Report über Kfz-Markt Ukraine

Das Zentrum der Automobilindustrie verschiebt sich nach Osten, das ist das Fazit der Entwicklung der letzten Jahre. Die Länder in Zentral- und Osteuropa werden, bei weitgehend gesättigten westlichen Kfz-Märkten, zu einem wichtigen Wachstumsmotor der Automobilkonjunktur. Mit einem Absatzmarkt von 47 Mio. Einwohnern und einem realen Wachstum des BIP in 2004 von 12,1 Prozent bietet die Ukraine zukünftig ein enormes automobiles Wachstumspotential in Europa. Ein jetzt erschienener Report „Kfz-Markt Ukraine“ wird herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft „UkrAutomotive“, die sich aus den Firmen UkrConsult (Köln), Baader Consulting (Wuppertal) und Wolk & Partner Car Consult (Bergisch Gladbach) unter der Gesamtleitung von Dr. Dombrowski, Wirtschaftsberater der Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland, zusammensetzt.

Die Entwicklung der Automobilindustrie in der Ukraine spiegelt diese Wachstumsdynamik in ihren Kfz-Produktions- und Zulassungszahlen wider. Im Lkw-Geschäft drängen inzwischen gleich mehrere chinesische Hersteller auf den Markt, nicht zuletzt aufgrund der geostrategischen Lage zu Nachbarmärkten mit interessanten zusätzlichen Potenzialen. Im Busbau ist das Modellangebot, teils mit Hilfe renommierter westlicher Zulieferer bei Stadt-, Überland- und Reisebussen überraschend schnell in den neuen Modellen umfassend modernisiert worden. Nach wie vor bestimmen zwar große Bestände überalterter Busse das Straßenbild. Allerdings nimmt der Anteil von Neufahrzeugen bei den Erstregistrierungen deutlich zu. Minibusse bilden immer noch das Massengeschäft in der Ukraine und stellen den Löwenanteil des Bus-Bestandes.

Bei Pkw tritt neben das traditionell starke Angebot russischer Hersteller, die auch große Montagekapazitäten in der Ukraine unterhalten, vermehrt die Montage westlicher und asiatischer Pkw-Modelle. ZAZ, mit gut 118.000 Einheiten in 2004 der mit Abstand größte Produzent in der Ukraine, montierte neben den eigenproduzierten Modellen Tavria und Slavuta sowie der russischen Marke WAZ (Lada) verstärkt auch westliche Modelle der GM-Marken Daewoo, Chevrolet und Opel. Erste, noch kleine Montageserien hat ZAZ auch für die Mercedes E-Klasse und das M-Modell ausgeführt. Eurocar, an der ukrainisch-slowakischen Grenze, begann im Dezember 2001 mit der Montage der Skoda-Modelle Octavia und Fabia. Inzwischen werden dort auch VW Passat, Bora und der Golf V montiert und neuerdings ebenfalls der A4 und A6 von Audi.

Auch die Zulieferindustrie hat das Potenzial der Ukraine erkannt. Das Land hat starke Rohstoffbasen in der Stahl- und Aluminiumindustrie sowie gut ausgebildete Fachkräfte und Ingenieure aus dem Maschinenbau, der Elektro- und Elektronikindustrie und dem Flugzeug- und Raketenbau. Zulieferer wie Leoni und Webasto nutzen die Ukraine bereits als Produktionsstandort. Andere unterhalten Vertriebsbüros und Distributionszentren.

Attraktiv ist nicht zuletzt, trotz dynamischen Wachstums, das niedrige Lohnniveau in der Ukraine. Nach einem CEE-Report der Bank Austria Creditanstalt 1-2005 betragen die ukrainischen Lohnkosten zu laufendem Wechselkurs derzeit ein Viertel der slowakischen und weniger als die Hälfte der rumänischen Lohnkosten. Damit, so der Bericht, verfügt die EU über ein „Billiglohnland vor der Haustüre“.

Mit einem Kfz-Bestand von rund 6,6 Mio. Fahrzeugen in 2004 steht die Ukraine mit der Anzahl registrierter Fahrzeuge nach Russland und Polen auf Platz 3 der mittel- und osteuropäischen Länder. 81 Prozent des Pkw-Bestandes entfallen auf ukrainische und russische Marken. Lediglich 9 Prozent des Pkw-Bestandes sind jünger als sieben Jahre. Allein der Pkw-Bestand wird sich in den nächsten fünf Jahren um voraussichtlich ca. eine Million Pkw erhöhen.

Damit wartet die Ukraine langfristig auch im Pkw-Aftermarket mit enormen Wachstumspotenzialen auf. Ebenso gehen damit Strukturveränderungen einher, da immer mehr Komponenten für westliche und asiatische Pkw benötigt werden. Das Aftermarket-Volumen zu Endverbraucherpreisen ohne Steuern belief sich in 2004 auf ca. 1,2 Mrd. Euro. Je nach Szenario wird bis 2010 ein Wachstumsschub auf 1,8 bis 2,0 Mrd. Euro prognostiziert.

Die Studie „Kfz-Markt Ukraine“ enthält aktuelle Daten aus dem Pkw-, Lkw- und Busbau sowie dem Aftermarket der Ukraine, ergänzt um wirtschaftliche, rechtliche und beschäftigungspolitische Rahmenbedingungen sowie durch aktuelle Ranking-Adressen der ukrainischen Kfz- und Kfz-Teile/Zubehör-Hersteller und -Händler. Damit wird ein Einblick in die Struktur und Entwicklung des ukrainischen Automobilmarktes gegeben. Der Report enthält ferner Beiträge über den Standort Ukraine allgemein, die Verkehrsinfrastruktur und regionalisierte Strukturdaten der Automobile produzierenden Industrie.

Das Wirtschaftsministerium der Ukraine, die Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland, der VDA (Verband der Automobilindustrie) und der UKRAVTOPROM (Verband der Autohersteller der Ukraine) haben das Projekt mit Informationen und Daten unterstützt.

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