Ex-Reifenhändler erhält Handwerkspreis 2005

„Sie zeigen in vorbildlicher Weise, dass das Handwerk Zukunft hat und wichtige Potentiale für die Zukunft Deutschlands aufweist“, schreiben Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums der Bertelsmann-Stiftung und Dieter Philipp, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, an den ehemaligen Reifenhändler Roland Arnold – heute Inhaber eines Betriebes, in dem Fahrzeuge behindertengerecht umgebaut werden – und gratulieren ihm und seinem Paravan-Team zum Gewinn des „Handwerkspreises 2005“, der unter dem Motto stand „Führung mit Perspektive: im Betrieb – am Markt – in der Gesellschaft“.

Ronald Arnold, in der Branche auch bekannt als „Reifen-Roli“, war bis vor rund einem Jahrzehnt ein waschechter Reifenhändler. Dann wechselte er das Metier: In seiner Werkstatt in Aichelau entstehen nicht nur neue und innovative Umrüstgeräte für Behinderten-Fahrzeuge, Arnold umgibt sich auch mit einer Handvoll Experten aus dem Kfz- und Umrüstbereich, das sprichwörtliche schwäbische Tüftlertum steckte auch seine medizinisch-physikalisch ausgebildeten Mitarbeiter, Ingenieure und Techniker, aber auch kreative Handwerker, Psychologen und Behinderten-Ratgeber an, und so entstand sein heute europaweit anerkanntes Paravan-Team. Paravan dürfte in Europa die Nummer eins beim Thema behindertengerechte Umrüstung von Fahrzeugen sein.

Der Arnold verliehene Preis war im letzten Jahr im Bereich aller 55 deutschen Handwerkskammern von der Bertelsmann-Stiftung und dem Zentralverband in Kooperation mit der Wirtschafts- und Management Zeitschrift „Impulse“ ausgeschrieben worden. Von möglichen 800.000 bundesdeutschen Handwerksbetrieben waren dabei über 175 Betriebe in die engere Wahl gekommen und bewertet worden nach den Kriterien „innovative Markterschließung, Führungsverhalten und Unternehmenskultur sowie gesellschaftliches Engagement“. In Untergruppierungen musste belegt werden, wie Produktinnovationen konsequent verfolgt und auf den Kundenkreis erfolgreich adaptiert wurden.

Oder: Wie die Wertekultur und ein dialogorientiertes Führungsverhalten gepflegt und Mitarbeitern Mitgestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Ferner: wie Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden und wie man sich dabei für eine Qualifizierung stark macht. Last, but not least: Was wird getan, um das gesellschaftliche Umfeld zu gestalten?

Die Auswertung erfolgte nach sehr strengen Richtlinien und Prinzipien einmal durch die Auswertung eines umfangreichen Fragebogens, dann durch einen Besuch der Juroren des „Institut für Mittelstandsforschung“ und dem „Center for Corporate Citizenship Eichstätt“.

Freut sich Willi Rudolf, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg im Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter, soeben selbst ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz: „Es traf genau den Richtigen. Ich gratuliere Roland Arnold und seinem Team! Die quirlige und stets innovative Firma von der Alb wird für ihr handwerkliches Geschick ausgezeichnet, das Tag für Tag unseren behinderten und älteren Menschen dient. Wenn ich nur an die wirklich notwendigen Prüfungen und Sicherheitseinrichtungen denke, die den Paravan-Techniken zugrunde liegen und meines Erachtens bei der modernen Technologie lebenswichtig sind. (…) Paravan hat durch Menschlichkeit und handwerkliches Geschick von Anfang an neue und bewundernswerte Zeichen gesetzt. Ich wünsche dem Unternehmen auf seinem weiteren Weg nach Europa alles Gute!“

Noch deutlicher Liz Mohn von der Bertelsmann-Stiftung. Sie hatte auch die Bewerbungsunterlagen von Paravan studiert, dann „rein zufällig“, wie sie sagt, im Sportfernsehen einen Film mit einem von Paravan umgerüsteten Mercedes-Sportwagen und einem glücklichen Fahrer, der wieder dank Paravan am Straßenverkehr teilnehmen konnte, gesehen und sich spontan entschlossen, „diese Firma unbedingt sehen und erleben zu wollen“ (Originalton Liz Mohn). Danach schrieb die Witwe der Großverlegers Reinhard Mohn an Roland Arnold: „Ich habe mich in dieser auch menschlich sehr angenehmen Atmosphäre überaus wohl gefühlt.“ Und dann der markante Satz: „Die Führung und die Mitarbeiter von Paravan (…) passen in besonderer Weise zu einem Ausdruck, den mein Mann in einem seiner Bücher bereits verwandt hat: Menschlichkeit gewinnt!“

Der Handwerkspreis wurde am 16. Februar in Berlin als Höhepunkt einer Fachtagung verliehen.

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