Ist Schwarz ein Signal?

Das 80 Jahre alte Reifenhandelsunternehmen mit seinen 500 Menschen in 50 Niederlassungen steckt in lebensbedrohlicher Krise. Es bleibt abzuwarten, wie es aus dem Insolvenzverfahren herausfinden kann. Aus eigener Kraft dürfte es nicht mehr gelingen.

Den Fall Schwarz resp. den Fall von Schwarz nehmen doch mehr Reifenhändler als einem Beobachter lieb sein kann zum Anlass, über die Aufrechterhaltung ihrer unternehmerischen Tätigkeit nachzudenken. Dass die ganz Großen dieser Branche nur schwer lebensfähig sind, ist durch den Fall von Gummi-Mayer und später Viborg trefflich bewiesen. Da mag Stinnes Reifendienst eine Perle gewesen sein, wie viele in der Rückschau sich zu erinnern meinen, doch was wäre diese Gesellschaft ohne die Veba gewesen?

Wie in vielen anderen Branchen auch sind kleine Handelsgesellschaften, manchmal herablassend als „Mom & Dad-Shops“ bezeichnet, zäh. Und erfolgreich. Sie bieten ganzen Familien einen recht ordentlichen Lebensunterhalt, die Eigner machen ihren Job gerne und träumen nicht davon, jedes Jahr aufs Neue Millionär zu werden. Das war in der Vergangenheit so, ist heute so und bleibt auch künftig so.

Die Rettung des mittelständischen Reifenfachhandels sollte durch Kooperationen bewerkstelligt werden. Heute stellt es sich jedoch bereits schon so dar, dass zwar nahezu jeder Reifenfachhändler in irgendeiner Form organisiert ist, doch damit wahrscheinlich nur einen Wettbewerbsnachteil ausgemerzt hat, ohne sich einen auch nur kleinen Wettbewerbsvorteil vor Ort erarbeiten zu können. Letztlich ist wieder alles, wenn auch auf anderer Ebene, nivelliert.

Lassen Kraft und Einfluss der Kooperationen nach, zumindest zu wünschen übrig? Momentan scheint es jedenfalls so zu sein. Vielleicht ist das auch nur eine temporäre Erscheinung, denn die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass unter jedem Kooperationsdach ein paar pflegebedürftige Fälle zu behandeln sind.

Berechtigten diese sich häufenden Einzelfälle, von einem durchgreifenden Strukturwandel zu reden?

Mit großem Interesse wird zu beobachten sein, wie sich „der Mittelstand“ verhält. Damit sind die Betriebe mit mehr als fünf bis hin zu 30 bis 40 Outlets gemeint, deren Gründung vielfach auf die Nachkriegszeit zurückgeht. Über Jahrzehnte hinweg sind viele dieser Betriebe, auch als regionale „Platzhirsche“ beschrieben, sehr erfolgreich gewesen. Sie haben verstanden, ein beträchtliches Vermögen in den privaten Bereich zu bekommen. In den – privaten – Immobiliengesellschaften fallen die Gewinne an, während den eigentlichen Reifenhandelsgesellschaften nicht zuletzt wegen hoher Miet- und Pachtzahlungen nur noch eine schmale Rendite verbleibt.

Wie es scheint, machen sich immer mehr dieser Mittelständler Gedanken darüber, warum sie eigentlich ein Handelsgeschäft betreiben, warum sie Risiken eingehen, wenn die Belohnung dürftig ist. Ist es da nicht besser, sich gleich nach einem starken Industriepartner umzusehen, diesem die Handelsaktivitäten zu überlassen und sich ganz auf den nun noch sicherer gewordenen Immobilienbereich zurückzuziehen? Warum soll ein heute noch erfolgreicher Unternehmer im Geschäft bleiben wollen, wenn er die Zukunft nicht optimistisch einschätzt?

Und es bildet sich wenig Vertrauen, wenn man sich in diesen Tagen nicht allein mit Ketten, Discountern, Fachmärkten und Autohäusern im Wettbewerb konfrontiert sieht, sondern feststellen muss, dass auch Kaufhäuser, Baumärkte etc. den Reifen neu entdeckt haben.

Sieht so der zu erwartende Strukturwandel aus? Einiges spricht jedenfalls dafür, dass sich der Wandel beschleunigen wird mit der Folge, dass letztlich größere Filialbetriebe in den Händen – mindestens aber unter Kontrolle – der Reifenindustrie gelandet sein werden. Und auch wenn es so käme, müsste es für den kleinen Reifenfachbetrieb in der Stadt, einen mit ein oder zwei Niederlassungen, überhaupt nicht nachteilig sein.

Schwarz dürfte aber als unübersehbares Signal Gültigkeit haben. Fortan trennt sich die Spreu vom Weizen.

klaus.haddenbrock@reifenpresse.de

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