Nfz-Geschäft bleibt Zugpferd der deutschen Automobilindustrie

Heute hat der Verband der Automobilindustrie VDA in Frankfurt seine Jahresprognosen für Produktion, Zulassungen und Export angehoben. Der Aufschwung der Branche bleibt auch im vierten Jahr stabil. Für VDA-Präsident Prof. Dr. Bernd Gottschalk ist der anhaltende Aufwind bei den Nutzfahrzeugen der erste und wichtigste Faktor für die gesamtwirtschaftliche Erholung in Deutschland: „Nachdem der Umsatz bereits in den letzten drei Jahren durchschnittlich um nahezu acht Prozent gestiegen ist, können wir für 2006 bei Herstellern und Zulieferern von Nutzfahrzeugen einen weiteren Umsatzzuwachs von sieben Prozent erwarten. Und auch für 2007 sind wir zuversichtlich, es sei denn, die Gesamtwirtschaft bekäme einen Mehrwertsteuer-Schnupfen, aber das hoffen wir natürlich alle nicht.“

Vor allem bei schweren Lkw boomt die Branche: für dieses Jahr erwartet der VDA einen neuen Produktionsrekord – die Auslandsorder haben um 26 Prozent zugelegt, die aus dem Inland sogar um 37 Prozent. Gottschalk: „Die Hersteller produzieren momentan, insbesondere im schweren Bereich, an ihrer Kapazitätsgrenze. Die Werke sind praktisch zu hundert Prozent ausgelastet. Dieser Aufschwung stärkt den Lkw auch im Verhältnis zu seinen Wettbewerbern. Und, was sehr erfreulich ist: Mit Euro 5 ist es zudem innerhalb nur weniger Jahre gelungen, das Nutzfahrzeug vom vermeintlich Unterlegenen zum Klassenbesten zu machen.“

Dass die neuen Abgasnormen schon früher als vorgeschrieben eingehalten werden, spricht für die Innovationskraft der deutschen Nutzfahrzeugbranche. Die neuesten Entwicklungen nicht nur im Umweltbereich, sondern auch in Sachen Sicherheit, Technik oder Gewicht werden im September auf der 61. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover präsentiert. Sie sollen dafür sorgen, dass der Aufschwung weitergeht und die Branche ihre Stellung als wichtige Stütze auch für die Beschäftigung in Deutschland beibehalten kann. 200.000 Menschen arbeiten heute direkt im Nutzfahrzeugbereich, das sind 5.000 mehr als noch vor drei Jahren. Rechnet man auch Betrieb und Wartung, Service und Handel mit ein, so hängen in Deutschland zweieinhalb Millionen Arbeitsplätze vom Nutzfahrzeug ab. Umso wichtiger ist es aus Sicht des VDA, dass der Aufschwung der Branche nicht durch Fehler der Politik ausgebremst wird.

Prof. Gottschalk: „Moderne Fahrzeuge brauchen auch eine moderne bedarfsgerechte Straßeninfrastruktur, und hier droht der Staat natürlich seine Hausaufgaben zu vernachlässigen. Angesichts der Tatsache, dass allein in Deutschland Jahr für Jahr gut zwei Milliarden Euro für den Ausbau und den Erhalt der Fernstraßen fehlen, ist es mehr als bedauerlich, dass die Einführung der Lkw-Maut in Deutschland nicht zu einer erforderlichen 1-zu-1-Mittelverstärkung auch für die Straße geführt hat.“

Die Hälfte der Mauteinnahmen sei zur Querfinanzierung anderer Verkehrsträger verwendet worden, kritisiert der VDA. Auch die Wettbewerbsnachteile der deutschen Transportunternehmen durch die Maut seien nach wie vor ein Hindernis: Das angekündigte Entlastungspaket von 600 Millionen Euro sei immer noch nicht geschnürt.

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