Giti Tire will weiter wachsen – vor allem im Lkw-Segment

„Im vergangenen Jahr haben wir rund 950.000 Pkw-Reifen der Marke GT Radial in Deutschland absetzen können“, sagt Gebhard Jansen, Geschäftsführer des Raubacher Großhandelsunternehmens Reifen Gundlach, das als Exklusivimporteur der Marke für die Länder Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark und Kroatien fungiert. Die GT-Radial-Reifen werden teilweise bei dem indonesischen Hersteller PT Gajah Tunggal Tbk, aber auch in China von der Giti Tire (China) Investment Company Ltd. hergestellt. Beide Unternehmen werden von der in Singapur beheimateten GT Holding gelenkt, der auch die Markenrechte an GT Radial gehören. Derzeit – so Jansen – liegt das Verhältnis zwischen den aus Indonesien und China nach Deutschland kommenden Reifen bei etwa 40 zu 60 Prozent. Das sah vor ein paar Jahren noch ganz anders aus, aber die Chinesen legen gewaltig zu. Und das nicht nur im Pkw-Reifensegment, sondern auch was Bereifungen für Nutzfahrzeuge anbelangt. Erst seit etwa vier Jahren engagiert sich Giti Tire bei Lkw-Reifen radialer Bauart, konnte in dieser kurzen Zeit jedoch die Anzahl der lieferbaren Profile und Größen von null auf – Stand Ende 2005 – nicht weniger als 425 verschiedene Ausführungen nach oben schrauben. Nicht zuletzt dank des Engagements in diesem Segment wollen die Chinesen ihre bislang hauptsächlich im Pkw-Reifensegment erarbeitete Position in Europa bzw. Deutschland weiter festigen und ausbauen.

Dabei ist Giti Tire – vormals Grandtour – unter diesem Namen überhaupt erst seit 1993 im Reifengeschäft aktiv. Damals wurden 60 Prozent an der Anhui Primewell Tire Co. Ltd. (Hefei) erworben. Seit dem Start als Jointventure ist daraus durch weitere Akquisitionen bzw. den Bau neuer Werke auf der grünen Wiese mittlerweile ein Reifenhersteller geworden, der eigenen Angaben zufolge 2005 in nunmehr insgesamt sechs Werken an fünf Standorten in China alles in allem 25,6 Millionen Reifen herstellte. Davon entfielen 17,3 Millionen Einheiten auf Pkw-Radialreifen, 3,5 Millionen auf radiale Lkw- und Busreifen sowie 4,8 Millionen auf Diagonalreifen. Und dabei sind scheinbar noch nicht alle Kapazitäten voll ausgelastet, denn laut Wu Zhi Min, General Manager Sales & Marketing bei der 24.000 Mitarbeiter zählenden Giti Tire (China) Investment Company Ltd., liegen die zum derzeitigen Zeitpunkt bei 68.000 Pkw-Radialreifen pro Tag zuzüglich täglich 13.400 radialen Lkw-/Busreifen sowie 18.000 Diagonalreifen. Außerdem ist am Standort in Hefei, wo die seit 1993 operierende Giti Tire (Anhui) Co. Ltd. ihren Sitz hat, bereits ein weiteres Pkw-Readialreifenwerk in Planung, das schon 2008 mit einer Produktionskapazität von weiteren 30.000 Einheiten am Tag an den Start gehen könnte.

„Egal ob Pkw-Radialreifen, radiale Lkw-/Busreifen oder auch Diagonalreifen und egal ob Produktionsmenge, Gesamtumsatz oder bezogen auf den im heimischen Markt bzw. mit dem Export erzielten Umsatz – wir sind die Nummer eins unter den in China produzierenden Reifenherstellern“, sagt Wu Zhi Min selbstbewusst. Den Gesamtumsatz des Unternehmens für das Jahr 2004 beziffert er auf rund 1,05 Milliarden US-Dollar, womit er Giti ungefähr an Nummer zwölf einer nach Umsatz geführten Weltrangliste aller weltweiten Hersteller sieht. Wohlgemerkt: Gemeint sind nur die Verkaufserlöse der Giti Tire (China) Investment Company Ltd. – die von der indonesischen „Schwester“ Gajah Tunggal erzielten Umsätze sollen in dieser Betrachtung nicht enthalten sein. „Wir haben viel erreicht in den zurückliegenden Jahren – auch und vor allem dank unserer Handelspartner wie beispielsweise Reifen Gundlach in Deutschland. Darauf aufbauend haben wir uns vorgenommen, möglichst bald bis in die Top Ten der weltweiten Reifenhersteller vorzudringen. Die dafür nötige Umsatzverdoppelung halten wir innerhalb der nächsten fünf Jahre für durchaus realisierbar“, ist Wu Zhi Min überzeugt. Mit welchen Schritten Giti zu wachsen im Stande ist, zeigt ein Rückblick auf den im Jahr 1997 erzielten Umsatz von gut 100 Millionen Dollar, der 2002 schon auf über 400 Millionen US-Dollar geklettert war, um nur ein Jahr später bereits 750 Millionen zu erreichen.

„Unsere Fähigkeit, schnell auf aktuelle Markttrends reagieren zu können, eine hohe Produktionseffizienz bzw. geringe Produktionskosten sowie eine hohe Produktqualität sind die drei Eckpfeiler unseres Erfolges“, ergänzt der General Manager Sales & Marketing, der in den kommenden Jahren weiterhin zweistellige Wachstumsraten vorweisen können möchte. Wachsen will man seinen Worten zufolge in nächster Zeit nicht durch weitere Akquisitionen, sondern organisch. Was außer dem Bau neuer Werke das Unternehmen darunter versteht, macht er ebenfalls deutlich. „Investitionsbedarf sehen wir derzeit vor allem im wie wir sagen ‚Downstream’-Bereich, womit hauptsächlich Vulkanisationspressen und dazugehörende Gebäude gemeint sind. Hier sehen wir im Moment den Flaschenhals bei der Ausweitung unserer Produktionskapazitäten“, erklärt Wu Zhi Min, was unter dem Begriff „Debottlenecking“ geplant ist. „Bei den Pkw-Radialreifen und den Diagonalreifen liegt die Auslastung unserer Werke bei über 90 Prozent. Bezüglich der Fertigung radialer Lkw- und Busreifen sehen wir noch mehr Raum für Optimierungen“, fügt er hinzu.

Was sich konkret hinter solchem Zahlenwerk verbirgt, konnte die NEUE REIFENZEITUNG im Rahmen einer von Reifen Gundlach veranstalteten und zum Partner Giti Tire nach China führenden „VIP-Tour“ selbst bei einem Rundgang durch das Werk Hefei in Augenschein nehmen. Nicht weniger als 75 Reifenaufbaumaschinen für Pkw-Radialreifen und 30 für radiale Lkw-/Busreifen sorgen hier für konstanten Nachschub für die 220 Pkw- und 160 Nutzfahrzeugreifenvulkanisationspressen. Auf dem 64 Hektar umfassenden Fabrikgelände, von dem derzeit mit 350.000 Quadratmetern etwa der Hälfte der Gesamtfläche bebaut ist, sollen bis Ende des Jahres tagtäglich 30.000 Pkw-Radialreifen, 6.500 radiale Lkw-/Busreifen sowie 6.000 Diagonalreifen produziert und damit ein Umsatzerlös von etwa 5,3 Millionen Chinesischen Renminbi (gut 520 Millionen Euro) erzielt werden. Dies würde Unternehmensangaben zufolge bezogen auf die Stückzahlen an Pkw-Radialreifen einer 20-prozentigen und im Hinblick auf radiale Lkw-/Busreifen sogar einer 25-prozentigen Erhöhung des Ausstoßes im Vergleich zu 2005 entsprechen. Demgegenüber sollen im vergangenen Jahr mit 6.500 Einheiten täglich noch leicht mehr Diagonalreifen als für 2006 geplant in Hefei produziert worden sein.

Damit trägt das Werk selbst ohne den für 2008 vorgesehenen Neubau und die damit verbundene massive Aufstockung der Kapazitäten gehörig zu dem für dieses Jahr erwarteten Wachstum des Produktionsvolumens bei. Was aber passiert mit den vielen produzierten Reifen? Wer sind die Abnehmer? Wohin wird geliefert? Von den im vergangenen Jahr alles in allem 26,5 Millionen gefertigten Pneus gingen laut Wu Zhi Min 44 Prozent in den Export, gut 39 Prozent wurden im inländischen Markt abgesetzt und knapp 17 Prozent in die Erstausrüstung geliefert. Innerhalb Chinas gehören Ableger weltweit bekannter Pkw-Marken – beispielsweise Beijing Jeep Co. Ltd. oder die Hainan Mazda Auto Co. Ltd. – ebenso zu den OE-Kunden wie diverse heimische Fahrzeughersteller, deren Namen in Europa weniger geläufig sind. Da man sich im Geschäft mit radialen Lkw- und Busreifen noch nicht allzu lange tummelt, sind die Verbindungen in die Erstausrüstung in diesem Bereich im Wesentlichen noch auf chinesische Fahrzeughersteller konzentriert, was gleichermaßen für das Segment Diagonalreifen gilt.

Besonders stolz sind die Chinesen darauf, mit General Motors Brasilien einen außerhalb des Landes produzierenden Fahrzeughersteller mit Pkw-Erstausrüstungsreifen beliefern zu dürfen. Zumal man jüngst erst von dem Autobauer neben Bridgestone als einer von insgesamt nur zwei Reifenherstellern als „Supplier of the Year“ ausgezeichnet wurde. Bezogen auf das Lkw-Reifengeschäft gibt es darüber hinaus laut J.J. Lin, Leiter der 160 Mitarbeiter umfassenden und ebenfalls in Hefei lokalisierten Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Giti Tire, erste Kontakte in Richtung Europa. Allerdings weniger was die Erstausrüstung von Nutzfahrzeugen betrifft, sondern eher ein Offtake-Agreement zur Produktion von Lkw-Reifen eines namhaften Herstellers in dem chinesischen Werk. „Die Verhandlungen dazu laufen bereits. Um wen es sich dabei handelt, können wir derzeit aber noch nicht sagen“, so Lin. Das wäre aber nur ein weiterer logischer Schritt, laufen in Hefei doch bereits Pkw-Reifen der Nokian-Marke Nordman ebenso vom Band wie die Private Brands des nordamerikanischen Großhändlers Hercules Tire & Rubber.

„Die genannte Exportquote von 44 Prozent bezieht sich dabei jedoch auf alle von uns produzierten Reifen. Mit Blick auf allein auf Reifen radialer Bauart ergeben sich ganz andere Werte. Dann reden wir von rund 65 Prozent bei Pkw-Reifen und etwa 35 bei Lkw- bzw. Busreifen“, relativiert Y.C. Chong, der bei der Giti Tire (China) Investment Company Ltd. für das Exportgeschäft verantwortlich zeichnet. Europa gehört dabei zu den wichtigsten Märkten für die Chinesen, denn hierhin werden seinen Angaben zufolge etwa 30 bis 35 Prozent aller exportierten Pkw-Reifen geliefert. Bezogen auf die Nutzfahrzeugreifen gibt er die Quote mit rund 20 Prozent an. Zu diesen Zahlen tragen alle von Giti in China produzierten Marken bei, denn neben GT Radial fertigt man auch radiale Reifen der Labels Primewell, Runway, Yinlun, Roadking, Greatwall, Hualin und Dextero. In Deutschland hat allerdings ausschließlich die Marke GT Radial Marktbedeutung, während dies in Großbritannien beispielsweise schon anders aussieht. Denn auf der Insel spielen durchaus auch die Marken Primewell, Runway oder Roadking eine gewisse Rolle (vgl. bereits NEUE REIFENZEITUNG 7/2006).

Noch etwas unübersichtlicher werden die Verhältnisse, wenn man die jährlich etwa zehn Millionen GT-Radial-Reifen in bei Gajah Tunggal in Indonesien mit in die Bilanz einbezieht. Schließlich landet so mancher Pneu mit dem gleichen Label auf der Seitenwand ebenfalls in Europa. „Bezogen auf Europa ist Deutschland sowohl was die Pkw- als auch die Lkw-/Busreifen angeht jedoch mit jeweils etwa einem Viertel bis einem Drittel der nach Europa gehenden Lieferungen für uns der wichtigste Einzelmarkt innerhalb der EU“, verdeutlicht Y.C. Chong die Situation aus dem Blickwinkel allein der Giti Tire (China) Investment Company Ltd. Umso verständlicher, dass der deutsche Vertriebspartner Reifen Gundlach seinen Beitrag zu den ambitionierten Wachstumsplänen von Giti Tire leisten will. „In diesem Jahr werden wir bei den Pkw-Reifen der Marke GT Radial die Marke von einer Million Einheiten überspringen“, ist sich Gebhard Jansen sicher, der eigenen Aussagen zufolge gerade erst seinen Vertrag als Geschäftsführer des Raubacher Großhandelsunternehmens verlängert hat.

Seitdem sich bei Giti bezüglich radialer Bereifungen für Lkw und Busse etwas tut, verspricht sich der Großhändler in diesem Segment ein vergleichbares Wachstum mit der Marke GT Radial wie er dies in den zurückliegenden mehr als zehn Jahren bei den Pkw-Reifen vorexerziert hat. „Im zurückliegenden Jahr haben wir eine Art Start-up Paket für unsere Handelspartner geschnürt, und erste große Speditionen sind gewissermaßen Testeinsätze gefahren. Insgesamt konnte wir so bereits knapp 30.000 Nutzfahrzeugreifen der Marke GT Radial absetzen“, sagt Heinz Deidenbach, Produktmanager Nutzfahrzeugreifen bei den Raubachern. „Im ersten Schritt ging es uns weniger um Stückzahlen als vielmehr zunächst vorrangig um die Qualität. Denn da gab es ganz am Anfang schon ein paar Probleme wie ebenso wie mit der Verfügbarkeit. Solche Anfangsschwierigkeiten sind aber nicht weiter verwunderlich, wenn ein Hersteller wie im Fall von Giti erst kurze Zeit in einem solchen Marktsegment aktiv ist“, ergänzt Jansen.

„Dank der in dieser Phase gesammelten Erfahrungen sind die Anlaufschwierigkeiten mittlerweile aber überwunden“, sagt Deidenbach. Im Werk Hefei werden jedenfalls alle dort gefertigten Nutzfahrzeugreifen vor ihrem weiteren Weg mittels einer Röntgenanlage auf Produktionsfehler untersucht und darüber hinaus zu 100 Prozent hinsichtlich ihres Rundlaufes überprüft. Die Ausschussquote soll mittlerweile bei unter 0,3 Prozent liegen. „Für das laufende Jahr planen wir deshalb bereits rund 50.000 bis 60.000 Reifen absetzen zu können. Unser Ziel lautet, im Jahr 2010 irgendwo zwischen 150.000 und 200.000 Nutzfahrzeugreifen der Marke GT Radial in Deutschland über unsere Handelspartner zu verkaufen, was einem Marktanteil von rund acht bis zehn Prozent am deutschen Nutzfahrzeugreifenersatzgeschäft entspräche“, so Deidenbach. Dabei glaubt man insbesondere von der engen Zusammenarbeit mit den Chinesen profitieren zu können. Wenn neue Trends im Markt registriert werden, gibt man die Erkenntnisse direkt an den Hersteller weiter, der seinerseits wiederum mit angepassten Profilen oder Reifenausführungen darauf reagiert.

Aber Gundlach will nicht nur Reifen verkaufen, sondern die Handelspartner außerdem noch mit den eigenen Servicequalitäten überzeugen. „Wir sind für unsere Kunden da. Sie haben permanent die Möglichkeit Unterstützung bei uns anzufordern“, bringt Deidenbach die Philosophie des Großhändlers auf den Punkt. Wie im Verhältnis zu Giti Tire spiegelt sich darin eine Art familiärer Umgang miteinander wider, der natürlich gleichzeitig eine gewisse Abhängigkeit mit sich bringt. „Im Pkw-Segment tragen etwa die Hälfte aller Reifen, die wir heute vermarkten, das Label GT Radial auf der Seitenwand. Im Lkw-Bereich ist dieses Verhältnis zu anderen Marken mit über 90 Prozent sogar noch größer“, erklärt Gebhard Jansen auf Nachfrage dieser Fachzeitschrift. „Diese daraus resultierende Abhängigkeit gilt aber für Giti auf der anderen Seite gleichermaßen. Denn dort braucht man uns nicht nur als Absatzmittler, sondern auch als Lieferant von Input bzw. Feedback aus dem Markt. Die enge und emotionale Partnerschaft kommt bespielweise darin zum Ausdruck, dass wir während der Reifenmesse in Essen immerhin sieben Mitarbeiter aus den Top Ten des Giti-Managements bei uns am Stand begrüßen konnten“, ergänzt Jansen.

„Besser als das Wort Abhängigkeit beschreibt das Bild eines im selben Boot sitzenden Teams die Situation“, meint Deidenbach. Druck irgendeiner Art werde vonseiten Giti jedenfalls keiner ausgeübt. „Wir spüren nur den Druck, den wir uns selbst auferlegen“, sagt Jansen. Und da man insbesondere im Lkw-Geschäft wachsen will, ist hier unter anderem eine weitere personelle Aufstockung geplant. „Wir suchen mindestens noch zwei oder drei Außendienstmitarbeiter, denn im Vergleich zum Pkw-Reifengeschäft ist beim Verkauf von Nutzfahrzeugreifen ein höherer Beratungsaufwand nötig“, lässt Deidenbach durchblicken. Man wolle schon in diesem Jahr verstärkt „Flagge zeigen“, und er kündigt was die Präsentation von Reifen Gundlach bzw. der Marke GT Radial im Lkw-Reifengeschäft angeht für den Herbst einige „Highlights“ an, ohne jedoch bereits mehr zu diesem Thema zu verraten.

Unterstützt werden sollen die Expansionspläne der Raubacher im Lkw-Geschäft wie beim Absatz mit den Pkw-Reifen der Marke GT Radial durch das neue Distributionszentrum, das zum Ende des Sommers seinen Betrieb aufnehmen und Platz für rund 500.000 Pkw-, 50.000 4×4-/SUV- und 40.000 Lkw-Reifen bieten soll. „Alle anderen von uns bislang angemieteten Lagerflächen sind bereits zum Ende des Jahres gekündigt. Nur unser eigenes Lager am Standort Ransbach-Baumbach werden wir noch weiterführen. Möglicherweise werden wir hier später hier die Lagerung der Nutzfahrzeugreifen konzentrieren, aber diesbezüglich ist noch keine abschließende Entscheidung gefallen“, erzählt Jansen. Im Herbst stehen bei Gundlach aber noch zwei weitere wichtige Termine im Kalender. Einerseits soll gegen Ende Oktober der ISO-Zertifizierungsprozess des eigenen Qualitätsmanagementsystems abgeschlossen sein, zum anderen erscheint im gleichen Monat der neue Winterreifentest der ADAC motorwelt, wo diesmal laut Jansen ein Reifen der Marke GT Radial mitgetestet wurde.

„Wir wissen zwar bereits die Ergebnisse, die der Reifen bei den Tests erzielt hat. Aber wir wissen nicht, wie diese Werte im Vergleich zu den Wettbewerbsprodukten einzuordnen sind“, so der Gundlach-Geschäftsführer. Allerdings werde aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten weder eine Positionierung des Reifens ganz am oberen Ende der Skala noch ganz am Ende des Wettbewerbsfeldes erwartet. „Wir rechnen mit einer Positionierung im Mittelfeld und in der Folge mit einer weiter steigenden Bekanntheit der Marke GT Radial“, hofft Jansen, der ohnehin von Planungen berichtet, dass man sich zukünftig stärker um die Brand Awareness der Marke bei den Endverbrauchern kümmern will. „Unseren Handelspartnern brauchen wir mittlerweile die Leistungsfähigkeit dieser Reifen nicht mehr vor Augen zu halten, sie haben diesbezüglich genügend eigene Eindrücke und Erfahrungen sammeln können. Unsere Idealvorstellung ist jedoch, dass irgendwann die Verbraucher in den Reifenhandel kommen und halt nicht beispielsweise nach einem Michelin-Reifen fragen, sondern direkt nach einem GT Radial verlangen“, wünscht sich Jansen.

Außerdem erhofft man sich in Zukunft Zusatzgeschäfte dadurch, dass mit GT Radial zufriedene Kunden aus dem Nutzfahrzeugsegment dann unter Umständen die gleiche Marke auf ihren Pkw montieren wollen und umgekehrt. Weiterer Baustein auf diesem Weg ist ein möglichst umfassendes Produktangebot und eine hohe Verfügbarkeit der Reifen sowohl im Pkw- als auch im Nutzfahrzeuggeschäft. Dabei spielt das neue Lager eine gewichtige Rolle, das – so Jansen – auf den Umschlag „von bis zu fünf Millionen Reifen jährlich“ ausgelegt ist. Wichtig auch die Flexibilität der Chinesen, die bewiesen haben, binnen weniger Jahre eine Vielzahl von Profilvarianten entwickeln zu können. „Schon in diesem Jahr können wir von den Dimensionen und Profilen her 90 Prozent des Nutzfahrzeugreifenmarktes abdecken. Und was die Bevorratung in unserem Lager angeht werden wir keine Lücken lassen und in gewohnt schnell liefern können – ob vier Reifen oder Einzelstücke“, führt Deidenbach aus.

Nachschub aus China in Form neuer Lkw-Profile und -Reifengrößen ist ebenfalls alsbald zu erwarten. Beim Besuch der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der vergleichsweise jungen Giti Tire (China) Investment Company Ltd. im Rahmen der für die Gundlach-Kundschaft veranstalteten „VIP-Tour 2006“ wurden die Entwickler jedenfalls nicht müde, eine große Zahl von Neuentwicklungen für das kommende Jahr anzukündigen. Darunter durchaus technologisch anspruchsvolle Produkte wie Supersingle-Reifen im Nutzfahrzeugsegment oder auf verstärkten Seitenwänden beruhende Pkw-Runflats. Interessant dabei ist, dass sich die noch recht junge Geschichte des Unternehmens auch in der Altersstruktur der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Chinesen widerspiegelt. Denn die alles in allem 160 Mitarbeiter umfassende Abteilung setzt sich vorwiegend aus jungen Menschen zusammen. Fast drei Viertel der Belegschaft in diesem Bereich sind 30 Jahre oder jünger und gehören dem Unternehmen erst fünf Jahre oder weniger an.

Als weiterer Beleg der engen Zusammenarbeit des Reifenherstellers mit seinen Kunden wie Reifen Gundlach einer ist oder auch mit der erst Anfang des Jahres in den Niederlanden gegründeten Europaniederlassung Giti Tire Europe B.V. kann gewertet werden, dass man sich auf Vorschlag der Europäer relativ schnell dazu entschlossen hat, im Nutzfahrzeugreifensegment die bisherigen Reifenbezeichnungen durch eine Buchstabenfolge zu ergänzen, die auf den ersten Blick ersichtlich werden lässt, für welchen Einsatzbereich ein bestimmtes Profil entwickelt wurde. „Bei dem ‚GT669’ kommt beispielsweise der Zusatz ‚GDL’ hinzu, der für Giti, Drive und Long Haul steht. Dementsprechend wird der ‚GT886’ zusätzlich die Kennung ‚GSM’ – Giti, Steer, Mixed Service – tragen. Wir wollen die neuen Bezeichnungen so schnell wie möglich einführen“, erklärt Richard Lyons, Vertriebsmanager bei Giti Tire Europe. „Das erhöht die Übersichtlichkeit über das Produktprogramm und zeigt gleichzeitig einmal mehr, wie flexibel man hier gemäß der auch von uns praktizierten Lebensphilosophie ‚geben und nehmen’ auf unser Feedback eingeht“, meint Heinz Deidenbach.

„Durch die neue Europazentrale lässt sich vieles zudem noch viel schneller abwickeln als bisher. Der Kommunikationsweg ist kürzer geworden und wir haben gewissermaßen kostenlos ein paar neue Mitarbeiter dazubekommen“, beschreibt Jansen die Beziehungen zu Giti Tire Europe B.V. Wo aber steht dabei der indonesische Hersteller Gajah Tunggal, von dem Gundlach ja nach wie vor ebenfalls GT-Radial-Reifen bezieht? „Das Verhältnis von 40 zu 60 Prozent zwischen Indonesien und China bezüglich der Herkunft der von uns vermarkteten GT-Radial-Reifen ist nur eine Momentaufnahme. Dass der Anteil der aus China bezogenen Reifen der Marke nicht höher ist, liegt hauptsächlich daran, dass wir aus Indonesien derzeit noch mehr Winterreifen bekommen. Allerdings ist meiner Einschätzung nach die Kapazitätsgrenze dort mehr oder weniger erreicht. Und mit Blick darauf, wie sich Giti Tire in den vergangenen Jahren entwickelt hat und weiter entwickeln will, denke ich, dass China durchaus die besseren Zukunftschancen hat“, gibt sich der Gundlach-Geschäftsführer überzeugt. Mangelnden Willen und fehlende Zielstrebigkeit bei der Umsetzung ihrer Pläne für die nächsten Jahre lässt die Giti Tire (China) Investment Company Ltd. jedenfalls nicht erkennen.

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