Hundert Jahre RUD Ketten

Es war 1906. Autos eroberten die Straßen, die aber zumeist in schlechtem Zustand waren und ebenso schlecht unterhalten wurden. Ein großes Problem waren die reichlich herumliegenden Hufnägel, die sich prompt in das Gummi der Reifen bohrten. Dies verursachte bei den damals in Deutschland noch weitgehend üblichen Vollgummireifen zwar keinen Platten, schädigte aber die teuren Räder. Da wurde im schwäbischen Unterkochen eine Idee geboren: die Schutzkette für Reifen. Sie hinderte die lästigen Nägel daran, bis zur Lauffläche vorzudringen. Die Kunden der Kettenwerke Rieger & Dietz (RUD) erkannten aber schon bald den höchst wertvollen Nebeneffekt der Ketten: Sie erhöhten die Traktion enorm, vor allem in der kalten Jahreszeit.

Folgerichtig optimierte RUD seine Ketten auf dieses Anwendungsgebiet. Das schätzten die Autler, wie Kraftfahrer damals genannt wurden, sehr. Winterdienst und Winterreifen waren nämlich noch nicht erfunden. Die Schneekette aber durchaus. Ketten von RUD machten das häufig als Schönwetterfahrzeug angesehene Auto ein gutes Stück wintertauglicher.

Die Spurkette, der große Wurf

Die Autos wurden besser und einfacher zu handhaben. Diesem Trend folgte auch RUD mit ständiger Weiterentwicklung der Schneekette. 1935 setzte das Unternehmen einen Meilenstein. Die damals vorgestellte und patentierte Spurkette stellt bis heute die Grundkonstruktion der üblichen Schneeketten dar. Die mit ihr erreichte Laufruhe, Traktion und Anwenderfreundlichkeit setzte lange Zeit Maßstäbe.

Stets war RUD bemüht, mit der Entwicklung der Fahrzeug- und Reifentechnik Schritt zu halten. 1965 feierte eine weitere Erfindung des Unternehmens Weltpremiere: Die Kantenspur sicherte in jeder Radposition eine optimale Traktion, weil sie immer gleich viele Kettenglieder auf die Fahrbahn brachte. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt der Kantenspur ist die hohe Laufruhe dieser Konstruktion.

Dem Wunsch nach einer einfacheren und damit schnelleren Montage kamen die schwäbischen Schneekettenexperten mit einer weiteren Innovation nach, der RUD-matic. Ein Federstahlbügel schließt die Kette hinter dem Rad selbsttätig. Heute werden die Modelle Kantenspur und Classic damit geliefert. Noch einfacher, ja nahezu automatisch funktioniert die Bedienung bei der Centrax, einer Entwicklung von RUD aus den 80er Jahren.

Die Leistungen des Unternehmens und seiner Spitzenprodukte fanden im Laufe der Zeit auch bei Menschen Anerkennung, die selbst ständig nach Höchstleistungen streben. RUD war offizieller Ausrüster von fünf olympischen Winterspielen. Heute rollen Teams des deutschen Skiverbands auf Ketten von RUD sicher und zuverlässig zu den Wettkämpfen.

Reinhold Messner pflegte sowohl Achttausender als auch Polarregionen zu Fuß zu begehen. Wenn er ausnahmsweise ein Auto im Schnee benutzte, hatte er die Centrax seines Sponsors RUD dabei. Der Rallyefahrer Walter Röhrl wiederum feierte seine Erfolge nur auf Rädern. Im Schnee setzte er auf Ketten seines Partners RUD.

Heute kann RUD nahezu jedes Auto und jedes Nutzfahrzeug mit Ketten bestücken. Von riesigen Exemplaren für Erdbewegungsmaschinen reicht die Bandbreite bis zur preisgünstigen Seilkette für Kleinwagen. Schnee- und andere Fahrzeugketten sind also auch hundert Jahre nach ihrer Einführung ein zeitgemäßes Autozubehör.

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