Geht ContiTech an die Börse?

Nachdem bereits vor drei Jahren intensiv nach einem Käufer für ContiTech gesucht wurde, erwägt der Mutterkonzern Continental offenbar erneut die Trennung vom Hersteller von Kautschuk- und Kunststofftechnologie. Zunächst solle aber die Phoenix-Übernahme die Position der Continental stärken, erklärte Vorstandschef Manfred Wennemer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Wennemer sagte der Agentur, er ziehe nach der abgeschlossenen Übernahme des Hamburger Konkurrenten Phoenix einen Börsengang von ContiTech in Betracht. Zunächst müsse aber die Integration von Phoenix gelingen. Dafür veranschlage der Vorstandschef zwei Jahre.
Continental hat den Phoenix-Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht und nach eigenen Angaben bereits mehr als 50 Prozent des Hamburger Autozulieferers und Gummispezialisten in der Hand. Mit dem Erwerb von Phoenix will Continental seine Tochter ContiTech zu einem der weltweit führenden Anbieter von Kautschuk- und Kunststofftechnologie ausbauen.

Mit den Börsenplänen für ContiTech nimmt Wennemer einen Plan wieder auf, der vor zwei Jahren mit seiner Ernennung zum Vorstandschef zunächst fallen gelassen wurde. Sein Vorgänger an der Continental-Spitze, Dr. Stephan Kessel, hatte vergeblich versucht, für ContiTech einen Käufer zu finden. Mit dem Erlös sollten die Schulden des Konzerns reduziert werden. Das hat Continental mittlerweile aus eigener Kraft geschafft.

Ein Börsengang hätte jetzt andere Gründe. ContiTech wäre bei einer Phoenix-Übernahme mit dann acht oder neun Geschäftsbereichen zu breit aufgestellt, sagte Wennemer. „Wir haben schon vor dem Angebot an die Phoenix-Aktionäre gesagt, dass wir uns gut vorstellen können, uns von drei bis fünf Bereichen zu trennen.“
Der mögliche Verkauf von ContiTech habe keine kartellrechtlichen Gründe, verlautet aus Unternehmenskreisen. Die EU-Kommission hatte vor wenigen Tagen die kartellrechtliche Prüfung der Phoenix-Übernahme um zwei Wochen bis zum 29. Juni verlängert. Beobachter sehen dies eher als Anzeichen dafür, dass die Prüfung bereits in der ersten Instanz abgeschlossen und die Übernahme genehmigt wird.

Danach stehe die zügige Integration von Phoenix an, sagte Wennemer. „Die gemeinsame Ausrichtung dürfte bis zu zwei Jahre dauern“, fügte er hinzu. Continental will Phoenix für knapp 230 Millionen Euro übernehmen. Wennemer äußerte sich zuversichtlich, die angestrebten mehr als 75 Prozent der Aktien zu erhalten. Das Angebot über 15 Euro je Aktie endet am 28. Juni.

Mit Blick auf das defizitäre Pkw-Reifengeschäft in den USA sagte Wennemer, die Restrukturierung verlaufe planmäßig. Dabei ließ er erneut offen, ob die für die Sanierung veranschlagten bis zu 200 Millionen Euro voll benötigt würden.

Davon hängt ab, ob Continental dieses Jahr erneut ein Rekordergebnis einfahren kann. Sollte in den USA hoher Restrukturierungsaufwand anfallen, werde es schwer, das operative Rekordergebnis des Vorjahres von 855 Millionen Euro zu übertreffen, hatte Wennemer im März bei der Bilanzpressekonferenz gesagt.

Nach einem erfolgreichen ersten Quartal sieht sich Continental auf Kurs, auch im Gesamtjahr das Ergebnis weiter zu steigern. „Der Anstieg von Umsatz und Ergebnis des zweiten Quartals gegenüber dem Vorjahr wird ähnlich sein wie die Entwicklung im ersten Quartal“, sagte Wennemer. Dies lasse die Entwicklung im April und Mai erwarten. Im Auftaktquartal hatte Continental das operative Konzernergebnis um mehr als ein Drittel auf knapp 247 Millionen Euro und den Umsatz um sechs Prozent auf 2,986 Milliarden Euro gesteigert.

In China habe Continental den Kreis der möglichen Partner für ein Gemeinschaftsunternehmen zur Reifenproduktion inzwischen auf zwei eingegrenzt. „Wir reden im Moment mit zweien sehr, sehr intensiv. Wir sind optimistisch, dass wir in vier bis sechs Wochen eine Absichtserklärung haben werden“, sagte er, ohne jedoch die zwei Gesprächspartner namentlich zu nennen. Mit dem Reifenwerk will Wennemer die in dem Land produzierenden Autobauer beliefern. Doch auch ein Export von dort in die USA oder nach Europa sei möglich.

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