Michelin der Anti-Gewerkschaftsstrategie bezichtigt

Michelin versucht sich in Nordamerika langfristig von gewerkschaftlich organisierten Fabriken zu trennen. Dies jedenfalls ist die Ansicht der United Steelworkers of America (USW), die ein jüngstes Investitionsvorhaben zum Anlass für eine harsche Kritik an dieser „Strategie“ des Reifenherstellers nimmt. Michelin hatte erst kürzlich die gewerkschaftlich organisierte BFGoodrich-Fabrik in Kitchener (Ontario/Kanada) geschlossen, wodurch rund 1.100 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Nun fließen Millionenbeträge in Bridgewater (Nova Scotia/Kanada) in die Erweiterung und Erneuerung der dortigen Produktionsstätte, die eben nicht gewerkschaftlich organisiert ist. Michelin fertigt in Bridgewater mit seinen rund 1.100 Mitarbeitern Stahlcord sowie Pkw-, Llkw- und SUV-Reifen her. Die Provinz Ontario beteiligt sich mit drei bis acht Millionen US-Dollar an der Investition, durch die Dutzende neue Jobs, so schreibt Canadian Pressy jedenfalls, entstehen sollen.

Wie die USW mitteilt, sei die Schließung einerseits und die neuerliche Investition andererseits „eine absolute Schande“, so Paul Shrum, USW-Präsident am von Michelin geschlossenen Standort in Kitchener-Waterloo. Die „geplante Erweiterung […] wirft ein Licht auf die langfristige Strategie des Unternehmens, sich der gewerkschaftlich organisierten Fabriken zu entledigen“, wird Shrum weiter zitiert. Eine örtliche Michelin-Sprecherin wollte die Äußerungen den USW-Funktionärs nicht kommentieren. Erst im Januar hatte der Reifenhersteller 10,8 Millionen Dollar für die Modernisierung der Waterville-Fabrik von der Provinzregierung erhalten; Werksmanager sehen dadurch den langfristigen Bestand der Produktionsstätte gesichert.

Seit 1969 hat Michelin rund 1,3 Milliarden Dollar in die drei gewerkschaftlich nicht organisierten Fabriken in Nova Scotia investiert (Bridgewater, Waterville, Pictou). Anders als die drei in den Vereinigten Staaten gewerkschaftlich organisierten Reifenfabriken in Alabama (Opelika und Tuscaloosa) und Indiana (Fort Wayne), wo es in der Vergangenheit keine nennenswerten Arbeitsausstände gegeben hat, sei die Fabrik in Kitchener dem Reifenhersteller gegenüber des Öfteren durch Arbeitskampfmaßnahmen aufgefallen.

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