUE REIFENZEITUNG:
Im vergangenen Jahr hat Nokian Tyres rund ein Viertel seines Umsatzes auf dem russischen Reifenmarkt erzielt. Ab wann wird Nokian denn ein „russisches“ Unternehmen sein?

Kim Gran:
Nokian Tyres als Reifenhersteller konzentriert sich auf Reifen, die speziell für nordische Regionen geeignet sind. Darüber sollte das Unternehmen charakterisiert werden und nicht aufgrund von irgendeiner Nationalität.

NEUE REIFENZEITUNG:
Wie sehen Nokian Tyres’ strategische Pläne für den russischen Markt während der kommenden fünf Jahre in Bezug auf Reifenfertigung und Vertrieb aus?

Kim Gran:
Russland und die GUS-Staaten strategisch wichtige Wachstumsmärkte. Es ist unser Ziel, das starke Umsatzwachstum fortzusetzen, ein deutlicher Marktführer im A-Segment zu sein und unseren Vertrieb durch Partnerabkommen und die Kette Vianor auszubauen. Unser Ziel ist es, bis 2007 120 Vianor-Outlets zu haben und bis 2010 250. Was die Produktionskapazität in Vsevolozhsk betrifft, so liegt unser Ziel bei zehn Millionen Reifen bis zum Jahr 2011.

NEUE REIFENZEITUNG:
Werden Sie demnächst keine Reifen mehr aus Finnland nach Russland exportieren müssen? Anders ausgedrückt: Wird Nokian bald in der Lage sein, die heimische Nachfrage komplett durch lokal in Vsevolozhsk produzierte Reifen abzudecken?

Kim Gran:
Ein Großteil der Kapazität unserer Fabrik in Russland wird für den russischen Markt und die GUS-Staaten genutzt. Und rund ein Drittel wird exportiert. Der Export von Finnland nach Russland wird zurückgehen aber eben nicht komplett aufhören.

NEUE REIFENZEITUNG:
Ein lokaler russischer Reifenhersteller zu sein, hat sicherlich etliche Vorteile, vielleicht aber auch einige Nachteile für einen westlichen Hersteller. Was sind diese Vor- und Nachteile?

Kim Gran:
Wir können keine nennenswerten Nachteile erkennen, obwohl es natürlich gewisse Risiken gibt, wenn man in Russland operativ tätig ist. Diese Risiken sind zumeist landstypische Risiken wie wirtschaftliche oder politische Probleme.

NEUE REIFENZEITUNG:
Ein Großteil ihrer Beschäftigten in St. Petersburg ist natürlich russisch. Deckt sich dies mit der Art und Weise, wie Nokian Tyres Reifen fertigt? Haben Sie genügend gut ausgebildete Mitarbeiter in der Region finden können?

Kim Gran:
Wir können uns glücklich schätzen, dass es uns gelungen ist, ein gutes, befähigtes und zielorientiertes Team zusammenzustellen, das sich wirklich mit der Arbeit verbunden fühlt. Die Russen haben sich gut an unsere gemeinsame Konzernkultur angepasst, die wir den Hakkapeliitta-Geist nennen. Die Zusammenarbeit mit dem finnischen Team ist zum gegenseitigen Nutzen, trotz der nationalen Unterschiede, die wir in allen Kulturen haben. Gutes Personal mit der Arbeit und dem Arbeitsumfeld bei Laune zu halten ist natürlich eine Herausforderung. Daher ist es auch wichtig, sich um das Wohlbefinden bei der Arbeit durch Fortbildungen und andere Bonussysteme zu kümmern.

NEUE REIFENZEITUNG:
Nokian ist ein äußerst erfolgreicher Premiumreifenhersteller. Würden Sie mit Blick auf den zunehmenden Wettbewerb in diesem Segment auf dem russischen Reifenmarkt, sagen, das es zunehmend schwieriger wird die Margen zu halten?

Kim Gran:
Die erwünschten Margen zu halten war immer und ist auch heute noch eine immerwährende Herausforderung, gerade in einem harten Wettbewerbsumfeld. Wir versuchen unsere gesunden Margen durch die kontinuierliche Präsentation neuer, innovativer Produkte zu halten, durch die wir auch mehr Möglichkeiten bei der Preisgestaltung haben. Außerdem stärken wir unser Markenimage und verbessern die Produktivität in unserer Fertigung.

NEUE REIFENZEITUNG:
Viele der russischen Reifenhersteller versuchen derzeit, die eigenen Qualitätsstandards anzuheben; auch sie wollen als Premiumreifenhersteller gelten. Glauben Sie, dass dabei erfolgreich sind oder sein werden?

Kim Gran:
Natürlich erneuern die lokalen Reifenhersteller ihre Produktionsstätten und entwickeln neue Produkte. Das wird aber Zeit und besonders viel Know-how erfordern, bis sie auf unserem heutigen westlichen Niveau angelangt sind. Die Schlüsselfrage ist aber doch: Werden sie in der Lage sein, die Bedürfnisse, Anforderungen der Konsumenten zu treffen und das Vertrauen zu erreichen, das ein Premiumreifenhersteller benötigt.

NEUE REIFENZEITUNG:
Bisher sind Nokian und Michelin die einzigen beiden westlichen Reifenhersteller, die in Russland eigene Reifenfabriken eingerichtet haben. Denken Sie, dass es in naher Zukunft noch andere westliche Unternehmen geben wird, die diesem Beispiel folgen? Warum haben bisher viele ihrer Wettbewerber gezögert?

Kim Gran:
Es ist ganz offensichtlich, dass auch andere Reifenhersteller an den profitablen Wachstumsmärkten interessiert sind, und es wird andere geben, die künftig zu Michelin und uns dazustoßen werden. Viele der großen Hersteller haben Fabriken in China und in Osteuropa gebaut – vielleicht lag deren Fokus bisher dort. Die werden sicherlich am besten wissen, warum sie bisher noch keine Reifenproduktion in Russland begonnen haben, es ist also besser, die Betroffenen direkt zu fragen.

NEUE REIFENZEITUNG:
Herr Gran, vielen Dank für das Interview.

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