Automobilindustrie rechnet mit Erholung erst in 2005

Die internationale Automobilbranche ist deutlich weniger zuversichtlich als noch vor einem Jahr, bald wieder Rekordprofite erwirtschaften zu können. Das hat eine jetzt vorgestellte Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter 100 Top-Managern von Automobilherstellern und -zulieferern im November 2002 ergeben. Nur noch vier Prozent der Befragten tippen bei der Frage nach dem renditeträchtigsten Jahr im Zeitraum 2000-2005 auf das Jahr 2003. Ein Jahr zuvor waren es noch 36 Prozent. Dagegen setzt inzwischen fast jeder Dritte (30 Prozent) seine Renditehoffnungen auf das Jahr 2005, das bei der vergleichbaren Vorjahresumfrage nur von sieben Prozent genannt worden war. Das bedeutet, dass sich die Hoffnungen der Branche auf eine deutliche Erholung um zwei Jahre verzögern. Hans-Dieter Krauss, Segment-Leiter Automotive bei KPMG in Deutschland: “Nach Meinung der befragten Top-Manager ist eine kurzfristige Rückkehr zu hoher Rentabilität offenbar nicht in Sicht. Ursachen sind die schwache Wirtschaftslage sowie die Kundenerwartungen nach Preisnachlässen und günstigen Finanzierungsangeboten. Fahrzeughersteller sehen sich zudem mit neuen Regulierungs- und Marktforderungen konfrontiert. So zeichnet sich ein Trend ab weg von der Massenproduktion. Der Markt verlangt in immer kürzeren Abständen nach Modellen, die neueste Technologie mit aufregendem Design verbinden. Dies dürfte künftig zu Lasten der Modelllebenszyklen gehen. Wenn sich die Hersteller darauf jetzt einstellen, ist die Rückkehr zu höheren Renditen möglich, und Null Prozent-Finanzierungsangebote könnten bald der Vergangenheit angehören.” Kundenloyalität nimmt ab – Marktanteil asiatischer Modelle wird steigen Die Konsumententreue zu Marken und Händlern wird den Experten zufolge weiter dramatisch abnehmen. So erwartet nur noch jeder fünfte Top-Manager (19 Prozent), dass die Kunden “ihrer” Marke die Treue halten. 2001 war es noch jeder Dritte (33 Prozent). Mit Loyalität zu den Händlern rechnen sogar nur noch zwölf Prozent der Befragten(2001: 20 Prozent). Den größten Zuwachs an Marktanteilen prognostizieren die Befragten den asiatischen Herstellern: 79 Prozent (2001: 74 Prozent) erwarten hier einen Anstieg bis 2005. Für die europäischen Produzenten ist knapp die Hälfte der Branchenexperten (47 Prozent, 2001: 51 Prozent) optimistisch. Amerikanischen Herstellern sagen nur noch elf Prozent (2001: 22 Prozent) wachsende Marktanteile voraus. Hans-Dieter Krauss, KPMG: “Der für europäische und asiatische Hersteller vorhergesagte Zuwachs an Marktanteilen ist nicht überraschend. Sie sind in der Lage, schnell das richtige Produkt auf den Markt zu bringen und haben frühzeitig Produktionsmethoden entwickelt, die ihnen ermöglichen, sich schnell auf veränderte Kundenwünsche einzustellen.” ”Crossover”-Modelle lösen Pick up-Trucks bei Kundennachfrage ab Vor allem der Kundenwunsch nach so genannten “Crossover”-Modellen nimmt nach Ansicht der Befragten deutlich zu. Drei Viertel (73 Prozent) der Befragten sehen hier innerhalb der kommenden fünf Jahre einen wachsenden Marktanteil. Nur noch jeder vierte Branchenexperte (27 Prozent) erwartet dagegen einen Anstieg der Marktanteile von Pick up-Trucks; 2001 waren es noch 39 Prozent. Kostensenkungsmaßnahmen: Innovationen in der Montage als Hoffnungsträger Als aussichtsreichste Möglichkeit, um in der Automobilindustrie Kosten zu sparen, bezeichnen jeweils zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) die computergestützte Modellierung (Computer Modeling) und Innovationen in der Fertigung. Während damit die Bedeutung des Computer Modeling im Vergleich zum Vorjahr (64 Prozent Zustimmung) fast unverändert blieb, erfuhr die Verbesserung der Fertigungstechniken einen drastischen Bedeutungszuwachs (von 45 auf 65 Prozent). Reduzierungen von Verkaufsanreizen und weitere Kürzungen in den Bereichen Vertrieb und Marketing (31 bzw. 35 Prozent Zustimmung) werden dagegen als weniger aussichtsreich bezeichnet als noch vor Jahresfrist (40 bzw. 41 Prozent).

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