Auch Geländewagen benötigen Winterreifen

Trotz M+S-Markierung bieten grobstollige Ganzjahresreifen auf winterlichen Fahrbahnen zu wenig Sicherheit in Kurven und vor allem beim Bremsen Geländewagen können ihre konzeptionellen Vorteile nur dann voll ausschöpfen, wenn der Allradantrieb mit leistungsfähigen Winterreifen kombiniert wird. Das ist das Ergebnis eines ADAC-Tests von grobstolligen Ganzjahresreifen und echten Winterreifen. Die Resultate überraschen viele Verbraucher, weil die in der Regel für den US-Markt konzipierten, normalerweise aber auch in Europa gefahrenen Geländewagenreifen nahezu ausnahmslos M+S-Markierungen tragen und deshalb entsprechende Wintereigenschaften erwarten lassen. Dass dem nicht so ist, liegt einerseits an den anders gelagerten Ansprüchen amerikanischer Autofahrer – für die Wintereigenschaften oft schon dann gegeben sind, wenn das Fahrzeug nur einigermaßen zügig aus der eingeschneiten Parkbucht auf die geräumte Straße kommt – und andererseits an den typischen Eigenschaften von Geländewagen: Sie sind in der Regel schwerer und besser motorisiert als Limousinen. Außerdem bringen sie durch ihre Gelände-Untersetzungen sowie vor allem die Differenzialsperren hohe Drehmomente und damit insgesamt hohe Belastungen auf die Reifen. Durch diese Besonderheiten verringern sich für den Reifenentwickler die technischen Möglichkeiten zur Optimierung der Winterqualitäten ihrer Bereifungen deutlich. Winterreifen unterscheiden sich von Sommerreifen in vier wesentlichen Merkmalen: Ihre Laufstreifen haben grobere Profilstrukturen und schmalere Drainage-Kanäle. Ihre Gummimischungen entwickeln zudem bei tieferen Temperaturen noch gute Haftung; zahlreiche Lamellen verbessern die Traktion. Den Löwenanteil zu den guten Wintereigenschaften tragen dabei die Mischungen und die Lamellenformen bei, die aber bei Geländewagen wegen ihrer hohen Gewichte und Antriebsmomente nicht so ausgefeilt werden können wie bei Limousinen. Zudem müssen die Gummimischungen ganzjährig gefahrener Offroad-Reifen eine ausreichende Temperatursicherheit für hohe Dauergeschwindigkeiten auf Autobahnen aufweisen und die Lamellenformen widerstandsfähig genug gegen die Extrembelastungen auf Fels und Schotter sein. Aus diesen Gründen können Bereifungen, die ganzjährig auf Geländefahrzeugen gefahren werden sollen, keinesfalls die Winterqualitäten besitzen, wie sie spezielle Winterreifen bieten: überzeugende Leistungen auf trockenen und nassen Fahrbahnen bei höchstmöglicher Sicherheit auf Schnee und Eis. Die Winterspezialisten wiederum können nicht mit jenen Hochgeschwindigkeitsreserven aufwarten, wie sie für schnelle, sommerliche Reisen erforderlich sind. Darüber hinaus halten ihre Lamellenformen den Extrembelastungen im Gelände nicht stand, weshalb der ADAC zu dem Schluss kommt, dass auch bei Geländewagen ein Wechsel von Sommer- auf Winterreifen erforderlich ist. Wie der aktuelle Test ausweist, liegen die Stärken der ganzjährig zu fahrenden Offroad-Reifen insbesondere auf trockener Fahrbahn. Zudem sind sie für höhere Endgeschwindigkeiten zugelassen. Die speziellen Winterreifen bieten dagegen größere Sicherheit auf nasser Straße sowie auf schneebedeckter und vereister Fahrbahn. Im Komfort, im Außengeräusch und im Rollwiderstand unterscheiden sich die Leistungen der beiden Gruppen nicht. Im Hinblick auf ihre Wintereignung trennen sie jedoch Welten: Immerhin belohnt der ADAC die besten Offroad-Winterreifen mit der Auszeichnung “Besonders empfehlenswert”, während die gleichwohl M+S-markierten Ganzjahresreifen als “nicht empfehlenswert” eingestuft werden.

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