Studie “Automobiltechnologie 2010” vorgelegt

Eine von der HypoVereinsbank und Mercer Management Consulting vorgelegte Studie zeigt nach Ansicht ihrer Autoren, dass das Auto der Technologie- und Wirtschaftsmotor der Zukunft ist. In der heute etwa 2.450 Milliarden Euro umsetzenden Branche wird es trotzdem zu massiven Verschiebungen zwischen den Marktteilnehmern sowie einer weiteren Konsolidierung kommen. Von den heute ca. 15 größten Fahrzeugherstellern sollen bis 2010 nur noch ca. sechs bis zehn Konzerne übrig bleiben. Noch dramatischer sehe die Situation bei den Zulieferern aus: 5.500 sind es heute; bis 2010 würden 2.000 vom Markt verdrängt werden, sodass die Top 20 dann 50 Prozent (heute 27%) des Zuliefervolumens der Automobilhersteller abdecken. Die Schlagworte, die die derzeitige Situation der Automobilindustrie beschreiben – Überkapazitäten, Verkaufsrückgänge, einbrechende Renditen, niedrige Aktienkurse, Sanierung – sollen demnach bald der Vergangenheit angehören. Allerdings gelte dies nur für die Unternehmen, die technologisch und regional mithalten können. Behaupten werden sich nach Erkenntnissen der Studie nur Unternehmen, die neue Kompetenzen aufbauen: Softwareentwicklung, Mechatronik oder digitale Supply Chains, aber auch neue soziale und kulturelle Kompetenzen im Rahmen der Globalisierung. Im Mittelpunkt der Studie “Automobiltechnologie 2010” standen daher Innovationen an 42 Modulen des Fahrzeugs, 50 Fertigungsverfahren und mehr als 20 neue Werkstoffgruppen bis zum Jahr 2010. Das dabei entdeckte Innovationspotenzial der 800 untersuchten Automobilhersteller, -zulieferer und -ausrüster sei – so die Studie – enorm. Im Jahr 2000 haben die Automobilhersteller nach Aussagen der HypoVereinsbank/Mercer-Analysten weltweit 25 Prozent ihres Börsenwertes oder 150 Milliarden Euro verloren. Die nun vorgelegte Studie zeigt ihrer Ansicht jedoch, dass diese Entwicklung nicht unbedingt Anlass zur dauerhaften Sorge geben muss, da in der Fahrzeugbranche noch großes Potenzial steckt. Einerseits werde durch eine Vielzahl neuer Fahrzeugkonzepte und Technologien die Basis für Geschäfte rund um intelligente Mobilitätslösungen geschaffen – zum Beispiel durch E-Commerce im Auto. Andererseits wachse aufgrund des Wunsches nach kundenspezifischen Lösungen und dem weiterhin steigenden Bedürfnis nach individueller Mobilität der Automobilmarkt kontinuierlich. Anders als früher, wo die Hersteller versuchten sich durch zusätzliche “Features” und Ausstattungskomponenten gegenüber dem Wettbewerb zu differenzieren, bestimmen heute darüber hinaus neue Geschäfts- und Gewinnmodelle das Denken, bei denen technische Innovationen als so genannte “Enabler” dienen. Die Studie “Automobiltechnologie 2010” hat den Versuch unternommen, die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung sowie die sich hieraus ergebenden Auswirkungen auf die Automobilbranche herauszuarbeiten. Getrieben von Wettbewerb, Kunden und Gesetzgebern Die Motoren für die Veränderungen am Fahrzeug sind der nun vorgelegten Untersuchung zufolge neben dem ständigen Kosten- und Wettbewerbsdruck insbesondere die steigenden Anforderungen der Kunden bezüglich Komfort und Sicherheit sowie eine zunehmende Individualisierung der Fahrzeuge. Großen Einfluss hätten zudem der verstärkte Umweltschutz, die Rohstoffverknappung und die strenger werdende Gesetzgebung in vielen Ländern. Autos werden in den nächsten zehn Jahren – so die weitere Prognose – etwa 30 Prozent leiser, der Flottenverbrauch wird um gut 15 Prozent sinken und der Ausstoß an Schadstoffen wird dank neuester Motoren und Katalysatoren nur noch 1/1000 dessen betragen, was noch vor drei Fahrzeuggenerationen Stand der Technik war. Die Brennstoffzelle wird aber noch etwa zehn Jahre auf sich warten lassen. Außerdem sollen die einzelnen Module des Autos immer intelligenter werden: Nachtsicht in der Windschutzscheibe oder aktive Fußgänger-Schutzprogramme an der Stoßstange werden Einzug halten. Insgesamt werde das Auto mehr und mehr durch Elektrik und Elektronik bestimmt – zu Lasten der mechanischen Bauteile. So wird nach Auffassung der HypoVereinsbank/Mercer-Analysten beispielsweise die Ventilsteuerung über kurz oder lang elektronisch erfolgen und im Zuge solcher Entwicklungen konsequenterweise die Softwareentwicklung für Autos immer wichtiger werden. Im Karosseriebau bringe dagegen das Baukastenprinzip zu Ende, was durch die Plattformstrategie begonnen wurde. Neue Werkstoffe könnten helfen, den Kraftstoffeinsatz weiter zu reduzieren, ohne bei Komfort und Sicherheit Kompromisse einzugehen. Auch neue Erkenntnisse aus der Bionik würden den Fahrzeugbau revolutionieren: Nanochrome Werkstoffe im Autolack erlauben, die Farbe ähnlich einem Chamäleon anzupassen; eine Spezialbeschichtung auf Lack und Scheiben lässt Schmutz wie bei Lotusblättern abgleiten; die Haftung von Winterreifen wird durch Profile verbessert, die von Eisbärentatzen kopiert wurden. Konsequenzen für die Automobilindustrie Strukturellen Veränderungen sind auch Ergebnis der technologischen Veränderungen. Das Wachstum der nächsten zehn Jahre wird laut Aussagen der aktuellen Studie in erster Linie in Asien, Osteuropa und Südamerika (+7,5% p.a.) stattfinden. Wer hier keine Kapazitäten und Kompetenzen aufbaue, werde nicht überleben. Von den heute ca. 15 größten Fahrzeugherstellern werden bis 2010 nur noch ca. sechs bis zehn Konzerne übrig bleiben – zu diesem Schluss kommen die Autoren der Untersuchung zur “Automobiltechnologie 2010”. Noch dramatischer sehe die Situation bei den Zulieferern aus: 5.500 sind es heute; bis 2010 sollen 2.000 vom Markt verdrängt werden. Die Top 20 würden dann 50 Prozent (heute 27%) des Zuliefervolumens der Automobilhersteller abdecken. Um dies zu erreichen, werden die Automobilhersteller nach Prognosen von der HypoVereinsbank und Mercer Management Consulting weiterhin hohe Anteile eigener Wertschöpfung auslagern. So wie sich die Beziehung zwischen Händler und Zulieferer ändere, so verändere sich auch die Beziehung zwischen Händler und Endkunde. Die Vision: Der Autokäufer wird zukünftig nicht nur sein Fahrzeug am PC konfigurieren und bestellen können; er kann auch verfolgen, wie es Schritt für Schritt in der Fabrik entsteht. Die Kosteneinsparungen entlang der automobilen Wertschöpfungskette könnten sich dadurch auf durchschnittlich 790 Euro je Fahrzeug aufsummieren. Der rasante Wandel in der Automobilindustrie erfordere von allen Marktteilnehmern einen massiven Aufbau sozialer und kultureller Kompetenzen. Das Wissen und die Ressourcen für die Entwicklung neuer Softwareanwendungen, von Elektronik, Mechatronik-Systemen oder Telematik-Diensten werde ebenso über Erfolg und Misserfolg entscheiden, wie Supply Chain Management Know-how und das Management komplexer Netzwerkorganisationen. Zulieferer und Ausrüster müssten konsequent neue Business Designs entwickeln. Die Studie “Automobiltechnologie 2010” zeigt nach Überzeugung ihrer Autoren, wie durch innovative Geschäftsmodelle und klare Strategien profitable Unternehmen entstehen können. Das Gros der Unternehmen sei jedoch hiervon noch weit entfernt. Nur die Top-Performer der Branche hätten in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche Umsatzrendite von über 20 Prozent realisieren können: Alle hatten überlegene Business Designs und waren offen für neue, kreative Modelle zur Finanzierung des Wandels. Automobilzulieferbranche im Wandel Die Studie “Automobiltechnologie 2010” ordnet Zulieferer je nach Volumen, Innovations- und Integrationspotenzial verschiedenen Geschäftsmodellen mit individuellen Gewinnmodellen und Erfolgsstrategien zu. Ž Volumenanbieter operieren in Segmenten mit vergleichbaren, einfachen Standardprodukten in hoher Stückzahl. Sie verfolgen eine Kostendegressionsstrategie, um in ihren Segmenten hohe Marktanteile zu erzielen. Ž Nischenanbieter profitieren von der Fokussierung auf ausgewählte Abnehmer und der Spezialisierung auf maßgeschneiderte Kundenlösungen. Sie sind in der Umsetzung ihres Geschäftsmodells bisher am weitesten vorangeschritten. Ž Komponentenspezialisten sind die zukünftigen Innovationsschmieden der Automobilindustrie. Über technologisch führende Produkte profilieren sich die Zulieferer bei Systemintegratoren (siehe unten) und Automobilherstellern. In der Einrichtung eines permanenten Innovationsmanagements besteht somit die Hauptaufgabe dieser Zulieferer-Gruppe. Ž Modul-/Systemspezialisten fällt die Aufgabe zu, Komponenten und Teile in Modulen bzw. Systemen zu Kundenlösungen zu integrieren und dabei permanent die Funktionalität ihres Systems bzw. Moduls zu optimieren. Erfolgsentscheidend ist hierbei, Veränderungen des Fahrzeugdesigns rechtzeitig zu antizipieren bzw. aktiv voranzutreiben. Auch müssen neue Modul- und Systemdefinitionen frühzeitig erkannt und als Chance zum eigenen Wachstum genutzt werden. Systemintegratoren haben durch ihre Akquisitionstätigkeit den Wandel der Zulieferlandschaft in den letzen Jahren stark vorangetrieben. Durch gezielte Zukäufe wurden globale Präsenzen aufgebaut und Produktportfolios komplettiert. Der Umsatz der Systemintegratoren wird durch das zunehmende Outsourcing künftig weiter wachsen. Ziel der Unternehmen muss es sein, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren und intelligente globale Produktionsnetzwerke aufzubauen. Nur so lassen sich die zu erwartenden neuen Anforderungen profitabel umsetzen.

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