CCM – Eine neue Pirelli-Technologie:

Insgesamt wurden für das neue System sieben Patente angemeldet. Das erste Patent in den Vereinigten Staaten ist bereits erteilt – in Europa, Japan und Südamerika ist mit der Erteilung weiterer Patente zu rechnen, wodurch sich Pirelli signifikante Wettbewerbsvorteile verspricht. Das CCM-System (Continuous Compound Mixing) von Pirelli erlaubt die Verwaltung von mehr als 40 verschiedenen Materialien wie Polymere, Additive, Ruß, Schwefel oder Silica, die für die Reifenherstellung benötigt werden, sowie deren komplexe Komposition, je nach einzelnem Reifentyp. Erbaut in der Rekordzeit von 24 Monaten mit einer Investitionssumme von 10 Mio. Euro, arbeitet die 800 m² große CCM-Halle derzeit als Pilotanlage. Sie produziert bis zu 250 kg Mischung in der Stunde und soll bei voller Betriebsfähigkeit auf einen Ausstoß von 1.000 kg pro Stunde kommen. ”Die neue CCM-Mischungshalle ist weltweit einzigartig. Sie ist das Ergebnis intensiver Pirelli-eigener Forschung und bildet die ideale Ergänzung zum MIRS-Projekt”, erklärt Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera. “Mit dem MIRS-Prozess wollen wir unsere Führungsposition im Hochleistungsbereich sowie in wachstumsstarken und profitablen Sektoren weiter ausbauen. Dabei konzentrieren wir uns auf die fortschrittlichsten Produkte in den Punkten Leistung, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Dank MIRS-Technologie können wir unsere Prozesse optimieren, die Produktivität verbessern und schneller und flexibler auf die Bedürfnisse des sich schnell verändernden Automarkts reagieren.” Die präzise Steuerung der Mischungsproduktion und ihre Umwandlung in einen kontinuierlichen Prozess machen das CCM-System von Pirelli zu einem technologischen Durchbruch im Reifenbau. Die Vorlaufzeit, die im konventionellen Mischungsprozess rund 24 Stunden beträgt, nimmt durch die CCM-Anlage auf 4,7 Stunden ab, der Energieverbrauch sinkt um mehr als 20 %. Gleichzeitig geht die Schwankungsbreite der physikalischen Eigenschaften in der Mischung um volle 70 % zurück. ”Mit der Schaffung des CCM-Systems haben wir auch das Fernziel der MIRS-Technologie erreicht”, erklärt Renato Caretta, verantwortliches Vorstandsmitglied bei Pirelli für den Bereich Technische Entwicklung. “Denn dadurch wird MIRS zu einem völlig autonomen und flexiblen System, das die Reifen in einem kontinuierlichen, integrierten Prozess herstellt. Durch die Einführung von Kontinuität, Modularität und Flexibilität nunmehr auch im Mischungsprozess haben wir auch den Materialbereich in dieselbe Strategie einbezogen, die für das gesamte MIRS-System gilt: die Revolutionierung des traditionellen Fertigungsprozesses.” Der Materialfluss des CCM-Systems verlangt lediglich zwei Doppelschneckenextruder, die kontinuierlich laufen. Die Mischung wird – ohne Unterbrechung und ohne Zwischenlagerung – der Produktion pneumatisch zugeführt. Das computergesteuerte Management des Materialflusses erlaubt dabei die exakte Kontrolle aller Inhaltsstoffe, chemischen Reaktionen, Temperaturen und Mischungskonditionen und reduziert darüber hinaus den bei normalen Technologien anfallenden Staub und Ruß. Während die Europäische Union hier einen Grenzwert von 10 mg pro m³ in der Luft festgesetzt hat, beträgt die tatsächliche Russkonzentration in der Mischungshalle in Bicocca nur noch 0,3 mg/m³ Luft. ”So wie MIRS die Steuerung der Fertigungsmaschinen gewährleistet, so garantiert CCM die Steuerung der Materialien, die im Reifenbau eingesetzt werden. Damit können wir die physikalischen, mechanischen und dynamischen Eigenschaften unserer Reifen entscheidend verbessern”, ergänzt Enrico Albizzati, Geschäftsführer der firmeneigenen Pirelli-Labs für Material-Innovationen. “Kürzere Heizzeiten und hohe Prozesstemperaturen erlauben uns zudem den Einsatz neuer Materialien, die in herkömmlichen Mischungssystemen Probleme bereiten würden. Dank der Synergien von MIRS und CCM arbeiten wir schon jetzt an einer Reifengeneration, die völlig neue und bisher nicht gekannte Leistungsmaßstäbe setzen wird.” Neue Anwendungen für den MIRS-Prozess Mit der Fertigstellung der CCM-Halle macht das MIRS-Programm einen weiteren entscheidenden Schritt nach vorn. So wird im Werk Bicocca ein erstes MIRS-Modul für die Herstellung von Motorradreifen in Betrieb genommen. Gerade bei Motorradreifen erschließt die MIRS-Technologie ein besonders hohes Potenzial, da das System eine wesentlich größere Uniformität gewährleistet. Denn bei Motorrädern spielen die Reifen eine lebenswichtige Rolle. Sie gewährleisten hohen Grip mit der notwendigen Sicherheit und nehmen so entscheidenden Einfluss auf die Leistung des Fahrzeugs. Die erste Homologation der neuen MIRS-Motorrad-Reifen für die Erstausrüstung der Aprilia RSV 1000 R waren bereits erfolgreich. Die Aprilia-Ingenieure attestierten dem Pirelli-Produkt eine neue Benchmarke im Bereich der Balance zwischen Fahrkomfort und -stabilität sowie eine sehr gleichmäßige Kraftübertragung, die ein präzises und ausgewogenes Handling erlaubt und extrem gute Bremsleistung gewährleistet. Auf die Pilotanlage in Bicocca folgt in Kürze die Installation der ersten MIRS-Motorradreifen-Produktionsmodule im Metzeler Werk in Breuberg/Odenwald. Neben der Anwendung bei Motorradreifen macht die MIRS-Technologie weitere Fortschritte im Bereich der Lkw-Reifen. Derzeit “erlernen” die Roboter die Herstellung von Lkw-Reifen mit einem Stückgewicht von 50 kg und mehr. Bei Pkw- und SUV-Reifen läuft die MIRS-Reifenproduktion bereits auf Hochtouren. So produziert das Werk Breuberg mit derzeit drei MIRS-Modulen die Pirelli Eufori@-Run-Flat-Reifen für den BMW Mini. Eine vierte Linie steht kurz vor der Inbetriebnahme und die Bauarbeiten an der fünften Linie gehen in die Endphase. Damit wird der Standort Deutschland zum Dreh- und Angelpunkt sowie Kompetenzzentrum der MIRS-Technologie für Pkw-Reifen. Zwei weitere Linien sind im britischen Pirelli-Werk Burton-on-Trent in Betrieb gegangen. Sie produzieren zur Zeit Run-Flat-Reifen für SUV-Fahrzeuge, sowie die MIRS-Reifenlinien für den US-amerikanischen Markt. Auch das amerikanische MIRS-Projekt läuft exakt nach Plan. Der Bau des Pirelli-Werkes in Georgia ist abgeschlossen und die Anlage steht kurz vor der Inbetriebnahme. Die Serienproduktion soll planmäßig im Juli 2002 beginnen. Zum Jahresende werden in den USA drei Module in Betrieb sein, die in der Hauptsache Reifen für SUV- und HP- bzw. UHP-Pkw-Reifen für die Erstausrüstung und den nordamerikanischen Markt produzieren.

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