TÜV Süd bietet umfangreiche Reifentests

Endverbraucher wissen oftmals nicht, welcher Reifen für sie der richtige ist. Unabhängig davon, was Zeitschriften oder namhafte Organisationen im Rahmen ihrer regelmäßig stattfindenden Tests urteilen, bietet der TÜV Süd nun ein zusätzliches Entscheidungskriterium: das Gütesiegel für Reifen. TÜV-Prüfzeichen gelten bei vielen anderen Produkten als Qualitätsmerkmal. Wie sich das Prüfzeichen auch bei Reifen etabliert, wird die Zukunft zeigen. Der Fulda Carat Exelero jedenfalls hat nun als erster Pkw-Reifen die hohen Anforderungen der Münchener Tester erfüllt und ist mit dem Gütesiegel für Reifen ausgezeichnet worden.

„Wir sehen bei Verbrauchern immer wieder eine große Unsicherheit“, erklärt Walter Reithmaier im Gespräch mit der NEUEN REIFENZEITUNG: „Was soll ich denn kaufen“, ist die meistgestellte Frage, wenn sich Ersatzbedarf für abgefahrene Reifen ankündigt, so der Leiter Reifen und Räder bei TÜV Automotive in München. Das TÜV-Süd-Siegel soll dem grundsätzlich als orientierungslos geltenden Endverbraucher nun eine verlässliche Entscheidungshilfe geben. Gleichzeitig könne sich der Hinweis „TÜV-geprüft“ auch bei Reifen zu einem wichtigen, neutralen Marketingwerkzeug entwickeln, auf das Hersteller, Großhändler und Händler gerne zurückgreifen – das Reifenprüfzeichen als Verkaufsargument.

Das Prüfzeichen wurde vom TÜV Süd während des vergangenen Jahres entwickelt und umfasst nicht nur die umfassende Beurteilung eines Pkw-Reifens an sich („Leistungsfähigkeit des Produktes“). Darüber hinaus wird auch die Produktionsstätte einer detaillierten Untersuchung unterzogen („Qualität der Produktion“). Bei der Überprüfung des eigentlichen Reifens, so Walter Reithmaier, werden alle üblichen Testkriterien abgedeckt, die ein Höchstmaß an Leistungsfähigkeit sichern sollen. Es finden die üblichen Prüfungen auf dem Gebiet der Dynamik und der Fahrsicherheit statt wie etwa Bremsen, Handling etc. auf nasser und trockener Fahrbahn sowie Tests zum Fahrverhalten bei winterlichen Straßenverhältnissen – für Pkw-Reifen mit M+S-Kennung. Daneben finden Tests zur Betriebssicherheit des Reifens sowie zu den Umwelteigenschaften (Rollwiderstand, Abrollgeräusch) statt. Wie der TÜV Süd betont, könne der Antragsteller, also in der Regel der Hersteller, aber auch der Importeur oder Großhändler, freiwillig zusätzliche Prüfkriterien festlegen, die in die Gesamtbewertung des Produktes einfließen würden.

Ein Reifen, der noch in der Entwicklungsphase geprüft wird, werde erneut untersucht, sobald er am Markt verfügbar ist, betont Reithmaier. Die zu testenden Reifen bezieht TÜV Süd dann direkt ab Reifenhandel, nicht ab Hersteller. Darüber hinaus werde nach maximal vier Jahren eine Nachprüfung fällig, mit der die fortgesetzte Qualität des Reifens garantiert werden soll, auch wenn – wie oftmals üblich – das Ende des Produktlebenszyklus kurz bevor steht. Bis zum Ende der Nutzungsdauer des Prüfzeichens nach vier Jahren werden in regelmäßigen Abständen die Eigenschaften des Produktes stichprobenartig nachgeprüft.

Der Reifenhersteller bzw. der Auftraggeber habe – als zahlender Kunde – natürlich keinerlei Einfluss auf die Ergebnisse der durchgeführten Tests – für diese Unabhängigkeit als neutraler Dienstleister stehe TÜV Süd seit über 100 Jahren, unterstreicht Walter Reithmaier im Gespräch. Allerdings, sollte ein Produkt im Test durchfallen, fände dazu keine Veröffentlichung von TÜV-Seite statt, so der Leiter Reifen und Räder bei TÜV Automotive weiter, es handele sich schließlich um eine „freiwillige Zertifizierung“ eines Unternehmens und nicht um eine gesetzlich vorgeschriebene Prüfung.

Bis dato hat lediglich die Fulda Reifen GmbH & Co. KG ihren Carat Exelero beim TÜV Süd mit dem neuen Prüfzeichen auszeichnen lassen und im Rahmen der Tests im Vergleich zu Referenzprodukten überzeugt. Mit dem Prüfungsauftrag an die TÜV-Tester aus dem vergangenen Jahr hat Fulda die Verantwortlichen in München überzeugt, in diese Richtung weiter zu denken und aus einem einmaligen Test eine feste Institution zu machen. „Das Interesse ist groß“, betont Reithmaier, will aber nicht veröffentlichen, welche Produkte welches Herstellers bzw. Großhändlers als nächstes mit dem Prüfzeichen ausgezeichnet werden könnten.

TÜV Süd sieht nicht unbedingt die Premiumhersteller als die originäre Zielgruppe dieses neuen Angebots: „Die verkaufen ihre Produkte auch so ganz gut.“ Vielmehr sieht Reithmaier das Prüfzeichen für Reifen als „wichtiges Abgrenzungskriterium der Zweitmarken zu Premiummarken und insbesondere zu günstigen Importmarken“. Es gebe etliche Reifenhersteller, die „sehr gute Reifen“ produzieren. Das Problem: „Das ist dem Endverbraucher oft nicht bewusst.“

Die Kosten der Prüfung, die sich im fünfstelligen Bereich bewegen, trägt der Auftraggeber selbst. Dafür bekomme der Hersteller, der Importeur oder der Großhändler aber auch ein außergewöhnliches Marketingwerkzeug an die Hand. Das Prüfzeichen könne etwa auf der Seitenwand des Reifens angebracht werden (entweder im Gummi oder als Aufkleber) oder in Anzeigen, Veröffentlichungen und Pressemitteilungen genutzt werden.

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