ZDK sieht „automobile Trendwende“ – Servicegeschäft legt zu

„Nach vier wirtschaftlich schwierigen Jahren fährt das Kraftfahrzeuggewerbe langsam in die automobile Trendwende“, lautet eine aktuelle Aussage des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes e.V. (ZDK). In einer allerdings noch immer angespannten konjunkturellen Lage sehe die mittelständische Branche mit ihren 42.500 Meisterbetrieben konkrete Anzeichen stabiler Konsolidierungstendenzen, wie es in dem Statement weiter heißt. „Die Qualität des Autojahres 2004 hat sich noch nicht im Januar oder Februar entschieden, sie entscheidet sich im März und April“, sagte ZDK-Präsident Rolf Leuchtenberger bei der Vorlage der Ergebnisse des Autojahres 2003.

In einer „Gesamtbilanz mit Licht und Schatten für den Handel und Service neuer und gebrauchter Fahrzeuge“ überrasche das leichte Plus im Umsatz von 0,7 Prozent auf 125,2 Milliarden Euro ebenso wie der statistische Anstieg der durchschnittlichen Preise für neue und gebrauchte Pkw. Für 2004 erwartet Leuchtenberger ein Wachstum der Pkw-Neuzulassungen auf 3,35 Millionen (plus drei Prozent) und ein Wachstum im Gebrauchtwagenmarkt um 150.000 Einheiten auf knapp sieben Millionen Besitzumschreibungen.

Zur Internationalen Handwerksmesse in München (4.-10.3.) zog das Deutsche Kraftfahrzeuggewerbe Bilanz und zeigte Perspektiven auf. Deutliche Bremsspuren markierten demnach im Autojahr 2003 vor allem den Verlauf des Handelsgeschäfts, während der Service auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Fahrzeugalters sowohl Marktanteil als auch Umsatz ausbaute. Die Markenwerkstätten büßten allerdings erhebliche Marktanteile ein. Ein Grund dafür sieht der ZDK im zahlenmäßigen Rückgang der Betriebe. Das Umsatzwachstum im Servicegeschäft von real rund 2,5 Prozent auf 23,8 Milliarden Euro widerlege Umfragen über angeblich nachlassende Serviceloyalität. Leuchtenberger: „Der Autofahrer hat die Risiken, vor allem aber den Wertverlust seines Wagens durch fehlende Inspektionen erkannt.“

Die Servicequote bei Verschleißreparaturen wuchs Angaben des Kfz-Verbandes zufolge um nahezu zehn Prozent und die durchschnittlichen Aufwendungen für Wartung und Verschleißreparaturen stiegen auf 240 (Vorjahr: 230) Euro und 194 (Vorjahr 162) Euro. Der durchschnittliche Stundenverrechnungssatz erhöhte sich um 1,4 Prozent auf knapp 60 Euro. Die Schere der Werkstattpreise in Deutschland gehe aber immer weiter auseinander. Eine wesentliche Ursache seien die nicht marktgerechten und Kosten auslösenden Standards der Automobilindustrie in neuen Verträgen.

In der Ertragsbilanz sei der Service einmal mehr die stabile Konstante mit einem durchschnittlichen Anteil im Deckungsbeitrag von über 60 Prozent bei einem Umsatzanteil von unter 20 Prozent gewesen. Das Neuwagengeschäft im Handel habe einen Umsatzanteil von knapp 50 Prozent und einen Anteil im Deckungsbeitrag „um 20 Prozent“. Die Rendite im Geschäft mit neuen Pkw kam auf dem „völlig unzureichenden Niveau von 0,4 Prozent vor Steuern wiederum unter Druck“. Die Gesamtrendite vor Steuern habe damit trotz der erfreulichen Servicebilanz erneut unter einem Prozent gelegen.

Das Kraftfahrzeuggewerbe sei im Autojahr 2003 nicht nur deshalb „vielfach auf der Standspur“ und „einer schlechten Wegstrecke“ unterwegs gewesen. In der Addition neuer und gebrauchter Pkw-Verkäufe registriere man für das vergangene Jahr zehn Millionen Verkäufe nach knapp 10,1 im Jahr 2002, 10,6 (2001) und 10,8 (2000). Dabei verlor der Handel trotz eines Marktanteilgewinns im Gebrauchtwagengeschäft von zwei Prozentpunkten rund 200.000 Einheiten. Neben der allgemeinen automobilen Marktschwäche sei der deutlich auf 19,2 Prozent (Vorjahr 16,3 Prozent) gestiegene Anteil der Direktverkäufe der Hersteller im Neuwagengeschäft Ursache dieses Rückgangs.

Im Rückblick auf das vergangene Jahr gab es jedoch in manchen Segmenten Zuwächse: Diesel-Pkw legten mit einem Anteil an den Neuzulassungen von 39,9 Prozent (Vorjahr: 38,0 Prozent – 1993: 14,9 Prozent) zu, und auch die neuen Bundesländer können bezüglich neu in den Verkehr gebrachter Pkw von einem leichten Plus von 0,6 Prozent berichten, während die Importeure ihren Marktanteil recht deutlich um 3,8 Prozent auf 35,5 Prozent ausbauen konnten. „In der konjunkturellen Tristesse des Autojahres 2003 gibt es auch andere Farbtöne als graue“, so Leuchtenberger angesichts dessen. Zwei- und dreistellige Zuwächse, vor allem bei Modellen aus dem Kreis der Importeure, sollte man seiner Meinung nach nicht unterschätzen. Offensichtlich habe der eine oder andere Hersteller in der Strategie höherer Markt- und Markenpositionierung die Wünsche der Kunden verfehlt.

Trotz des um zwei Prozent höheren Durchschnittspreises für Neuwagen sank der Neuwagenumsatz nach ZDK-Angaben um 2,1 Prozent auf 58,5 Milliarden Euro. Eine gegensätzliche Entwicklung gab es demnach bei neuen Lkw: Die Neuzulassungen nahmen um 2,6 Prozent ab, der Umsatz stieg jedoch um knapp zwei Prozent auf rund sechs Milliarden Euro. Das Gebrauchtwagengeschäft mit Nutzfahrzeugen sei demgegenüber nach Umsatz und Einheiten rückläufig gewesen. Etwa 3,6 Milliarden Euro wurden umgesetzt. Der Gebrauchtwagenumsatz mit Pkw im Markenhandel sei jedoch um nahezu zehn Prozent auf 27,5 Milliarden gestiegen, während es mit fast minus 18 Prozent einen zweistelligen Umsatzrückgang im reinen Gebrauchtwagenhandel gegeben habe.

In die negative Bilanz des Kraftfahrzeuggewerbes für das vergangene Jahr gehört für den ZDK auch die sinkende Zahl der Betriebe und Mitarbeiter. Rund 1.400 Unternehmen hätten im vergangenen Jahr aufgegeben, und der Anstieg der Insolvenzen auf etwa 1.100 Betriebe verdeutliche, dass nach vier wirtschaftlich schwierigen Jahren in der Automobilwirtschaft „das Eis immer dünner“ werde. Der Verband bleibe – trotz anders lautender Prognosen Anderer – bei seiner Auffassung, dass sich die Zahl der Unternehmer, die bereits heute bei rund 13.500 liege, zwar weiterhin verändern könne, die Anzahl der Betriebe werde sich aber kaum bewegen. Damit bestätige sich der Trend zur Filialisierung, der inhabergeführte mittelständische Betrieb bleibe in der Fläche aber eine tragende Säule des Autogeschäfts.

Als Konsequenz der wirtschaftlich instabilen Lage und teilweise schlechten Bilanzen und als Folge der Betriebsaufgaben sowie der Synergien durch Gruppenbildung im Handel registrierte das Kfz-Gewerbe allerdings auch Arbeitsplatzverluste von rund drei Prozent. Damit verringerte sich die Gesamtzahl der Beschäftigten von 500.200 auf deutlich unter 490.000. Dafür hat sich aber die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in den technischen Berufen im Bundesdurchschnitt um 0,9 Prozent auf 21.176 Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr erhöht. Dieser Anstieg war in den neuen Ländern spürbar schneller als in den alten Bundesländern. Beim Vergleich mit dem Vorjahr sei allerdings zu berücksichtigen, dass in den Erhebungen für den Kfz-Mechatroniker der Anteil der potenziellen Kfz-Elektriker enthalten sei, die nunmehr ebenfalls zum Kfz-Mechatroniker ausgebildet werden.

Die Gesamtzahl der Neueinstellungen sei unter diesem Aspekt konstant, sagte Leuchtenberger mit dem Hinweis darauf, dass die Qualität der Berufsausbildung stärker in den Fokus gehöre als politische Eingriffe. Insgesamt bilde das Kfz-Gewerbe gewerblich und kaufmännisch rund 100.000 junge Menschen aus. Dies sei eine Quote von rund 20 Prozent. Deshalb lehne das Kfz-Gewerbe als größter gewerblicher Ausbilder in Deutschland die von der Politik ins Spiel gebrachte Ausbildungsplatzabgabe – so Leuchtenberger wörtlich – „ohne Wenn und Aber“ ab. Parteipolitisch gefärbte Eingriffe in unternehmerische Freiheiten und in die Tarifhoheit dürfen seiner Meinung nach keinen Erfolg haben.

Außerdem gab der ZDK-Präsident noch einen Ausblick auf das Jahr 2004. Abgesehen von einem prognostizierten Plus in Höhe von rund drei Prozent im Neuwagen- und rund 2,5 Prozent im Gebrauchtwagengeschäft erwartet der Verband vor allem im Servicemarkt ein Wachstum, das bei etwa vier Prozent liegen soll. Mittelfristig sei jedoch eine Marktkonsolidierung und damit eine Stagnation des Servicegeschäfts auf rund 90 Millionen Reparatur- und Wartungsaufträge (2002: 83,6 Millionen) zu erwarten. Die verlängerte Lebensdauer der Autoteile und eine statistisch betrachtet sinkende Jahresfahrleistung spielten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. „Real bewertet stagnieren dabei auch die Servicepreise auf einem relativ niedrigen Niveau, weil Fast-Fitter mit einem begrenzten Leistungsangebot einen signifikanten Einfluss ausüben“, so der Verband.

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