Deutscher EM-Reifenmarkt entwickelt sich stabil

Die Größe des deutschen EM-Reifenmarktes bewegt sich seit etwa zehn Jahren konstant zwischen 35.000 und 40.000. In 2004 hat der deutsche Reifenhandel laut BRV-Statistik (Zahlen für 2005 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor) 34.550 EM-Reifen an Verbraucher abgesetzt. Zehn Jahre zuvor waren dies noch 40.700 Einheiten, schreibt der Bundesverband Reifenhandel in seinen jährlich veröffentlichten Marktdaten, so dass hier ein Rückgang um immerhin 15,1 Prozent hingenommen werden musste. Als Marktführer weltweit und in Deutschland gilt Michelin mit einem Anteil von jeweils rund 40 Prozent.

Im selben Zeitraum hat sich auch der Anteil an runderneuerten EM-Reifen, die auf dem deutschen Reifenersatzmarkt verkauft wurden, relativ und absolut gesehen verringert. Wenn 1995 noch 17.700 runderneuerte EM-Reifen in Deutschland verkauft wurden (Marktanteil: 43,5 %), so waren dies in 2004 nur noch 10.350 (Marktanteil: 30 %; Neureifen: 24.200). Dies entspricht einem Rückgang von sogar 41,5 Prozent. Da aber gerade auf dem EM-Reifenmarkt kleine Nachfrageänderungen – wie etwa derzeit aus Fernost kommend – bereits deutliche prozentuale Verschiebungen bedeuten können, muss man mit einer Bewertung der Zahlen vorsichtig sein. Während der vergangenen zehn Jahre hat es regelmäßig Absatzveränderungen im zweistelligen Prozentbereich gegeben – nach oben wie nach unten, und das bei neuen wie runderneuerten EM-Reifen. Der allgemeine Trend scheint aber dennoch erkennbar: Neureifen gewinnen Marktanteile zulasten der Runderneuerten bei relativer Stabilität des deutschen Gesamtmarktes.

Laut der Europool-Statistik, die von der European Association of the Rubber Industry monatlich veröffentlicht wird, wurden in 2004 in Deutschland 17.571 neue EM-Reifen auf dem Ersatzmarkt verkauft.

Die Differenz zu den 24.200 neuen EM-Reifen ergibt sich einerseits daraus, dass die Europool-Daten Sell-in-Daten sind, das heißt Hersteller an Händler, während die BRV-Daten den Absatz Händler an Verbraucher widerspiegeln (Sell-out-Daten). Ein weiterer wesentlicherer Unterschied zwischen der Europool- und der BRV-Statistik, obwohl beide auf den ersten Blick eigentlich denselben Markt beschreiben, sind die gemeldeten Zahlen. Während der BRV als Verband von deutschen Reifenhändlern seinen Input direkt von seinen Mitgliedern erhält, fließen in die Europool-Statistik lediglich Zahlen derjenigen Hersteller ein, die in Westeuropa mit einer Reifenproduktion (welcher Art auch immer) ansässig sind. Etwaige Absätze koreanischer, taiwanesischer, chinesischer oder russischer Hersteller ohne Produktionsstätte in Westeuropa werden hier folglich nicht gemeldet und finden sich daher auch nicht in der Europool-Statistik wieder. Importreifen können, so Branchenexperten, rund zehn bis 15 Prozent der Differenz erklären.

Ein letzter, wesentlicher Unterschied zwischen den Zahlen des BRV und der Europool-Statistik erklärt sich durch die abweichende Definition dessen, was ein EM-Reifen ist. Insbesondere kleinere Industriereifen werden beim BRV als EM-Reifen geführt, bei der Europool-Statistik nicht. Die verschiedene Nomenklatur dürfte den Löwenanteil dessen erklären, das den Unterschied zwischen beiden Zahlenwerken ausmacht. Weitere Unterschiede ergeben sich aus den jeweiligen statistischen Abgrenzungen zwischen EM-Reifen auf der einen Seite und etwa Implement-/Landwirtschaftsreifen oder auch großen Nutzfahrzeugreifen auf der anderen Seite. Diese Abgrenzungen sind nicht immer ganz eindeutig vorzunehmen.

Demnach weist die Europool-Statistik 27,4 Prozent weniger EM-Reifen auf als die BRV-Statistik (Basis=100%), da eben die meisten Importreifen in die Europool-Statistik keinen Eingang finden und darüber hinaus die Definition von EM-Reifen in beiden Statistiken voneinander abweicht. Die Größenordnung der Differenz hält Paul Rösler jun., Geschäftsführer der Rösler-Gruppe aus Dortmund, dem größten Runderneuerungsspezialisten für EM-Reifen in Europa, für absolut realistisch. Während in 2004 also laut Europool-Statistik 17,571 EM-Reifen der verschiedenen, meldenden Hersteller in Deutschland verkauft wurden, der BRV gleichzeitig von 24.200 Einheiten spricht, so dürften beim BRV rund 6.600 importierte EM-Reifen sowie kleinere Industriereifen enthalten sein. Für 2005 meldet Europool einen Absatz von 19.517 neuen EM-Reifen in Deutschland, was einer Zunahme von 11,1 Prozent entspricht. Allerdings: Im Jahr 2003 hatte Europool die Zahl 21.905 errechnet, so dass sich von 2003 auf 2004 ein Rückgang von 19,8 Prozent ergibt. Einen Rückgang bestätigen auch die Zahlen des BRV, allerdings in anderen Maßstäben (-1 %).

Insgesamt seien aber die Zahlen die der Bundesverband Reifenhandel vorlegt, viel aussagekräftiger als die der European Association of the Rubber Industry, da sie eben im Idealfall jeden in Deutschland gehandelten Reifen wiedergeben.

Der weltweite Ersatzmarkt für EM-Reifen wird traditionell durch die drei großen Hersteller Michelin, Bridgestone und Goodyear dominiert. Branchenexperten sind der Ansicht, dass Michelin rund 35 Prozent Marktanteil hält, während Bridgestone 30 Prozent und Goodyear 20 Prozent des Weltmarktes halten. Die verbleibenden rund 15 Prozent verteilen sich auf alle übrigen EM-Reifenhersteller. Auf dem deutschen Ersatzmarkt, so rechnen Branchenexperten weiter, gelte Michelin mit einem Anteil von rund 40 Prozent als Platzhirsch, während Bridgestone noch rund 30 Prozent und Goodyear rund 20 Prozent der Nachfrage bedienen.

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