5,1 Millionen motorisierte Zweiräder in Deutschland

Nach Angaben des Industrie-Verbands Motorrad Deutschland e.V. (IVM) ist die Gesamtzahl an Neuzulassungen im Jahr 2001 gegenüber 2000 um etwas mehr als sieben Prozent zurückgegangen. Der nochmalige Wintereinbruch im März und das dann folgende schlechte Wetter im Frühling ließen nach Meinung des Verbandes keine optimale Entwicklung im ersten Quartal 2001 zu. Auch die Ereignisse vom 11. September hätten sich messbar bei den Zulassungen niedergeschlagen. Weitere negative Einflüsse macht der IVM in der Umstellung auf den Euro aus, der sich eher negativ auf das Geschäft im Winter ausgewirkt habe. Aufs ganze Jahr gesehen wurden dennoch rund 158.000 Motorräder über 125 Kubikzentimeter neu zugelassen – im Vorjahr wurden allerdings noch leicht mehr als 170.600 gezählt. Dabei konnten klassische Motorräder ihr Marktsegment weiter ausbauen, sie machen 22 Prozent aller Neuzulassungen aus. Der Anteil an Sportlern und Supersportlern von über 39 Prozent ist ebenfalls als eine positive Entwicklung in diesem Bereich zu sehen. Unverändert zeigten sich dagegen die Zulassungen der Enduros und der Tourer, ihr Anteil an den Neuzulassungen betrug 17,4 Prozent bzw. 9,2 Prozent. Die Choppersparte musste hingegen Einbußen hinnehmen und kam nur noch auf 12,3 Prozent aller Neuzulassungen. Ein besonderer Trend, der sich bereits im Jahr 2000 abzeichnete, war die Nachfrage nach hubraumstarken, klassischen Motorrädern mit über 1.000 Kubikzentimetern, den so genannten “Naked Bikes”. Vielen Motorradfahrern – so die Interpretation dieser Tatsache seitens des IVM – war wohl die Gewissheit einer immer ausreichenden Leistungsreserve, gekoppelt mit hohem Fahrvergnügen, wichtig für ihre Kaufentscheidung. Nicht zufrieden stellend verlief die Entwicklung bei den Leichtkrafträdern bis 125 Kubikzentimeter mit einem Marktrückgang von 28,6 Prozent auf 26.391 Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahr. Hingegen entwickelten sich die Zahlen bei den Kraftrollern über 125 Kubikzentimeter außerordentlich positiv. Mit einer großen Palette neuer Modelle hatten die Anbieter nach Ansicht des Verbandes einen “guten Riecher” für die Bedürfnisse der Kunden und konnten so in diesem Segment eine Steigerung von knapp 39 Prozent auf eine Gesamtzahl von 8.692 Neuzulassungen erreichen. Interessant zudem vor allem die Tatsache, dass die Zahl der weiblichen Halter von Motorrädern weiter gestiegen ist. Insgesamt gingen im vergangenen Jahr knapp 23.300 Zweiräder in weibliche Hände. Nach Aussagen des IVM hat sich der Geschmack weiblicher Motorradfahrer dabei stark gewandelt. Mit der Suzuki SV 650 steht inzwischen vor den eigentlichen Klassikern ein sportlicher V-Twin in den weiblichen Top Ten ganz oben. Den zweiten Platz konnte sich im Zuge des allgemeinen Trends hin zu Enduro-Motorrädern die BMW F650 GS sichern. Was dann in den Top Ten der Damenwelt folgt, gehört eher in die Kategorie “sportlicher und schneller”. Auf Platz sieben beispielsweise findet sich mit der Honda CBR 600 der erste “echte Sportler” und auf Platz acht mit der BMW R 1150 GS ein “richtiges Big Bike”. Auch in der Enduro-Welt sind die Männer nicht mehr allein: Laut IVM entschied sich im vergangenen Jahr jede 28. Frau für ein Motorrad des österreichischen Herstellers KTM. Für die einzelnen Hersteller entwickelte sich der Markt darüber hinaus sehr unterschiedlich. Suzuki konnte seine Marktvorherrschaft auf 21,7 Prozent weiter ausbauen und verschaffte sich so ein sicheres Polster vor Honda und Yamaha. Durch einen nochmals gesteigerten Absatz der R 1150 GS konnte sich BMW mit einem Marktanteil von 16 Prozent dicht an das Führungstrio annähern. Prozentual gesehen verzeichnete der Hersteller Sachs den besten Zuwachs – gelang es doch im Vergleich zum Vorjahr um nicht weniger als 46,8 Prozent zuzulegen. Ebenfalls prozentual gewachsen sind Moto-Guzzi mit 8,5 Prozent, gefolgt von KTM mit 7,8 Prozent und BMW mit 6,6 Prozent. Gebrauchtmarkt Während die Verkaufszahlen am Gesamtmotorradmarkt geringfügig rückläufig waren, ist die Gesamtzahl der verkauften Gebrauchtmotorräder gestiegen. Ihr Anteil an der Gesamtzahl verkaufter Zweiräder liegt jetzt bei 38 Prozent, 2000 waren es noch 34 Prozent – so lautet jedenfalls eines der Ergebnisse der aktuellen Zweiradumfrage von EurotaxSchwacke, bei der einmal pro Jahr bundesweit 200 Motorradhändler befragt werden. Demnach haben die Händler 2001 durchschnittlich 233 Motorräder (Vorjahr: 241) verkauft. Dieser leichte Rückgang geht den Eurotax-Aussagen zufolge vollständig auf Kosten neuer Zweiräder, während gebrauchte Bikes zugelegt hätten. Große Händler kamen 2001 mit 427 abgesetzten Maschinen jedoch auf fast doppelt so hohe Verkaufszahlen wie der Durchschnitt, der Anteil neuer und gebrauchter Maschinen lag bei ihnen allerdings schon nahezu gleichauf. Ein Grund für diese Entwicklung wird in der Verteuerung der Neufahrzeuge gesehen. Ansonsten sind bei den Gebrauchten ähnliche Trends wie im Geschäft mit den Neumaschinen zu beobachten: Chopper und Cruiser sind zunehmend schwieriger an den Mann oder die Frau zu bringen mit der Folge, dass hier das Preisniveau gegenüber dem Vorjahr gefallen ist. “Diese Klasse trifft nicht mehr ganz den Zeitgeist. Gefragt sind jetzt vor allem hubraumstarke Naked Bikes, also unverkleidete Straßenmaschinen, und Hard-Enduros. Dies zeigt sich auch in der aktuellen Restwertentwicklung dieser Klassen, die stabil bis leicht steigend notieren”, so die Erklärung von Thomas Lemp, Motorradanalyst bei EurotaxSchwacke. Der Umfrage zufolge haben immer mehr Motorradhändler die Chancen des Wachstumsmarktes Gebrauchtmotorräder erkannt. Festgemacht wird diese Aussage an den aktiven Zukäufen von Gebrauchtmotorrädern von Seiten der Händlerschaft. Dabei seien die Motorradbestände bei BMW- und Honda-Händlern im letzten Jahr angestiegen, bei Kawasaki- und Yamaha-Händlern seien hingegen deutliche Verminderungen spürbar. Auch die Orte, an denen Käufer nach einem neuen Zweirad suchen, würden sich immer mehr verändern. Inzwischen spielten Internet-Börsen eine wachsende Rolle, und auch das Ausland werde als Bezugsquelle immer häufiger in Betracht gezogen.

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